Tägliche Meditationen
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Freitag,
10. September 2021

Wenn Blinde auch noch einen Balken im Auge haben…

Freitag der dreiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

Raphaela Kloiber

Lk 6,39-42
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Kann ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen Der Jünger steht nicht über seinem Meister; jeder aber, der alles gelernt hat, wird wie sein Meister sein. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!, während du den Balken in deinem eigenen Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.

Einführendes Gebet: Ich stelle mich in deine liebende Gegenwart, himmlischer Vater. Segne mich und segne dieses Gebet mit deiner Gnade und deinem Licht. Führe mich, damit ich deinen Willen erkenne und ihn liebevoll tue.

Bitte: Segne alle Menschen, die verachtet werden oder wenig Wertschätzung erhalten.

1. Blinde sind keine guten Führer. "Kann ein Blinder einen Blinden führen"? Jesus stellt hier viele Fragen, denn er will, dass wir zum Nachdenken kommen und selber die Lösungen auf die Fragen des Lebens finden. "Nein", ein Blinder ist kein guter Führer für andere Blinde. Wie oft wollen wir anderen sagen, wie sie zu leben haben (jedes Mal, wenn wir innerlich in Gedanken kritisieren)! Dabei wissen wir oft viel zu wenig über Umstände, Ursachen, Ziele oder Wege zur Lösung. Wir sind selber oft bei weitem noch nicht umsichtig genug, um andere führen zu können. Das bedeutet nicht, dass ich nicht führen soll. Es bedeutet vor allem, dass ich sehend werden soll. Wie? Indem ich mich oft in das Licht Gottes stelle und von ihm die Wahrheit lerne. Im Gebet und in der Stille werde ich sehend.

2. Der Balken ist groß. Jesus verwendet ein Bild, das einiges aussagt. Er sagt, dass wir manchmal einen Balken im Auge haben. Denke darüber nach: Ein Balken im Auge. Also etwas, das so groß ist, dass ich überhaupt nichts sehe. Möchte Jesus uns mit diesem Bild mitteilen, dass wir die Welt und den Sinn unseres Lebens oft völlig falsch sehen, gar nicht erkennen, wozu wir eigentlich da sind? Der Balken verdeckt ja ALLES. "Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!" Sollten wir uns nicht mehr um unsere eigene Sehfähigkeit kümmern und diese richtigstellen, als um die der anderen? Gott hat uns in die Welt gestellt, um die Liebe zu lernen und dadurch eines Tages in den Himmel zu kommen. Siehst du das?

3. Der Splitter ist klein. Wenn Jesus den Splitter erwähnt, spricht er über etwas sehr Kleines. Oft kann man Splitter nicht einmal sehen; man spürt sie einfach. Aber sie sind klein. Damit sagt Jesus, dass wir manchmal aus einer Mücke einen Elefanten machen, dass wir Kleinigkeiten viel zu groß darstellen und uns daran aufhängen können. Wenn wir die Splitter (also die kleinen Fehler) doch als etwas Kleines erkennen und stehen lassen könnten, wäre unser Leben wohl schon viel friedvoller. Ich frage dich: Sind die Dinge, die dich aufregen, wirklich so wichtig, oder ist es nur ein kleiner Splitter, eine Mücke? Und kannst du sie nicht einfach als solche stehen lassen?

Gespräch mit Christus: Jesus, vergib mir die Arroganz und den Stolz, der mich manchmal überheblich macht und die anderen kritisieren lässt. Schenke mir einen Geist der Reue und der Wahrheit, damit ich den Balken in meinem Auge sehen kann. Nimm ihn mir. Mache mich demütig.

Vorsatz: Ich will heute in einem Gespräch lieber dreimal nachfragen, um besser zu verstehen, als sofort einen "klugen Rat" zu geben.

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