Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
26. Januar 2017

Über Messbecher und Maßstäbe

Gedenktag
Hl. Timotheus und Titus, Bischöfe

Beate Scheilen

Mk 4,21-25
In jener Zeit sprach Jesus: Zündet man etwa ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber oder stellt es unter das Bett? Stellt man es nicht auf den Leuchter? Es gibt nichts Verborgenes, das nicht offenbar wird, und nichts Geheimes, das nicht an den Tag kommt. Wenn einer Ohren hat zum Hören, so höre er! Weiter sagte er: Achtet auf das, was ihr hört! Nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden, ja, es wird euch noch mehr gegeben. Denn wer hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.

Einführendes Gebet: Jesus, du hast Licht in mein Leben gebracht. Ich darf ein Kind deiner Kirche sein. Durch die Eucharistie, die Beichte und auf viele andere Weise erhellst du immer wieder meine Dunkelheit. Ich danke dir für so viel Geduld und Liebe! Bitte lass meinen Maßstab dir gegenüber immer großzügiger werden.

Bitte: Herr Jesus, hilf mir zu sehen, wo ich Licht für andere sein kann und soll. Gib mir den Willen und den Mut, sie zu dir zu führen.

1. Das Licht kommt in die Welt. "Kommt etwa die Lampe", heißt es in einer anderen Bibelübersetzung, "damit sie unter das Maßgefäß gestellt werde…?". Normalerweise kommen Lampen nicht von selbst in dunkle Räume. Hier wird klar, dass Jesus mit dem Licht sich selbst meinen könnte. Er kommt in unsere dunkle Welt – und er kommt nicht zu dem Zweck, "sein Licht unter den Scheffel zu stellen"! Im Gegenteil, es soll auf einem Leuchter stehen, damit alle es sehen! Wurde das Geheimnis des Reiches Gottes im direkt vorhergehenden Text noch vor denen verborgen, die es nicht erkennen wollten, so kündigt Jesus nun an, dass eines Tages auch dieses Verborgene für alle klar sichtbar werden wird. Wie ist das gemeint?

2. Die Kirche ist der Leuchter. Zur Zeit Jesu kursierten im Römischen Reich viele esoterische Geheimlehren. Die Mitglieder dieser exklusiven Zirkel waren unter Strafe dazu verpflichtet, ihre Kenntnis der Lehren und Riten, die dort praktiziert wurden, keinem Außenstehenden mitzuteilen. Hier macht Jesus unter anderem klar, dass er nicht einfach einen weiteren esoterischen Zirkel zu gründen gedenkt, bei dem es dauerhaft Mitglieder "drinnen" und Nichtmitglieder "draußen" gibt. Die Frohbotschaft ist für alle bestimmt. Alles soll offenbar werden – d.h. jeder soll Kenntnis vom Geheimnis Gottes erlangen können. Der Weg dorthin sollte aber über die Verbreitung dieses ersten Lichts führen, das Jesus war. Es sollte zunächst übergreifen auf die Apostel. Ihnen wurde die Botschaft vom Reich Gottes zur Verbreitung anvertraut. Das Ergebnis ist: die Kirche. Sie ist der "Leuchter" für das Licht. "Auf Zion hoch gegründet steht Gottes heilige Stadt, dass sie der Welt verkündet, was Gott gesprochen hat", heißt es in einem bekannten Kirchenlied.

3. Das Maß bestimme ich. Als Glieder der Kirche haben wir Teil an Gottes großem Geschenk für die Welt. Aber eine Gabe ist ja bekanntlich auch eine Aufgabe! Gott möchte, dass das Evangelium in unserem Leben Frucht bringt, und er möchte auch, dass wir Zeugen für das Licht werden, das unser eigenes Leben hell gemacht hat! Jetzt kommt es also auf meine Initiative an. Mache ich den Glauben zur Priorität in meinem Leben und teile ihn großzügig mit anderen, dann wird Gott mir auch seinerseits viel geben – nicht nur jetzt, sondern auch im nächsten Leben!

Gespräch mit Christus: Herr, unser Leben ist nicht einfach nur für uns da. Wir sollen ein Geschenk sein für andere, ein Geschenk, das sie zu Gott führt. Wir helfen anderen zum Licht zu gelangen, indem wir selbst darauf zugehen und anderen die Wahrheit zeigen. Herr, hilf mir, auf die Kraft deines Lichtes zu vertrauen und gib, dass ich mutig genug bin, dein Licht anderen weiterzugeben.

Möglicher Vorsatz: Ich will überlegen, wo ich im Glauben noch wachsen kann. In den nächsten Tagen möchte ich mich dieser Frage durch die Betrachtung meines Lebens, das Nachlesen im Katechismus oder ein Gespräch mit einem Priester stellen und für die Konsequenzen offen sein.

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