Tägliche Meditationen
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Mittwoch,
25. Januar 2017

Kommen wir dem Missionsbefehl nach?

Fest
Bekehrung des Apostels Paulus
Hl. Wolfram OPraem

Beate Scheilen und P. Thomas Fox LC

Mk 16,15-18
In jener Zeit erschien Jesus den Elf und sprach zu ihnen: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden.

Einführendes Gebet: Herr, ich möchte diese Zeit nahe bei dir verbringen, ich glaube, dass du hier bei mir bist. Lass mich erkennen, was du mir mit diesem Evangelium sagen möchtest. Herr, ich vertraue auf dich.

Bitte: Jesus, hilf mir, eine echte innere Beziehung mit dir aufzubauen!

1. Warum machen wir das nicht einfach? Vor einiger Zeit besuchte ich die Messe in einer Krankenhauskapelle. Dort wurde das obige Evangelium vorgetragen. Bei dem Satz: "…die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden" kam mir schlagartig der Gedanke: Warum machen wir das denn nicht einfach? Wir könnten doch jetzt das ganze Krankenhaus leeren, indem wir von Zimmer zu Zimmer gehen und die Kranken heilen! Oder nehmen wir nicht ernst, was Jesus gesagt hat? Anscheinend nicht, denn keiner machte Anstalten, den Text wörtlich zu nehmen. Ich habe mich übrigens auch nicht getraut... Dem Katechismus entnehme ich, dass der Heilige Geist handelt in den Sakramenten, ferner in einem tugendhaften Leben sowie im Gebet. Mit anderen Worten: Das Wirken des Heiligen Geistes hat ziemlich geregelt abzulaufen. Gibt es die von Jesus beschriebenen Phänomene also nur noch bei Charismatikern und Evangelikalen? Einerseits kann ich ja schon verstehen, dass nicht jeder herumlaufen und Kranke heilen oder gar Dämonen austreiben soll. Ich schließe ja zu Hause meinen E-Herd auch nicht selber an, sondern hole den Starkstrom-Elektriker. Andererseits: Wie viel seelisches und leibliches Elend könnte gelindert werden, wenn dazu befähigte Menschen diesen Heilungsdienst wahrnehmen würden? 

2. Gottes Wort ist wirksam, aber nicht nach Art einer Keule. Meine Fragen könnten einen dazu veranlassen, zu meinen, es genüge, das Wort Gottes wie eine "Keule" in die Hand zu nehmen, den Verstand auszuschalten und loszulegen, um zum gewünschten Erfolg zu gelangen… Doch kann man dem Wort Gottes gemäß handeln, ohne sich selbst vom Geist, der es erfüllt, wirklich tief durchdringen zu lassen? Jesus Christus, selbst "das Wort", hat viele Menschen geheilt und viele von Dämonen befreit. Er hat aber bei weitem nicht alle Kranken geheilt, die es damals in Palästina gab. Kam er deshalb seiner Sendung nicht nach? Antwort: Er hat uns alle geheilt – am Kreuz. Aber die Zuwendung dieser Gnade geschieht eben geschichtlich, durch Vermittlung und Stellvertretung, in organischem Wachstum und durch selbstlose Liebe, nicht per Knopfdruck und nicht maschinell, manchmal sichtbar, manchmal unsichtbar. Sicher hat der Herr seiner frühen Kirche diese Charismen (Sprachen, Heilungen, Erscheinungen, Teufelsaustreibungen) in besonderem Maße geschenkt, weil sonst die Verbreitung des Christentums unendlich viel mehr Zeit erfordert hätte. Auch treten diese Phänomene gehäuft in einem gesellschaftlichen Kontext auf, in dem Menschen offener gegenüber der Gnade sind, mit allem spontaner umgehen; wo sie zwischen religiösem und profanem Bereich keine klaren Trennungslinien ziehen…

3. Heilung geschieht auch in geordneten Bahnen. Die Kirche bietet in vielen Teilen Europas praktisch noch immer flächendeckend die Sakramente an. Und sind nicht die Sakramente die Charismen "par excellence"? Fließt nicht gerade über sie jede Gnade zu den Menschen? Treiben die Priester nicht Dämonen aus, wenn sie die Beichte abnehmen und dem Beichtenden dabei die Hand auflegen und über ihn das Kreuzzeichen machen? Trinken wir nicht täglich das Gift aggressiver Medienlandschaften und sonstiger Strukturen des Bösen, ohne dass es uns schadet? Und denken wir nach: Die meisten Errungenschaften, die wahrhaft im Dienst des Menschen stehen (im Bereich der Medizin und ärztlichen Versorgung, der Erziehung und Wohlfahrt) sind oft Frucht christlich-jüdischen Ideenguts. Der Heilungsdienst, den die Kirche zu leisten gerufen ist, wird tatsächlich – aber größtenteils unerkannt – in unserer Gesellschaft geleistet. Christus ist überall unterwegs, wo Menschen anderen Menschen zur Seite stehen, auch wenn es nicht mehr ausdrücklich unter der Autorität oder im Namen der Kirche geschieht. Es sind mit christlichem Gedankengut durchwirkte Strukturen – wenn auch oft wie nach Art des Feldes, auf dem Weizen und Unkraut nebeneinanderstehen. Als Christen können wir im Alltag miterlösen - nicht nur, wenn glamouröse Gesten geschehen … Wo Liebe praktiziert wird, passieren jeden Tag Wunder!

Gespräch mit Christus: Herr, ich danke dir für diese Gedanken! Du hast mir gezeigt, dass Heilung auf vielerlei Weise geschehen kann – und dass sie nur dann echt und wirksam ist, wenn wird dir dabei die Ehre geben! Bewahre uns alle vor der Versuchung, dein Wort und deine Gaben ohne innere Beziehung zu dir und deinem Geist zu gebrauchen, und hilf uns, den Wert der "kleinen Wunder im Alltag" zu schätzen.

Möglicher Vorsatz: Heute möchte ich mir bewusstmachen, dass ich durch meine kleinen Opfer und Gebete tatsächlich am Erlösungswerk Christi mitarbeiten kann, und ich möchte auch eine Gelegenheit nutzen, diese Erkenntnis anzuwenden.

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