Samstag,
30. Oktober 2021
Einer schätze den anderen höher ein als sich selbst
23. Oktober 2021
Samstag der dreißigsten Woche im Jahreskreis
Dr. Christoph Kunkel
Lk 14,1.7-11Als Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam, beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, nahm er das zum Anlass, ihnen eine Lehre zu erteilen. Er sagte zu ihnen: Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist, such dir nicht den Ehrenplatz aus. Denn es könnte ein anderer eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. Wenn du also eingeladen bist, setz dich lieber, wenn du hinkommst, auf den untersten Platz; dann wird der Gastgeber zu dir kommen und sagen: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
Einführendes Gebet: Herr, tief verborgen bist du in meinem Herzen und in meinem Wesen, betend nah ich dir. Ich kann dein Licht nur empfangen, muss achtsam sein, beim Vorübergehen deiner Gnadenlichter aufmerken. Nicht aus mir kommt diese Fülle, sondern aus dir. Doch aufnehmen kann ich sie, wenn ich sie wahrnehme und verinnerliche, hüte und bewahre.
Bitte: Bekehre uns, vergib die Sünden, schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen…
1. Gute Umgangsformen wie aus dem Knigge. Wenn meine Mutti den Tisch deckte, dann stellte sie die angeschlagene Tasse oder legte die leicht verbogene Gabel an ihren eigenen Essplatz. In der Straßenbahn standest du als Kind auf, wenn ein Älterer keinen Platz fand, den Mädchen hast du den Vortritt gelassen, und beim Begrüßen hast du gewartet, bis dir der Ältere die Hand reichte. Selbst beim Militär durften wir Offiziere erst Essen fassen, wenn die Mannschaften alle hatten. Es ist eine zutiefst preußische Fürsorgepflicht, zurück zu stehen. Meine ganz protestantische Jugend war geprägt vom "Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
2. Kein Rüffel, sondern eine Einladung. Jesus tadelt die Pharisäer nicht, er hält ihnen bloß vor Augen; er lässt ihre Frömmigkeit zur Selbsterkenntnis, letztlich zu der alten Bescheidenheit vor Gott finden. Denn die ist zwar den Pharisäern "im Betrieb" abhandengekommen, ruht aber tief in der Gotteserfahrung dieses ganzen Gott zugewandten Volkes. Äußerlich geht es um den Ehrenplatz und wer ihn einnehmen sollte – ein feines, elegantes Lehrstück. Jesus stellt die alltäglichen sozialen Abstufungen, das Respekteinfordern des Höhergestellten im frommen Kreis der Israeliten zur Disposition.
3. Wahre Religion ist das Opfer im Geiste, das Gott wohlgefällt. Aber Jesus ist gekommen, um alle Israeliten zu retten. In Jerusalem herrscht durch die hundertfältigen fleischigen Brandopfer, die Gott Tag für Tag dargeboten werden, ein übler Geruch. Opfer, um nicht wegen der eigenen Sünde dem Tod verfallen zu sein. So hatte es Gott seinem Volk geboten. Doch leider war vieles zu einem veräußerlichten, hierarchisch verkrusteten Regulativ geworden. Gott liebt dieses Volk aber so sehr, dass er nun in seinem Sohn kommt. So können die Israeliten, indem sie auf ihn, Jesus, schauen, im Befolgen der erneut gezeigten Barmherzigkeit immer wieder entsühnt werden, um im fortwährenden eigenen Scheitern durch Gottes Vergebung neue Kraft zu erlangen.
Gespräch mit Christus: Herr, strahle dein Licht über uns aus und lass uns zum Spiegel deines Lichtes werden.
Vorsatz: Ich fördere meinen Nächsten durch brüderliche Zuvorkommenheit.