Tägliche Meditationen
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Freitag,
29. Oktober 2021

Jesus betrachten

Freitag der dreißigsten Woche im Jahreskreis

Dr. Christoph Kunkel

Lk 14,1-6
Als Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam, beobachtete man ihn genau. Da stand auf einmal ein Mann vor ihm, der an Wassersucht litt. Jesus wandte sich an die Gesetzeslehrer und die Pharisäer und fragte: Ist es am Sabbat erlaubt zu heilen, oder nicht? Sie schwiegen. Da berührte er den Mann, heilte ihn und ließ ihn gehen. Zu ihnen aber sagte er: Wer von euch wird seinen Sohn oder seinen Ochsen, der in den Brunnen fällt, nicht sofort herausziehen, auch am Sabbat? Darauf konnten sie ihm nichts erwidern.

Einführendes Gebet: So nimm denn meine Hände und führe mich, bis an mein selig‘ Ende und ewiglich. Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt: wo Du wirst geh‘n und stehen, da nimm mich mit.

Bitte: Herr, lass mich die Barmherzigkeit, die ich von dir erfahre, weitergeben.

1. Jeder Anlass dient der Lehre. Diese Evangelienstelle berichtet von einem Gastmahl, diesmal nicht bei Zöllnern, Prassern und Sündern, sondern bei einem der führenden Pharisäer. Warum kam es zur Einladung? War sie ein Test, geschah sie aus Interesse, gab es hier doch ein innerliches Angesprochensein? Nach seiner Tätigkeit im Freien unter dem Volk erfolgen jetzt Darlegungen Jesu in geschlossener Gesellschaft. Getragen von göttlicher Liebe, für die jeder Zeitpunkt der Erleuchtung recht ist, entspringen quasi aus dem unmittelbaren Geschehen Gleichnisse und Betrachtungen. Weder Liebedienerei noch Arroganz prägen die Worte unseres Herrn inmitten dieser erlauchten Gesellschaft.

2. Erneut die Sabbatfrage. Wieder einmal die Frage nach dem Heilen am Sabbat. Bekanntlich sind bei uns die Arztpraxen Samstag/Sonntag meist geschlossen. Aber für die lebensbedrohlichen, die schlimmen Fälle gibt es zu jeder Tages- und Nachtzeit eine offene Dienststelle… auch dies eine der selbstverständlich erscheinenden Tatsachen in unserem christlichen Abendland. (Allerdings wird dort nicht durch Handauflegen sondern durch Handanlegen gewirkt.) Die Heilung und Rettung eines Wassersüchtigen aus der Not des Erstickens an der innerlich angehäuften Flüssigkeit vergleicht Jesus sinnigerweise mit dem Ertrinken eines Ochsen im Brunnen, den man ohne Frage auch am Sabbat retten würde.

3. Schweigen als Berührtsein von Christus. Es herrscht Schweigen, weil die göttliche Tat Jesu so überwältigend das innere Wenn und Aber der Pharisäer überkommt, dass ihnen jedwede Erwiderung erstirbt. Mancher von uns kennt vielleicht das Schweigen und Gewahrwerden nach all dem, was du bei der heiligen Messe an dir und an anderen wieder einmal als nicht perfekt gemeistert empfunden hast. Wenn nach der Wandlung dein Mund die Hostie aufnimmt, ist in dir aber ein anderer, großer Raum des Schweigens am Entstehen: Jesus in dir.

Gespräch mit Christus: Ich danke dir, Herr, für dein wunderbares Altarsakrament. Durchdringe mich du, Herr, zutiefst und zuinnerst. Heile mich bis auf den Grund. Hilf mir, dieser Durchdringung frei und bewusst und leidenschaftlich zu entsprechen in Glauben, Hoffnung und Liebe und diesem Blutsbund mit dir treu zu sein.

Vorsatz: Formalistischer Glaubenspedanterie in mir möchte ich in der Betrachtung Jesu entgegentreten.

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