Tägliche Meditationen
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Dienstag,
19. September 2017

Gott ist größer!

Dienstag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Januarius, Bischof
Hl. Theodor v. Canterbury, Erzbischof
Hl. Igor v. Kiew

Ellen Charlotte Petermann

Lk 7,11-17
In jener Zeit ging Jesus in eine Stadt namens Naïn; seine Jünger und eine große Menschenmenge folgten ihm. Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht! Dann ging er zu der Bahre hin und fasste sie an. Die Träger blieben stehen, und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf! Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück. Alle wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten: Gott hat sich seines Volkes angenommen. Und die Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum.

Einführendes Gebet: Herr, du bist größer. Größer als alle meine kläglichen Versuche demütig zu sein, meine Nächsten zu lieben, dir nachzufolgen. Du bist größer, ja mächtiger als der Tod. Du hast ihn besiegt. Wenn ich das glaube und in dieser Erkenntnis ganz fest verankert bin, dann kann ich der glücklichste, hoffnungsvollste, meist liebende Mensch sein, denn du, Gott, bist auch in mir, in meinem Herzen.

Bitte: Herr, weite mein Herz, dass es groß wird für die Nöte der anderen, fülle es mit deiner Demut, Sanftmut und Liebe, damit es lernt, in deinem Takt zu schlagen.

1. Leben und Tod begegnen sich. Was passiert hier vor den Toren der Stadt Naïn? Es findet eine Begegnung statt zwischen einem Leichenzug, denn der einzige Sohn einer Mutter war gestorben, und einem "Heilszug", der Leben spendete und aus einer großen Menschenmenge bestand, die Jesus folgte. Diese beiden Personengruppen stoßen aufeinander. Der Tod des Sohnes hat alle innerweltliche Heilshoffnung dieser Mutter zerstört, denn, wir lesen, dass sie eine Witwe ist, und somit hat sie jetzt niemanden mehr, der für sie sorgen könnte. Also, nicht nur seelisches Leid um den Verlust ihres geliebten Kindes, sondern auch blanke existentielle Angst dürfte sie ergriffen haben.

2. Jesus lässt sich berühren und schenkt heilbringende Nähe. Jesus sieht die trauernde, verzweifelte Mutter, die den Tod ihres einzigen Sohnes beweint und hat Mitleid mit ihr. Er zeigt hier ganz seine menschliche Seite. Er hat Mitleid. Er könnte tröstende Worte sprechen und sie in den Arm nehmen. Aber es ist mehr. Er lässt sich einerseits berühren, aber er sieht vielleicht auch ihren Glauben. Deshalb schenkt er nicht nur menschliche Nähe, sondern benutzt auch seine göttliche Allmacht, denn er stellt die zerstörte Heilshoffnung der Mutter wieder her, indem er ihrem Sohn neues Leben schenkt, ihn auferweckt von den Toten. Es heißt, dass er die Bahre berührt und den Sohn der Mutter zurückgibt. Vermutlich hat er auch den Sohn berührt. Gott hat sich in Jesus persönlich erfahrbar gemacht. Dennoch erkannten die Menschen nicht, wen sie vor sich hatten.

3. Mögliche Fragen für mich. Es ist ja eigentlich schon ziemlich spektakulär, was die Menschenmenge zu sehen bekommt: Eine Totenauferweckung! Dennoch realisieren die Menschen nicht, dass Gott es ist, der ihnen in der Gestalt Jesu Christi begegnet und dieses Wunder wirkt. Wie ist es mit mir? Sehe ich die vielen kleinen unscheinbaren Beweise von Gottes Anwesenheit in meinem Leben, oder erwarte ich großartige Beweise, ja eventuell sogar ein solches Wunder? Ist nicht ein liebevoll gesprochener Satz eines Freundes, oder die unerwartet positive Wendung eines Problems auch Gottes Fügung? Erkenne ich das? Bin ich dankbar dafür, oder ist es selbstverständlich?

Gespräch mit Christus: Herr, du kennst mich, du rufst mich und du hast unendliche Geduld mit mir. Manchmal laufe ich blind durch die Welt, nehme dich nicht wahr und mache dir Vorwürfe, weil du einen anderen Plan für mein Leben hast als ich. Lass meine Sehnsucht wachsen, deinen Willen in meinem Leben zu erkennen und ihm zu dienen.

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich mir überlegen, bei welchen konkreten Anlässen ich bewusst wahrgenommen habe, dass Gott in mein Leben eingegriffen hat.

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