Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
15. Juni 2006

Brüderliche Versöhnung

Donnerstag der zehnten Woche im Jahreskreis

P. Matthew Kaderabek LC

Mt 5,20-26
Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein.

Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.

Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen, und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und du wirst ins Gefängnis geworfen. Amen, das sage ich dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast.

Einführendes Gebet:  Wenn ich mich jetzt in deine Gegenwart begebe, bitte ich dich, Herr, mich während dieses Gebets zu erleuchten. Hilf mir, alle Faulheit und Ablenkungen abzuschütteln und deine Worte des Lebens anzuhören. Zeige mir, was du heute von mir willst und schenke mir die Großzügigkeit und Kraft, nichts für mich zu behalten, dir alles zu überlassen. Schenke mir den gleichen Mut, den du deinen Jüngern gegeben hast, sodass ich vor allem nach dir allein strebe.

Bitte: Christus, bitte gib mir die Kraft, dein Leben zu betrachten, aber auch in dieser Meditation den festen Entschluss zu fassen, dir nachzufolgen.

1. „Ihr habt gehört, das zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten.....ich aber sage euch.”  Im Alten Testament gab Gott das Gebot, „liebe deinen Nächsten wie dich selbst.” Das ist schwierig genug, aber im Neuen Testament verlangt unser Herr noch viel mehr. In der Nacht, bevor er starb, sagte Jesus zu seinen Jüngern – und er sagt es auch heute zu uns – „Liebt einander wie ich euch geliebt habe” (Joh 15,12). Wie hat uns Jesus geliebt? Wir müssen nur das Kreuz anschauen. Er gab sein Leben hin, damit wir, durch sein Heiliges Blut gereinigt mit der Heiligen Dreifaltigkeit in der ewigen Seligkeit des Himmels vereint sein können.

2. „Versöhne dich mit deinem Bruder.”  Jesus sagt nicht deinem „Nächsten” sondern „Bruder”. Indem er die menschliche Natur annahm, wurde Jesus Christus unser Bruder und das Haupt der ganzen Menschheit. Er hat uns alle, durch sich, zur Würde der Adoption durch Gott erhoben, und das in solcher Weise, dass die ganze Christenheit nur eine einzige Familie darstellt, in der Gott der Vater und Jesus der erstgeborene Sohn ist. Jeder Mensch, den wir treffen, hat das Potential unser Bruder oder unsere Schwester in Christus zu sein. Jeder kann dieser Familie angehören. Deshalb lehrt uns Jesus: „Was immer ihr auch dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan”.

3. „Geh und versöhne dich erst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.”  Der große Heilige Thomas Morus stand kurz davor, Gott sein Leben als Märtyrer zurückzugeben. Es war im Juli 1535. Als das ungerechte Todesurteil durch das Gericht verkündet worden war, wurde Sir Thomas aufgefordert, ein paar Worte zu sagen. Er hätte zu den Männern, die ihn verurteilt hatten, sehr wohl ausrufen können: „Ihr Dummköpfe!” Sie wussten, dass er unschuldig war. Statt dessen erinnerte er diese Adeligen daran, dass der heilige Paulus und der heilige Stephanus auch einmal auf der gegnerischen Seite standen. Dann fuhr er fort: „Deshalb werde ich darum beten, dass – obwohl Sie nun hier auf der Erde die Richter für meine Verurteilung waren – wir uns trotzdem zu unserem Heil im Himmel wieder treffen werden.” Was für eine heroische christliche Liebe! Wie war das möglich? Es war deshalb möglich, weil der heilige Thomas seine Richter mit den Augen Christi sah. Er sah sie als Menschen, die von Gott geliebt und für den Himmel bestimmt sind. Dementsprechend schloss sein Gebet für sie die Hoffnung ein, dass sie sich von ihrer Ungerechtigkeit bekehren und Gottes Erbarmen finden werden. Der heilige Thomas betet sogar um Segen für den schwachen König, der hauptsächlich für seine Verurteilung verantwortlich war. Bevor er Gott sein Leben zurückgibt, bemüht sich dieser große Staatsmann um vollkommene christlichen Nächstenliebe zu allen Menschen, besonders denen gegenüber, die ihm Unrecht getan haben.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, hilf mir, meinen Bruder so zu sehen, wie du ihn siehst: ein Mensch, der dir so wertvoll ist, dass du dein Leben für ihn hingegeben hast. Hilf mir, meinen Bruder so zu lieben, wie du uns geliebt hast, in Demut und Großzügigkeit, was immer es mich auch kosten mag. Ich bete besonders für diejenigen, die mir Unrecht getan haben oder denen ich Unrecht getan habe.

Vorsatz:  Ich will diesen Tag für die Rettung all jener aufopfern, die mir Gott anvertraut hat.

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