Tägliche Meditationen
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Sonntag,
21. September 2008

Der untätige Apostel

Fünfundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Ein Priester der Legionäre Christi

Joh 11,1-45
Denn mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen sein Haus verließ, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben. Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg. Um die dritte Stunde ging er wieder auf den Markt und sah andere dastehen, die keine Arbeit hatten. Er sagte zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist. Und sie gingen. Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder auf den Markt und machte es ebenso. Als er um die elfte Stunde noch einmal hinging, traf er wieder einige, die dort herumstanden. Er sagte zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum? Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben. Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter, und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen bei den letzten, bis hin zu den ersten. Da kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denar. Als dann die ersten an der Reihe waren, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch sie erhielten nur einen Denar. Da begannen sie, über den Gutsherrn zu murren, und sagten: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt; wir aber haben den ganzen Tag über die Last der Arbeit und die Hitze ertragen. Da erwiderte er einem von ihnen: Mein Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart? Nimm dein Geld und geh! Ich will dem letzten ebenso viel geben wie dir. Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich zu anderen gütig bin? So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten.

Einführendes Gebet:   Herr, zu Beginn dieses Gebets bitte ich dich, mein Herz und meinen Geist deiner Einladung zu öffnen, in deinem Weinberg zu arbeiten. Ich weiß nicht, warum du gerade mich angeschaut hast, warum du mich ausgewählt hast. Hilf mir, dir auf das, was du von mir verlangst, eine großzügige Antwort zu geben.

Bitte:  Herr Jesus, manchmal habe ich Angst, mich ganz dir hinzugeben, weil ich fürchte, ganz allein und ohne Hilfe zu bleiben. Hilf mir, deine Gegenwart im Verlauf dieses Tages zu spüren und zu begreifen, dass man empfängt, wenn man gibt.

1. Der Ruf, bei der Ernte mitzuhelfen. Der Herr der Ernte braucht Arbeiter. Er geht auf den Marktplatz, wo es alle möglichen Sorten von untätigen Menschen gibt und er lädt all jene ein, die er findet. Und so sind auch wir eingeladen, Apostel des Herrn zu sein: ohne jede Unterscheidung betreff des Alters, der Bildung, des Geschlechts noch der sozialen Klasse. Manche meinen vielleicht, dass sie nicht genügend begabt sind, etwas für Christus zu tun, andere meinen, sie seien zu jung, wieder andere, das sei zu schwer für sie. Für Christus sind das keine gültigen Entschuldigungen. Was er sucht ist ein großzügiges Herz und ein wenig guten Willen, um in seinem Weinberg zu arbeiten. Er kümmert sich um den Rest. Von ihm kommen die Früchte, nicht von uns. Benedikt XVI. sagte uns zu Beginn seines Pontifikats: „Christus nimmt uns nichts weg, er gibt uns alles. Wer sich ihm gibt, erhält das Hundertfache. Ja, öffnet, öffnet die Türen weit für Christus und ihr werdet das wahre Leben finden” (24. April 2005).

2. Und du, was tust du? Man spricht heute viel über die gesellschaftlichen und moralischen Werte, die in unserer Gesellschaft immer mehr verschwinden. Uns umgeben das Böse und die Gewalt. Im Gebet sagen wir zu Gott: „Herr, sieh doch die Welt an. Siehst du nicht, dass wir zugrundegehen? Warum tust du nicht irgendetwas?” Wenn wir uns wirklich anstrengen würden, um seine Antwort zu hören, könnten wir vielleicht dies hören: „Warum tust „Du” nicht irgend etwas? Warum sitzt „Du” den ganzen Tag untätig herum?” Es ist möglich, dass wir schon manchmal wissen, was wir tun müßten. Und vielleicht haben wir nie den Mut gehabt, der Wirklichkeit ins Angesicht zu schauen und das Problem ernsthaft zu betrachten. Der Herr sagt uns unablässig: „Auch du kannst in meinem Weinberg arbeiten.” Manche werden sehr früh im Leben gerufen, andere später. Der Tag, der Ort sind unwichtig, was zählt ist unsere Antwort, sobald wir seinen Ruf gehört haben.

3. Ein Lohn, der alle Vorstellungen übersteigt. Kurz vor dem Gleichnis der „elften Stunde” hatte Petrus eine Frage gestellt, die auch uns manchmal beschäftigt: „Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Was werden wir dafür bekommen?” (Mt 19,27-30) Und er scheint noch hinzuzufügen: „Ist es das alles wert?” Christus ist der beste Händler auf dem Marktplatz, mit ihm macht man die besten Geschäfte. Er verspricht den vollen Lohn, selbst wenn man erst in der letzten Stunde kommt. Für alles, was man für ihn aufgibt, verspricht er das Hundertfache in diesem Leben und das ewige Leben noch dazu! Und dieser Lohn übersteigt nun wirklich alles, was wir uns vorstellen könnten. Jetzt liegt es also nur noch an uns. Was bin ich bereit, Christus zu geben? Ein paar wenige Euros, ein paar vage Überlegungen? Ein paar freie Augenblicke meines Tages? Das, was noch übrigbleibt, wenn ich all das zuerst gemacht habe, was mich interessiert? Christus zwingt niemals. Er lädt uns ein. Wir müssen unbedingt daran denken, dass wir, wenn wir Gott helfen, Seelen zu retten, auch unsere Seele retten. Und so sammeln wir Schätze für den Himmel.

Gespräch mit Christus:  Heute, Herr, höre ich deine Stimme so deutlich wie noch nie. Ich danke dir, dass ich in deinem Weinberg arbeiten darf. Für dich will ich alles tun. Ich weiß, dass es Augenblicke geben wird, wo es schwer wird und wo ich schwach bin. Gib mir deine Gnade und deine Kraft und dann verlang von mir, was du willst. Siehe, Herr, ich bin bereit, deinen Willen zu tun. Mach mich zu deinem Apostel.

Vorsatz:   Heute will ich Gott alles was ich kann geben, indem ich jeden Augenblick und jede Aktivität intensiv und mit reiner Absicht tue. Ich will alles Gott aus Liebe aufopfern.

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