Tägliche Meditationen
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Montag,
22. Mai 2023

Wie weit reicht dein Glaube?

Montag der siebten Woche der Osterzeit

Beate Scheilen

Joh 16,29-33
In jener Zeit sagten die Jünger zu Jesus: Jetzt redest du offen und sprichst nicht mehr in Gleichnissen. Jetzt wissen wir, dass du alles weißt und von niemand gefragt zu werden brauchst. Darum glauben wir, dass du von Gott gekommen bist. Jesus erwiderte ihnen: Glaubt ihr jetzt? Die Stunde kommt, und sie ist schon da, in der ihr versprengt werdet, jeder in sein Haus, und mich werdet ihr allein lassen. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.

Einführendes Gebet: Jesus, wie wenig haben selbst deine engsten Vertrauten erkannt und zu schätzen gewusst, was du ihnen bringen wolltest. Ich möchte das neue Leben, das du mir anbietest, dankbar annehmen, wertschätzen und nicht davor weglaufen!

Bitte: Herr, stärke meinen Glauben!

1. Schönwetter-Glaube. Der Glaube der Jünger wird bis dahin getriggert durch die Anziehungskraft des Wahren, Guten, Schönen – und emotional Beeindruckenden. Aber was ist, wenn das Wahre und Gute auf einmal nicht mehr schön und groß ist? Sondern provozierend klein und unansehnlich, so wie Jesus in seiner Passion? Jesus hört die Beteuerungen seiner Jünger und weiß: Da ist nichts, worauf er sich wirklich verlassen könnte. Nichts außer einem naturhaften Schönwetter-Glauben. Erst nach Pfingsten, wenn Jesus ihnen seinen Geist geschickt hat (den er aus Ihm bekannten Gründen jetzt noch zurückhalten muss), wird der Glaube seiner Nachfolger auch vor dem Scharfrichter Bestand haben …

2. Rheinische Kartenhäuser. Glauben in schönen Stunden, nach überzeugend vorgetragenen Predigten und einer feierlichen Fronleichnamsprozession mit Tausenden von Gläubigen – das ist einfach. Aber eins ist klar: Der rheinische Triumphal-Katholizismus ist tot. Schon lange. Was wird jetzt passieren? Wie vielen ist die Kirche, die sich gerade bisweilen selbst zu zerfleischen scheint, inzwischen herzlich egal? Viele sind in der Kirche wie in einem Sportverein: Solange er gewinnt, ist man gerne dabei … Aber wenn es unangenehm wird, läuft die Herde auseinander, viele ziehen sich zurück. Wer möchte unter diesen Umständen noch zu Jesus halten? Einer der größten Irrtümer: zu denken, man habe die Kraft zum Glauben aus sich selbst heraus. Wem Gott viel Gnade erweist, dem lässt er dieses Kartenhaus rechtzeitig zusammenbrechen …

3. Der Sieg über die Sorgen. Was aus menschlicher Sicht ein Desaster ist – ein Anführer wird von seinen engsten Vertrauten im Stich gelassen – ist für Jesus kein echtes Problem. Im Gegenteil: Er spricht den Jüngern, und somit auch uns, Mut zu! "Ich bin nicht allein, der Vater ist bei mir". Jegliche menschliche Unterstützung ist unbeständig. Nur Gott ist immer bei mir. Dieses Wissen kann mir tiefen Frieden geben. Jesus wusste, dass seine Nachfolger mit der Welt über Kreuz liegen würden. Er sagte nicht: "Alle meine Jünger werden ein angenehmes Leben ohne Sorgen haben", sondern er versprach uns Frieden mitten in den Sorgen – weil er die Angst, die überall in der Welt herrscht, besiegt hat!

Gespräch mit Christus: Jesus, hier liegt der Kern deiner Botschaft: "Ich habe die Welt besiegt". Niemand sonst hätte das gekonnt. In deiner Kraft kann ich es auch. Danke, Herr!

Vorsatz: Ich werde mir die letzten beiden Sätze des heutigen Evangeliums auf einen Zettel schreiben. Wenn ich mir das nächste Mal Sorgen mache, werde ich diesen Zettel lesen.

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