Tägliche Meditationen
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Sonntag,
21. Mai 2023

Die Macht und die Herrlichkeit

Siebter Sonntag der Osterzeit
"Exaudi Domine"

Hl. Hermann Josef von Steinfeld, Ordenspriester, Mystiker

Beate Scheilen

Joh 17,1-11a
In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sagte: Vater, die Stunde ist gekommen. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht! Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt. Das aber ist das ewige Leben: dass sie dich, den einzigen wahren Gott, erkennen und den du gesandt hast, Jesus Christus. Ich habe dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast. Jetzt verherrliche du mich, Vater, bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war! Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehörten dir und du hast sie mir gegeben und sie haben dein Wort bewahrt. Sie haben jetzt erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist. Denn die Worte, die du mir gabst, habe ich ihnen gegeben und sie haben sie angenommen. Sie haben wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie sind zu dem Glauben gekommen, dass du mich gesandt hast. Für sie bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir. Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein; in ihnen bin ich verherrlicht. Ich bin nicht mehr in der Welt, aber sie sind in der Welt und ich komme zu dir.

Einführendes Gebet: Jesus, für das Gespräch mit dem Vater hast du dir viel Zeit genommen. Ich wünsche mir, dass das Gebet auch für mich diese Bedeutung hat.

Bitte: Bitte hilf mir zu erkennen, dass ich die Gebetszeit unbedingt brauche! Denn sonst wird mein Leben nur von meinen eigenen Ideen oder von den Wünschen anderer bestimmt.

1. Was ist Herrlichkeit? Bisher hat Jesus sich zum Gebet immer zurückgezogen, ins Geheimnis der Einheit zwischen ihm und dem Vater. Nun betet er erstmals laut vor seinen Jüngern – offenbar ist es wichtig, dass sie mitbekommen, worum es geht. Wer Jesus zuhört, könnte denken, es ginge jetzt wieder im Triumphzug nach Jerusalem. Wir wissen: Menschlich gesehen, kann bis zu seinem Tod weder von Macht noch von Herrlichkeit auch nur ansatzweise mehr die Rede sein. Was meint er also? Möchte er die Passion gedanklich überspringen, im Wissen um seine Auferstehung und Himmelfahrt? Oder liegt vielleicht auch und gerade in seiner menschlichen Erniedrigung eine Art von Herrlichkeit – nur eben eine, die die Welt nicht versteht?

2. Macht als Dienst an der Liebe. Der Vater hat Jesus "Macht über alle Menschen" gegeben. Aber es handelt sich nicht um die Macht eines Willkürherrschers, der anderen seinen Willen aufzwingen kann. Bei Gott dient Macht ausschließlich der Liebe, nie wird sie missbraucht. Jesus möchte sie nutzen, um Menschen "ewiges Leben" zu schenken! Dieses besteht nun weder in einem unendlich langen Dasein auf der Erde, noch in einem Aufenthalt in einer Art himmlischem Schlaraffenland. Es ist ein Erkennen des einzig wahren Gottes! "Erkennen" nicht durch Sammeln von Informationen, auch nicht durch das Denken richtiger Gedanken über Gott – sondern ein wesenhaftes Erfassen in Beziehung und Vertrauen. Jesus - und nur er! – hat die Macht, uns diese Beziehung zu vermitteln.

3. Einfach machen, was dran ist. Oft sehen wir das irdische Leben Jesu als nicht besonders bedeutungsvoll an – mit Ausnahme vielleicht der drei Jahre seiner Lehrtätigkeit und natürlich seiner Passion (die aber zum Zeitpunkt dieses Gebets noch bevorsteht). Warum sagt Jesus dann, er habe bereits auf der Erde den Vater verherrlicht? Wodurch? Nun, indem er einfach getan hat, was ihm vom Vater aufgetragen war. In diesem Fall: 30 Jahre zurückgezogenes Leben, 3 Jahre herumwandern und lehren. Kann ich das von mir auch sagen? Vielleicht habe ich viele Bücher gelesen und viele geistliche Vorträge gehört – aber habe ich damit GETAN, was Gott von mir wollte?

Gespräch mit Christus: Jesus, deine Jünger waren drei Jahre lang immer in deiner Nähe. Trotzdem hat es manchmal lange gedauert, bis sie verstanden haben, wovon du sprichst. Bitte hole mich in deine Nähe, damit ich werden kann wie du – habe aber auch Geduld mit mir!

Vorsatz: Heute werde ich mir überlegen, wie ich mir das ewige Leben vorstelle und mit Jesus darüber sprechen.

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