Tägliche Meditationen
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Samstag,
18. Oktober 2008

Ich? Ein Apostel?

Samstag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Heiliger Lukas, Evangelist

P. Daniel Ray LC

Lk 10,1-9
Danach suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemand unterwegs! Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Mann des Friedens wohnt, wird der Friede, den ihr ihm wünscht, auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes! Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe.

Einführendes Gebet:   Herr, ich glaube, dass du gegenwärtig bist, wenn ich mich im Gebet an dich wende. Mit Zuversicht vertraue ich darauf, dass du mir heute jede Gnade, die ich brauche, zuteil werden lässt. Ich danke dir für deine Liebe und für deine unermessliche Großzügigkeit mir gegenüber. Als Gegenleistung gebe ich dir mein Leben und meine Liebe.

Bitte:  Herr, vermehre meinen Glauben, so dass ich in jeder Prüfung auf dich vertraue.

1. Erstaunliche Gnaden. Der Evangelist Lukas, dessen Fest wir in der heutigen Liturgie feiern, ist der einzige nicht-jüdische Verfasser im Neuen Testament. Allein wegen seiner nicht-jüdischen Geburt wäre er vor ein paar tausend Jahren nicht als Erwählter Gottes angesehen worden. Es gehörte jedoch zum Plan Gottes, dass er zu der ersten Generation der Nichtjuden gehörte, die in die Familie Gottes eingebracht werden sollte, und mehr noch, dass er von Gott erwählt wurde, Verfasser einer der Evangelien und der Apostelgeschichte zu sein. „Wer bin ich, dass ich solch eine Gnade empfange?” Lukas könnte sich das gesagt haben, als er verwundert war über die Leichtigkeit, mit der er seine Rolle in der Kirche empfangen hatte. Ein ehrlicher Blick auf die großen Gnaden, die wir zur Berufung, Teil der Kirche Gottes zu sein, empfangen haben, sollte uns dazu bewegen, ebenfalls zu sagen: Wer sind wir, dass wir solch einen unglaublichen Segen empfangen?! Warum empfingen gerade wir diese Gnaden und unser Nachbar nicht? Warum gibt es so viele Seelen in der Weltgeschichte, die niemals die Gelegenheit hatten, Christus kennenzulernen wie wir? Nur eine Antwort kommt diesen Fragen näher. Gott will es so, und es ist Teil seines Planes für die ganze Menschheit.

2. Mehr Arbeiter für die Ernte. Folgendes hat sich in einer Gemeinde an der Westküste der USA wirklich zugetragen: Nach fünf anstrengenden Stunden im Beichtstuhl kommt der Priester aus ihm heraus und vergewissert sich, dass niemand mehr ansteht. Das ist dort an einem ganz normalen Sonntagmorgen so üblich. In diesen Stunden wurde der Priester Zeuge mehrerer Bekehrungen, es waren Seelen, die nach Jahren des Kampfes Frieden fanden, andere heilige Seelen wiederum, deren feinfühlige Gewissen Anlass zur Bewunderung gaben, und wieder andere, die eine unsichere Haltung bei ihrer Antwort auf Gott einnahmen, aber denen durch die Gnade der Versöhnung geholfen wurde. Viel mehr Beichten könnten gehört werden, jedoch es gibt nicht genügend Priester, die sie abnehmen könnten. Je mehr Beichtgelegenheiten angeboten werden, desto mehr nutzen die Gläubigen diese Gelegenheit und desto mehr wächst die Kirche in Heiligkeit. „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden.” Beten wir, dass Gott mehr Arbeiter für die Ernte sendet? Beten wir für mehr Priester, Ordensschwestern, Ordensbrüder und Gottgeweihte Gläubige? Christus ermutigt uns, um mehr Arbeiter im Weinberg Gottes zu bitten, aber der Vater wird sie nur senden, wenn wir den Anweisungen Christi folgen und beten.

3. Nehmt keine Schuhe mit. Der Vergleich, den Christus gebraucht, scheint fast grausam: „Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe!” Wenn er die Apostel wie Lämmer betrachtet, warum wollte er diese dann unter Wölfe senden? Warum wollte er dann, dass sie auch das Mindeste hinter sich ließen, das sie benötigten, um sich zu schützen und sich zu versorgen? Wenn sie vor Wölfen fliehen müssen, wären ein Paar Schuhe hilfreich, zumindest könnten sie schneller laufen! Wie immer möchte Christus den Glauben der Apostel ausweiten. Er bringt sie dazu, all ihr Vertrauen nur auf ihn zu setzen ‐ und nicht auf ihre eigenen menschlichen Kräfte. „Mein Vater wird für euch sorgen und euch beschützen.” Dies ist die Botschaft, die sie annehmen und leben sollen. Später fordert er sie auf, diese Dinge mitzunehmen (vgl. Lk 22,36), aber er erinnert sie auch an dieses: „Als ich euch ohne Geldbeutel aussandte, ohne Vorratstasche und ohne Schuhe, habt ihr da etwa Not gelitten? Sie antworteten: Nein”. Christus möchte, dass wir nur auf ihn setzen und nicht auf unsere eigenen Fähigkeiten und Talente. Obwohl wir immer all unsere von Gott gegebenen Fähigkeiten und unsere Klugheit anwenden sollen, müssen wir stets auch auf Gott vertrauen, dass er unsere Arbeit segne und ergänzt, was noch fehlt.

Gespräch mit Christus:  Herr, so vieles, was mir tagtäglich begegnet, scheint meine Fähigkeiten zu übersteigen, dennoch erkenne ich klar, dass du mich vorwärts treiben willst und ich deiner Vorsehung vertrauen soll. Dies ist nicht einfach! Hilf mir, auf dich zu vertrauen.

Vorsatz:   Wenn ich heute ein Hindernis beseitigen muss, werde ich um Gottes Beistand beten, statt mich nur auf mich selbst zu verlassen.

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