Tägliche Meditationen
X

Dienstag,
13. November 2018

Wer ist wie Gott?

Dienstag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Stanislaus Kostka SJ, Novize
Hl. Carl Lampert, Priester

Angelika Knauf

Lk 17,7-10
In jener Zeit sprach Jesus: Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

Einführendes Gebet: Mein Herr und Gott, erbarme dich, denn ich bin ein Sünder!

Bitte: Jesus, du bist gekommen, die Sünder zu berufen und zu suchen, was verloren ist. Zeige mir jetzt deine Herrlichkeit!

1. Der ganz Andere. Harte Worte Jesu! Sie schmecken bitter. Wo ist darin der Gott zu finden, der uns liebt? Stattdessen "Herr und Sklave". Doch kennen wir nicht auch Momente in unserem Leben, in denen uns Gott unnahbar erschien? Vielleicht in einem Schicksalsschlag, in dem die Frage in uns brannte: Wo warst du, Gott? Vielleicht in einer Zeit innerer Trockenheit, als wäre Gott unerreichbar? Oder umgekehrt in Momenten des Gebetes, bei einer Lektüre, einem Musikstück, einer inneren Erkenntnis, in denen uns plötzlich die Herrlichkeit Gottes mit einer solchen Macht aufschien, dass sie uns erschreckte: Gott nicht als der ganz Nahe, sondern als der ganz Andere! Der wahrhaft heilige Gott, vor dem wir uns existentiell klein gefühlt haben, vielleicht sogar unwürdig? Und dies ohne inneres Aufbegehren, sondern in einer ergreifenden Erfahrung seiner Wahrheit als einer nicht in unserer Verfügung liegenden Gegebenheit. Momente, in denen wir uns als nicht mehr denn ein Sklave vor seinem Herrn wahrnahmen?

2. Gottesfurcht ist der Anfang der Weisheit. Jesu Worte sind wie bittere Medizin, die nicht schmeckt, aber heilt. Sie verweisen darauf, dass solche Erfahrungen Gottes als des ganz Anderen eine tiefere Wahrheit offenbaren, die uns heutigen Menschen nicht mehr so einfach zugänglich ist: Gott ist wahrhaft Gott! Er ist der herrliche, allmächtige und heilige Gott! Unsere Ehrfurcht, Anbetung und unser Gehorsam stehen ihm um seiner selbst willen zu, weil er ist, wer er ist! Darin erkennen wir uns selbst als wesenhaft abhängig, nicht als Bedrohung, sondern in der Erfahrung, in unserem innersten Sein von einem Gott gehalten zu sein, der allmächtig, in seiner Allmacht aber auch vollkommen gut ist. Wir verstehen das Ausmaß der Liebe, Demut und Barmherzigkeit Gottes in seiner Menschwerdung nicht, bis wir nicht auch eine Erfahrung seiner Heiligkeit, seiner vollkommenen Andersartigkeit und Unabhängigkeit von uns machen.

3. Vollkommene Freude. In einer solchen Erfahrung der Wahrheit Gottes und seiner Gebote öffnet sich eine Tür zu innerem Frieden. Das Herausfallen aus dieser Wahrheit durch die Sünde hat zu unserem Unfrieden geführt. Unfrieden in der Beziehung zu mir selbst, aber auch in den Beziehungen zu den anderen. In der Absonderung von Gott haben wir den Zugang zu unserem eigentlichen Sein verloren, den tiefen Einklang mit Gott als seine Geschöpfe. Der Mensch ist herrlich von Gott geschaffen, weil er ihm gnadenhaften Anteil an seinem Sein zugesprochen hat. In dem Moment, in dem wir uns mit tiefer Liebe der Heiligkeit Gottes, die reinste Liebe ist, wieder vollkommen unterordnen können, haben wir Frieden. Stellen wir uns die Welt, unsere Beziehungen, ja selbst den Umgang mit uns selbst vor, wenn wir von der Sehnsucht, allein ihm zu dienen, ganz durchdrungen wären. Es gäbe kein "Genug". Wir verlangten nach "immer mehr", um ihm durch den Dienst aus Liebe immer näher zu kommen, immer tiefer in ihn eingehen zu können. Und das wäre unsere vollkommene Freude.

Gespräch mit Christus: Jesus, wie oft gibt es noch "Krawall" in meiner Seele, Momente, in denen ich aufbegehre, alles in mir danach verlangt, mich durchzusetzen. Meine durch Sünde verwundete Seele sehnt sich nach der Erkenntnis deiner Heiligkeit. Bitte öffne meine Augen für die heilende Macht deiner alles übertreffenden Gottheit!

Möglicher Vorsatz: Ich will versuchen, Momente des Aufbegehrens in meinem Inneren bewusst Gottes Herrschaft zu unterwerfen.

Archiv

Tägliche Meditationen