Tägliche Meditationen
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Montag,
12. November 2018

Gott oder nichts

Hl. Josaphat, Bischof und Märtyrer
Gedenktag

Hl. Ämilian, Einsiedler
Hl. Kunibert, Bischof
Hl. Diego OFM, Guardian

Angelika Knauf

Lk 17,1-6
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Es ist unvermeidlich, dass Verführungen kommen. Aber wehe dem, der sie verschuldet. Es wäre besser für ihn, man würde ihn mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen, als dass er einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt. Seht euch vor! Wenn dein Bruder sündigt, weise ihn zurecht; und wenn er sich ändert, vergib ihm. Und wenn er sich siebenmal am Tag gegen dich versündigt und siebenmal wieder zu dir kommt und sagt: Ich will mich ändern!, so sollst du ihm vergeben. Die Apostel baten den Herrn: Stärke unseren Glauben! Der Herr erwiderte: Wenn euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, würdet ihr zu dem Maulbeerbaum hier sagen: Heb dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden, und verpflanz dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen.

Einführendes Gebet: Mein Gott, ich glaube, dass du die Quelle meines Seins bist. Ich danke dir für deine Liebe, deine Geduld und deine Zuwendung zu mir.

Bitte: Hilf mir, mein alleiniges Sein aus dir neu zu erkennen und tiefer anzunehmen.

1. Leben oder Tod. Der Mensch ist aus Gott. Er verdankt sich ihm vollkommen, er hat kein Sein unabhängig von Gott. Wir sind als seine Geschöpfe wahrhaft "Kleine" vor ihm. Gottes Sein aber ist Liebe. Liebe kann nur aus der Freiheit kommen, darum hat uns Gott in die Freiheit gestellt, die uns auch die Möglichkeit gibt, uns gegen ihn zu entscheiden. Die bewusste, freiwillig vollzogene Entscheidung gegen Gott bedeutet Ab-sonder-ung von ihm, Sünde! Weil die Sünde durch den freien Entscheid von Menschen in der Welt ist, nennt Jesus die Verführung unvermeidlich. Denn jede Sünde als Absonderung von Gott, die wir bei anderen sehen, stellt auch uns vor eine Entscheidung für oder gegen Gott. Und auch vor eine Entscheidung für oder gegen unser wahres Sein als Geschöpf Gottes. Absonderung von Gott widerspricht unserem Sein, weil sie uns von der eigentlichen Quelle dieses Seins abtrennt. Allein von seiner Gnade und Geduld bleiben wir dennoch im Sein gehalten. Daraus kommt Jesu erschreckend hartes Urteil gegen die Verführer zum Bösen: Wer einen anderen durch Verführung zur Sünde von Gott absondert, trennt ihn von seinem Sein, von der Quelle seines Lebens ab. Daher wäre es besser für ihn, leiblich sterbend in den Tiefen des Meeres zu versinken als vor Gott eine solche Schuld auf sich zu laden, einen anderen, der in Gott ist, einen wahrhaft Kleinen, von ihm abzutrennen.

2. Die Quelle unseres Lebens offenhalten. Jesu Anweisung zum Umgang mit einem Sünder hat diesen ernsten Hintergrund. Es geht bei der Sünde um Leben oder Tod unseres eigentlichen Seins. Daher ist die liebevolle Zurechtweisung eines Sünders ein geistiges Werk der Barmherzigkeit. Sie ist das Gegenteil der Verführung, denn sie führt zum eigentlichen Leben in Gott zurück. Mit dem hohen Anspruch, immer und immer wieder zu verzeihen, wenn der Sünder darum bittet, können wir ein Zeugnis von Gottes Liebe geben. Wie soll ein Sünder Vertrauen in die Barmherzigkeit Gottes finden, wenn wir nicht barmherzig sind? So geraten wir in Gefahr, ihn von der Quelle seines Seins abzutrennen. Nicht verführen, aber in Liebe zurechtweisen und Vergebung schenken sind Akte der Liebe, die Leben bewahren und zum Leben führen.

3. Stärke unseren Glauben! Müssen nicht gerade wir uns heute diese inständige Bitte der Apostel zu eigen machen? Wir leben in einer Zeit und Gesellschaft, die sich immer schneller und umfassender von Gott abtrennt, ja in weiten Zügen unser Sein aus ihm überhaupt leugnet. Auch der Begriff "Sünde" wird immer mehr zu einem Tabu. Wenn der Mensch sich selbst nicht mehr als Geschöpf begreift, kann er zu Gott kein rechtes Verhältnis mehr finden. Doch haben wir Mut! Jesu Verheißung ist großartig: Nicht mehr als ein "Senfkorn" Glauben ist von uns nötig, damit Gott das Wunder wirken kann, auch heute! Menschen, die ihren Glauben mitten in einem verweltlichten Umfeld konsequent und liebevoll leben, öffnen eine Tür zu Gott. Das genügt, alles andere wird er in und durch uns vollbringen.

Gespräch mit Christus: Jesus, in dir will ich sein und leben. Lass mich immer wieder zu dir kommen, um alles aus dir zu schöpfen, was ich für mich und andere brauche, damit wir wahres Sein finden.

Möglicher Vorsatz: Ich will heute eine Spanne Zeit, die ich nach meinen Möglichkeiten großherzig bemesse, vollkommen frei von äußeren Ablenkungen bei Jesus sein.

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