Tägliche Meditationen
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Freitag,
28. Januar 2022

Zwei Gleichnisse über das Reich Gottes

Dritter Freitag im Jahreskreis
Hl. Thomas von Aquin, Ordenspriester, Kirchenlehrer
Gedenktag

P. Anton Vogelsang LC

Mk 4,26-34
In jener Zeit sprach Jesus: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst, und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da. Er sagte: Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben? Es gleicht einem Senfkorn. Dieses ist das kleinste von allen Samenkörnern, die man in die Erde sät. Ist es aber gesät, dann geht es auf und wird größer als alle anderen Gewächse und treibt große Zweige, so dass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können. Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen konnten. Er redete nur in Gleichnissen zu ihnen; seinen Jüngern aber erklärte er alles, wenn er mit ihnen allein war.

Einführendes Gebet: Herr Jesus, ich danke dir für unsere gemeinsame Zeit. Ich möchte alle meine Sorgen und Aktivitäten hinter mir lassen, damit ich einfach nur hier bei dir sein kann. Ich glaube, dass du mich erschaffen hast und mich zu dir zurück in den Himmel führen willst. Danke für deine Liebe. Ich weiß, dass ich sie nicht verdiene, aber ich will versuchen, dich im Gegenzug zu lieben.

Bitte: Jesus, sanft und demütig von Herzen, bilde mein Herz nach deinem Herzen.

1. Das Gleichnis vom Wachsen der Saat. Wir sehen, dass derjenige, der das Saatgut aussät und das Getreide erntet, dieselbe Person ist. Die Botschaft dieses Gleichnisses ist, dass das Saatgut in sich die Kraft enthält, zu wachsen und seine Früchte zu produzieren. Der Bauer braucht nichts zu tun, außer bis zur Ernte zu warten. Und so ist es mit dem Wort Gottes, das Jesus in unsere Welt gesät hat. Es hat in sich die Kraft einer großen Ernte. Wir müssen nur geduldig warten.

2. Das Gleichnis vom Senfkorn. In diesem Gleichnis vergleicht Jesus das Reich Gottes mit einem Baum und spricht von Vögeln, die darin nisten und in seinem Schatten ruhen. Er war nicht der erste, der diese Bildsprache verwendete. "Die Bäume des Herrn sind reichlich bewässert, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt hat. In ihnen bauen die Vögel ihre Nester." (Ps 104, 16-17) Und: "So spricht GOTT, der Herr: Ich selbst nehme vom hohen Wipfel der Zeder und setze ihn ein. Einen zarten Zweig aus ihren obersten Ästen breche ich ab, ich selbst pflanze ihn auf einen hohen und aufragenden Berg. Auf dem hohen Berg Israels pflanze ich ihn. Dort treibt er dann Zweige, er trägt Früchte und wird zur prächtigen Zeder. Alle Vögel wohnen darin; alles, was Flügel hat, wohnt im Schatten ihrer Zweige." (Ez 17,22–23) – In der Stelle aus Ezechiel benutzt Gott eine Zeder, um sowohl vom Königreich Israel als auch vom messianischen Königreich zu sprechen. Und zwar geschieht das, weil sie eine der edelsten Bäume ist, die es gibt. Sie ist stark, langlebig und duftend; sie ist sehr hoch und breitet ihre Zweige weit aus, so dass sogar der Adler dort sitzt und sein Nest baut; und ihr Holz ist von solcher Qualität, dass es beim Bau von Tempeln, Palästen, Streitwagen und Schiffen weit verbreitet war.

3. Die Kirche ist wie ein Senfbaum. Das Unerwartete in diesem Gleichnis ist, dass Jesus das Reich Gottes mit einem Senfbaum anstelle einer Zeder vergleicht. Diese Veränderung muss für seine Zuhörer ziemlich schockierend gewesen sein, denn ein Senfbaum ist überhaupt nicht wie eine Zeder. Biologisch gesehen ist er nicht einmal ein Baum, sondern ein sehr großer Strauch, der höchstens drei Meter hoch werden kann. Zedern hingegen können bis zu vierzig Meter erreichen. Indem Jesus diese Wendung in ein ansonsten bekanntes Bild einführt, sagt er uns, dass das Reich Gottes auf Erden nicht aussehen wird, wie wir es erwarten. Wir stellen uns oft vor, dass die Kirche perfekt, heilig und schön sein sollte, wie eine Zeder. Aber die Wahrheit ist, dass sie eher wie ein bescheidener Senfbaum aussieht. Sie ist eine rätselhafte Realität, voller Heiligen und Sünder, aber wir können sicher sein, dass sie auf geheimnisvolle Weise wachsen und die Ernte hervorbringen wird, die Gott von ihr erwartet.

Gespräch mit Christus: Guter Jesus, ich danke dir, dass du mir gezeigt hast, dass ich nicht so vollkommen sein muss, damit du mich liebst. Doch hilf mir auch zu verstehen, dass du deine Kirche liebst, obwohl sie nicht vollkommen ist und eher einem hässlichen Senfbaum gleicht als einer schönen Zeder.

Vorsatz: Ich will für die Kirche beten und besonders für jene in ihr, die nicht denken und handeln, wie sie es meines Erachtens tun sollten.

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