Tägliche Meditationen
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Samstag,
20. Mai 2017

Was Jesus mit dem Begriff der "Welt" meint

Samstag in der fünften Woche der Osterzeit
Hl. Bernhardin von Siena OFM
Hl. Bartholomäus Holzhauser, Priester
Hl. Elfriede

P. Karl Maurer LC

Joh. 15,18-21
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn die Welt euch hasst, dann wisst, dass sie mich schon vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt stammen würdet, würde die Welt euch als ihr Eigentum lieben. Aber weil ihr nicht von der Welt stammt, sondern weil ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt. Denkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Sklave ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie an meinem Wort festgehalten haben, werden sie auch an eurem Wort festhalten. Das alles werden sie euch um meines Namens willen antun; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat.

Einführendes Gebet: Jesus, ich danke dir, dass du mich vom Geist, der die Welt bestimmt, befreit hast. Ich danke dir, dass ich in deiner Freiheit und in deiner Liebe leben darf.

Bitte: In Jesu Gebet zum Vater heißt es: "Für sie (die Jünger) bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast, denn sie gehören dir." (Joh 17, 9). Jesus, bitte auch für mich, damit ich immer mehr dein Jünger werde.

1. Jesus bittet nicht für die Welt. Jesus warum bittest du nicht für die Welt? Du bist doch für die Kranken und Sünder gekommen. Du bist der gute Hirte, der keine Mühen scheut. Du freust dich über jeden, der zu dir zurückkehrt: "Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war." (Lk 15,6). Offensichtlich versteht Jesus unter dem Begriff "Welt" etwas ganz anderes als wir. Er meint weder die Schöpfung noch die Menschen. Er meint die Herrschaft des Bösen. Er meint den Geist, der die Menschen verführt. Er meint die Verdorbenheit, die sich unter den Menschen ausbreitet, weil sie dem "Herrscher der Welt" (Lk 14,30) verfallen sind. Dieser Herrscher ist der Teufel. Er lässt sich nicht bekehren. Sein Geist der Lüge und des bloßen Scheins, der die Welt beherrscht, steht dem Geist Gottes radikal entgegen: "Die Welt kann den Geist der Wahrheit nicht empfangen, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt" (vgl. Lk 14,17).

2. Der Jünger Jesus stammt nicht von dieser Welt. Der Jünger Jesu lebt zwar noch in dieser Welt, aber in seinem Inneren hat sich ein radikaler Wandel vollzogen. Er hat sich von seinen alten Lebensgewohnheiten – die vom "Geist der Welt" bestimmt waren – bekehrt und losgesagt. Paulus ermahnt uns: "ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an uns ergangen ist." (Eph 4,1). Weiter schreibt er: "Wir sollen nicht mehr unmündige Kinder sein, ein Spiel der Wellen, hin und her getrieben von jedem Widerstreit der Meinungen... Wir wollen uns von der Liebe geleitet an die Wahrheit halten und in allem wachsen, bis wir Christus erreicht haben. Er ist das Haupt. Durch ihn wird der ganze Leib (d.h. wir alle) zusammengefügt und gefestigt." (vgl. Eph 4, 14-16). Und noch eindringlicher, setzt er seinen Brief an die ersten Christen fort: "Legt den alten Menschen ab, der in Verblendung und Begierde zugrunde geht, ändert euer früheres Leben und erneuert euren Geist und Sinn! Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist... Lasst euch durch den Zorn nicht zur Sünde hinreißen. Die Sonne soll über eurem Zorn nicht untergehen. Gebt dem Teufel keinen Raum." (vgl. Eph 4, 22-27).

3. Der Hass der Welt. Was Jesus mit "Welt" meint, erkennen wir besonders an all dem, was unschuldigen Menschen angetan wird. Der Terror, der sich ausbreitet. Ungeborenes Leben, das hinweggerafft wird. Der Hass gegen die Christen, der jeder Vernunft widerspricht. All das geht vom "Herrscher der Welt" aus. Er ist der Urheber. Menschen, die unter seiner Herrschaft stehen, werden zu seinen Handlangern. Jesus ruft uns auf, den Mut zu haben, uns von allem loszusagen, was in dieser Welt nicht unter seinem Geist steht. Wir sind gerufen, eine "neue Welt" aufzubauen – eine Zivilisation der Liebe. Letztendlich gibt es für den Menschen nur das eine oder das andere. Er kann nicht zwei Herren dienen. Es wäre ein großer Fehler zu glauben, dass wir überhaupt keinem Herren zu dienen brauchen. Letztendlich neigt sich der Mensch entweder der Liebe zu, die ihn mit Gott verbindet, oder dem Egoismus, der die Welt beherrscht. Haben wir den Mut, unser Leben für die Liebe einzusetzen. Sogar dann, wenn wir dafür verfolgt werden. Mit Jesus ist uns am Ende der Sieg gewiss: "In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt." (Joh 16,33).

Gespräch mit Christus: Jesus, dein Sieg ist unser Sieg. Bitte lass mich deiner Liebe rückhaltlos vertrauen und mich dir hingeben.

Möglicher Vorsatz: Eine Situation, über die ich lieber selbst verfügen will, will ich Jesus ganz und gar überlassen und einfach nur lieben.

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