Sonntag,
1. Juli 2012
Den Herrn berühren
Dreizehnter Sonntag im Jahreskreis
P. Robert DeCesare LC
Mk 5,21-43
Jesus fuhr im Boot wieder ans andere Ufer hinüber, und eine große Menschenmenge
versammelte sich um ihn. Während er noch am See war, kam ein Synagogen-Vorsteher namens Jaïrus zu ihm. Als
er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben.
Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt. Da ging Jesus mit ihm.
Viele Menschen folgten ihm und drängten sich um ihn. Darunter war eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt. Sie war von vielen Ärzten behandelt worden und hatte dabei sehr zu leiden; ihr ganzes Vermögen hatte sie ausgegeben, aber es hatte ihr nichts genutzt, sondern ihr Zustand war immer schlimmer geworden. Sie hatte von Jesus gehört. Nun drängte sie sich in der Menge von hinten an ihn heran und berührte sein Gewand. Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt. Sofort hörte die Blutung auf, und sie spürte deutlich, dass sie von ihrem Leiden geheilt war. Im selben Augenblick fühlte Jesus, dass eine Kraft von ihm ausströmte, und er wandte sich in dem Gedränge um und fragte: Wer hat mein Gewand berührt? Seine Jünger sagten zu ihm: Du siehst doch, wie sich die Leute um dich drängen, und da fragst du: Wer hat mich berührt? Er blickte umher, um zu sehen, wer es getan hatte. Da kam die Frau, zitternd vor Furcht, weil sie wusste, was mit ihr geschehen war; sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. Er aber sagte zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein.
Während Jesus noch redete, kamen Leute, die zum Haus des Synagogen-Vorstehers gehörten, und sagten zu Jaïrus: Deine Tochter ist gestorben. Warum bemühst du den Meister noch länger? Jesus, der diese Worte gehört hatte, sagte zu dem Synagogen-Vorsteher: Sei ohne Furcht; glaube nur! Und er ließ keinen mitkommen außer Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. Sie gingen zum Haus des Synagogen-Vorstehers. Als Jesus den Lärm bemerkte und hörte, wie die Leute laut weinten und jammerten, trat er ein und sagte zu ihnen: Warum schreit und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur. Da lachten sie ihn aus. Er aber schickte alle hinaus und nahm außer seinen Begleitern nur die Eltern mit in den Raum, in dem das Kind lag. Er fasste das Kind an der Hand und sagte zu ihm: Talita kum!, das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! Sofort stand das Mädchen auf und ging umher. Es war zwölf Jahre alt. Die Leute gerieten außer sich vor Entsetzen. Doch er schärfte ihnen ein, niemand dürfe etwas davon erfahren; dann sagte er, man solle dem Mädchen etwas zu essen geben.
Einführendes Gebet: Herr Jesus, du hast uns gelehrt: „Bittet und es wird euch gegeben werden, sucht und ihr werdet finden, klopft an und es wird euch aufgetan werden. (Mt 7,7). Du lädst mich ein, dir meine Bitten vorzutragen. Ich glaube, Herr, dass du mein Gebet erhören wirst, wenn ich dich inständig und mit aufrichtigem Herzen bitte. Ich hoffe auf deine Güte und dein Erbarmen, und ich opfere dir meine Liebe auf, selbst wenn sie im Vergleich zu deiner Liebe so unbedeutend ist; denn du bist die Quelle der Liebe und Güte selbst.
Bitte: Herr, hilf mir, mich im Glauben nach dir auszustrecken.
1. Wenn ich auch nur sein Gewand berühre. Herr, oft scheinst du unerreichbar und weit entfernt zu sein. Ich glaube, dass du der allmächtige Gott bist, aber auch, dass du mich einlädst zu dir zu kommen. Obwohl du so groß und mächtig bist, lädst du mich ein, wie ein kleines Kind bei dir Zuflucht zu suchen. Warum wage ich es so selten, meine Hände nach dir auszustrecken, wie die Frau mit der Blutung! Wie groß ihr Glaube ist! Ihr einziger Wunsch ist, dein Gewand zu berühren. Sie verlangt nicht viel, nur einen kurzen Augenblick. Manchmal ist die Hektik in meinem Leben so groß, dass ich nicht einmal diesen Augenblick suche. Ich kümmere mich um meine eigenen Angelegenheiten und bin so mit meinen Problemen beschäftigt, dass ich nicht einmal daran denke, sie zu dir zu bringen. Es ist so einfach und zielführend, aber wie oft handle ich so wie diese Frau?
2. Wer hat mich berührt? Herr, es freut dich sicher, wenn du erkennst, dass jemand seine Hand nach dir ausstreckt. Oft staunst du über unseren Glauben, selbst wenn er nur für einen kurzen Augenblick aufleuchtet. Du warst erstaunt über den Glauben des römischen Hauptmanns, als er sagte: „Sprich nur ein Wort, dann muss mein Diener gesund werden (Lk 7,7). Du hast dem rechten Schächer versprochen, mit dir im Paradies zu sein. Diese Frau hat geglaubt, dass du ihr Leben ändern kannst, darum hat sie dich gesucht und auch gefunden. Wie oft berühren wir dich? Wie oft suchen wir dich auf?
3. Dein Glaube hat dir geholfen. Es ist der Glaube an dich, Herr, der sie angetrieben hat, dein Gewand zu berühren. Sie glaubte daran, dass du sie heilen könntest. Ihre Hand nach dir auszustrecken, das war ihr Gebet. Sie weiß, wer sie ist: ein Geschöpf des Vaters, eine arme, hilfsbedürftige Seele. Sie hat versucht, alleine zurecht zu kommen, und für ihre Genesung suchte sie viele Ärzte auf. Die aber verschlimmerten nur ihren Zustand. Jetzt bittet sie um deine Hilfe. Du, Herr, hilfst ihr nicht nur, sondern du rettest sie auch. Du möchtest das gleiche auch für mich tun, wenn ich zu dir komme und dir meine Bitte vorlege. Herr, ich glaube, dass ich als Mensch so bin, wie du mich erschaffen hast, wenn ich dir meine Bitten vortrage. Ich bin ein Mensch, der von dir völlig abhängig ist. Ich brauche dich für alles. Ohne dich kann ich nichts tun, aber in dir und mit dir kann ich alles tun (vgl. Gal 2,20).
Gespräch mit Christus: Herr, ich erkenne, dass du von mir berührt werden willst, so wie es die Frau mit der Blutung getan hat. Ich glaube, Herr, dass du darauf wartest, dass ich, genauso wie sie, zu dir komme. Alles, was ich tun muss, ist meine Hand nach dir auszustrecken, und du wirst da sein, um mein Gebet zu beantworten.
Vorsatz: Während des heutigen Tages will ich zwei bewusste Akte des Glaubens setzen, um meine Hand nach dem Herrn auszustrecken, der darauf wartet, dass ich zu ihm komme.