Tägliche Meditationen
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Sonntag,
24. April 2016

Das Zeichen

5. Sonntag in der Osterzeit
Cantate Domino

P. Joachim Richter LC

Joh 13,31-33a.34-35
In jener Zeit, als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen, und er wird ihn bald verherrlichen. Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.

Einführendes Gebet: Jesus, du hast deutlich gemacht, dass es dir ganz und gar nicht gleichgültig ist, wie wir miteinander umgehen. Du möchtest, dass wir deinem Beispiel folgen und uns untereinander so lieben, wie du uns geliebt hast. Rühre unsere Herzen an!

Bitte: Herr, sende aus deinen Geist und entzünde in unseren Herzen das Feuer deiner Liebe!

1. Das Erkennungszeichen. Das klarste Kennzeichen der Christen ist nach den Worten Jesu die Liebe. Schon zur Zeit der Römer, aber auch über die Jahrhunderte hinweg, sind die Christen dadurch aufgefallen, dass sie untereinander eine tatkräftige Nächstenliebe praktiziert haben. Sogar Fremde und Andersdenkende waren davon nicht ausgeschlossen!Als Pachomius, ein heidnischer Soldat in der Armee von Kaiser Konstantin sah, wie die Christen seinen hungernden und kranken Kameraden Essen brachten, war er tief bewegt und wollte mehr über die Lehre wissen, die diese Menschen zu solcher Barmherzigkeit anspornte. Beispiele wie diese waren einer der Hauptgründe dafür, dass die Kirche auch in Zeiten der Verfolgungen so wuchs.

2. Das Testament. Die letzten Worte im Leben eines Menschen sind sehr bedeutsam! Die letzten Worte im Leben Jesu sind kein zufälliges Geplapper, sondern wohlüberlegt. Jesus bittet seine Freunde eindringlich: "Liebt einander, wie ich euch geliebt habe." Wie ernst nehme ich diesen Teil des "Testamentes", das Jesus hinterlassen hat?

3. Verherrlichung. Was mag dieses rätselhafte Wort bedeuten: "Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht."? Vielleicht dies: Jesus hielt unbeirrbar an seiner Sendung und an der Liebe fest. Trotz aller Hindernisse und Versuchungen hat er sich vom Auftrag des Vaters nicht abbringen lassen. Nicht einmal der Schmerz, den er durch den Weggang und Verrat des Judas erfahren musste, hat ihn aus der Bahn werfen können. Ebenso wenig ist er an Judas schuldig geworden. Jesus sieht voraus, dass der Weggang des Judas das erste Glied in der Kette von Leiden ist, durch die er gehen muss. Durch den Gehorsam bleibt er auf den Vater fokussiert und sieht, dass der Vater ihn nach allen Leiden in seine Herrlichkeit aufnehmen will. So bleibt er bereit, alles aus der Hand des Vaters anzunehmen und den Kelch bis zur Neige zu trinken.

Gespräch mit Christus: Herr, an Judas können wir sehen, dass du bis zur letzten Konsequenz treu bleibst: treu deinem Vater gegenüber und unbeirrbar treu in der Liebe; sogar dem gegenüber, der dich verlassen und verraten hat. Mach meine Liebe stark, Herr. Heile mich von der Gleichgültigkeit, dieser Zivilisationskrankheit, die so viele Menschen angesteckt hat. Mehre meinen Glauben daran, dass du in mir bist und in mir alle Menschen lieben möchtest, mit einer universalen, feinfühligen und opferbereiten Liebe. Auch denen, die ich als unangenehm empfinde, will ich mit Wohlwollen begegnen, damit ich mit deiner Hilfe zu einem Zeichen werde, an dem die Welt erkennt, dass wir deine Jünger sind.

Möglicher Vorsatz: Ich überlege mir, ob es einen Bereich in meinem Leben gibt, den ich im Hinblick auf eine konsequente Grundhaltung der Liebe bisher vielleicht etwas vernachlässigt habe, und nehme mir fest vor, an diesem Punkt zu arbeiten.

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