Tägliche Meditationen
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Freitag,
23. September 2022

Der erfolglose Messias

Freitag der fünfundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Pio von Pietrelcina (Padre Pio), Ordenspriester

P. Michael Hemm LC

Lk 9,18-22
In jener Zeit, als Jesus in der Einsamkeit betete und die Jünger bei ihm waren, fragte er sie: Für wen halten mich die Leute? Sie antworteten: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija; wieder andere sagen: Einer der alten Propheten ist auferstanden. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Petrus antwortete: Für den Messias Gottes. Doch er verbot ihnen streng, es jemand weiterzusagen. Und er fügte hinzu: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen.

Einführendes Gebet: Jesus, ich möchte dir im Gebet begegnen. Ich möchte dich besser kennenlernen. Ich glaube, dass du dich mir durch dein Wort, das Evangelium, offenbaren willst. Hilf mir, mich mit Glauben und Demut dir und deinem Wort zu nähern, damit du dich mir zeigen kannst!

Bitte: Herr, hilf mir, meine falschen Vorstellungen von dir zu überwinden und dich kennenzulernen, wie du wirklich bist!

1. Warum dieses Verbot? Bei seiner Himmelfahrt sendet Jesus seine Jünger in alle Welt, damit sie ihn den Menschen bekannt machen. Warum aber verbietet er in der heutigen Evangelienstelle seinen Aposteln, jemand zu erzählen, dass er der Messias ist? Der Grund ist wahrscheinlich, dass damals unter den Juden die Meinung vorherrschte, dass ein weltlicher Messias kommen würde, der Wohlstand bringt und die Römer vertreibt, um das Königreich Israel als mächtiges Reich wiederherzustellen. Jesus wollte nicht als ein solcher Messias angesehen werden. Er ist kein Messias, der alle Probleme löst, der uns ins Schlaraffenland führt und all unsere Wünsche erfüllt. Er ist anders. Das ist nicht leicht anzunehmen und im konkreten Leben manchmal auch schmerzhaft: "Das ist mein Schmerz, dass die Rechte des Höchsten so anders handelt".

2. Wer ist Jesus dann? Das Verbot Jesu, ihn als Messias zu verkünden, offenbart uns etwas über ihn selbst: Er ist ein Messias, der für sich selbst nicht den bequemen Weg wählt und der auch denen, die ihm nachfolgen, diesen bequemen Weg nicht verspricht. Seine Antwort auf unser Leid und unsere Schwierigkeiten besteht oft nicht darin, uns das Leid wegzunehmen, sondern uns auf dem Weg des Leidens zu begleiten. Die Antwort auf die Frage, warum Gott das Leid zulässt, ist keine theoretische. Die Antwort ist das Kreuz Jesu: Er ist im Leiden bei uns, begleitet uns, leidet mit uns. Wir haben nicht einen Gott, der auf seinem Thron sitzt und unsere Probleme löst, wenn es ihm danach ist, sondern einen Gott, der unsere Situation kennt, weil er sie selbst durchlebt hat.

3. Das Gebet Jesu. In diesem Zusammenhang passt auch das Gebet Jesu in der Einsamkeit, von dem uns das heutige Evangelium erzählt. Jesus gibt der Versuchung nicht nach, seine göttlichen Fähigkeiten einzusetzen, um menschliche Ehren zu erlangen. Er zieht sich vielmehr in die Einsamkeit zurück: in die Beziehung zu seinem Vater, der ihm Klarheit und Kraft gibt, um seinen Weg zu gehen. In dieser Vertrautheit mit dem Vater tankt er auf; hier findet er seine Identität. Jesus sucht nicht das Ansehen oder den Applaus der Menschen, sondern einzig die Ehre seines Vaters.

Gespräch mit Christus: Mein Gott, ich habe oft meine Vorstellungen, wie du in meinem Leben handeln solltest. Ich wünsche mir oft, dass du meine Probleme löst, das Leid aus meinem Leben wegnimmst und mich stark und perfekt werden lässt. Doch du selbst wählst den Weg der Erniedrigung, der Demut und des Gehorsams gegenüber dem Vater und seinem Willen. Danke, dass du in meinem Leid bei mir bist. Hilf mir, auf dich zu vertrauen und von dir zu lernen!

Vorsatz: Ich werde heute in einer schwierigen oder unangenehmen Situation, die auf mich zukommt, an die Gegenwart Jesu glauben.

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