Tägliche Meditationen
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Montag,
24. Juli 2006

Jona, Dodim und Ahaba

Montag der sechzehnten Woche im Jahreskreis

P. Patrick Murphy LC

Mt 12,38-42
Zu dieser Zeit sagten einige Schriftgelehrte und Pharisäer zu ihm: Meister, wir möchten von dir ein Zeichen sehen. Er antwortete ihnen: Diese böse und treulose Generation fordert ein Zeichen, aber es wird ihr kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Innern der Erde sein. Die Männer von Ninive werden beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie haben sich nach der Predigt des Jona bekehrt. Hier aber ist einer, der mehr ist als Jona. Die Königin des Südens wird beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Hier aber ist einer, der mehr ist als Salomo.

Einführendes Gebet:  Herr, mein Gebet wird nur wirksam sein, wenn ich in Demut vor die stehe. So nähere ich mich dir mit Sanftmut und Demut des Herzens. Ich habe ein unendliches Verlangen nach dir und deiner Gnade. Der Gedanke daran hilft mir, in der Demut zu wachsen. Hilf mir, dir und deiner Gnade zu vertrauen.

Bitte:  Herr, schenke mir die Gnade, so zu lieben, wie du liebst – mit großer Hingabe. Möge mir diese Einstellung helfen, Formen des Egoismus zu brechen und in der christlichen Nächstenliebe zu wachsen.

1. Das Unmögliche verlangen.   „Meister, wir möchten von dir ein Zeichen sehen.“ Die Beziehung der Schriftgelehrten und Pharisäer zu Jesus ist einseitig. Sie verlangen von ihm, dass er ihnen ein Zeichen gibt, wenn er sich ihrer Wertschätzung würdig erweisen will, während sie ihm gegenüber schon im Voraus kaltherzig jede erdenkliche Offenheit versagen. Hochmut stellt unmögliche Anforderungen an andere und ist so lange nicht zufrieden gestellt, bis diesen unmöglichen Anforderungen entsprochen worden ist. Folglich ist Hochmut niemals zu befriedigen. Er ist der Grund für Ressentiments, Verbitterung und letztlich Zerstörung von Beziehungen. Bevor wir Ansprüche an Christus stellen, sollten wir daher zuvor bei uns selbst beginnen und an uns entsprechende Anforderungen stellen. Wir sollten darum bitten, in der Nachfolge des Herrn in Demut, Selbstlosigkeit und authentischer Liebe zu wachsen.

2. Dodim und Ahaba.  In seiner Enzyklika „Deus Caritas Est“ lehrt Papst Benedikt XVI. über die selbst-hingebende Liebe. Unter Hinweis auf das Hohelied schreibt er: „… die Gedichte, aus denen dieses Buch besteht, waren ursprünglich Liebeslieder, die vielleicht einer israelitischen Hochzeitsfeier zugedacht waren, bei der sie die eheliche Liebe verherrlichen sollten. Dabei ist es sehr lehrreich, dass im Aufbau des Buches zwei verschiedene Wörter für 'Liebe' stehen. Da ist zunächst das Wort 'dodim'– ein Plural, der die noch unsichere, unbestimmt suchende Liebe meint. Dieses Wort wird dann durch 'ahaba' abgelöst, …. Im Gegensatz zu der noch suchenden und unbestimmten Liebe ist darin die Erfahrung von Liebe ausgedrückt, die nun wirklich Entdeckung des anderen ist und so den egoistischen Zug überwindet, der vorher noch deutlich waltete. Liebe wird nun Sorge um den anderen und für den anderen. Sie will nicht mehr sich selbst – das Versinken in die Trunkenheit des Glücks -, sie will das Gute für den Geliebten: sie wird Verzicht, sie wird bereit zum Opfer, ja sie will es.“ (Nr. 6)

3. Ninive und die Liebe.  Jesus lehrt uns, dass die Männer von Ninive beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen werden. Der Grund dafür ist, dass die Zeitgenossen des Jona sich nach seiner Predigt bekehrt haben. Wahre selbsthingebende Liebe beginnt mit der Umkehr. Wenn ich umkehre, erkenne ich Gott, der all meine Liebe wert ist. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn oft so wenig geliebt oder ihn beleidigt habe, ihn, der doch die umfassende Liebe ist. Umkehr aus erfüllter Liebe bedeutet, mein Wollen liebevoll auf den anderen auszurichten. Das ist eine Form der selbsthingebenden Liebe, die wir in unserem Leben jederzeit ausüben können.

Gespräch mit Christus:  Herr, ich liebe dich. Ich will bei mir die selbsthingebende Liebe stärker werden lassen. Meine Liebe ist zur Zeit schwach und kurzlebig. Eine Ausdrucksform der selbst-hingebenden Liebe steht mir aber immer zur Verfügung: ich kann mich ständig darin üben, in mir liebende Reue darüber zu erwecken, dass ich dich beleidigt habe. Herr, schenke mir die Gnade, dass ich den ganzen Tag daran arbeite, ein reuiges Herz zu besitzen. Das wird mir helfen, in der Gnade und selbsthingebenden Liebe zu wachsen.

Vorsatz:  Heute will ich mich in Reue üben, um in eine starke Liebe hineinzuwachsen.

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