Dienstag,
25. Juli 2006
Der bittersüße Kelch Christi
Dienstag der sechzehnten Woche im Jahreskreis
Heiliger Jakobus, Apostel
P. Patrick Murphy LC
Mt 20, 20-28
Damals kam die Frau des Zebedäus mit ihren Söhnen zu Jesus und
fiel vor ihm nieder, weil sie ihn um etwas bitten wollte. Er fragte sie:
Was willst du? Sie antwortete: Versprich, dass meine beiden Söhne
in deinem Reich rechts und links neben dir sitzen dürfen. Jesus erwiderte:
Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken,
den ich trinken werde? Sie sagten zu ihm: Wir können es. Da antwortete
er ihnen: Ihr werdet meinen Kelch trinken; doch den Platz zu meiner Rechten
und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen,
für die mein Vater diese Plätze bestimmt hat.
Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über die beiden Brüder. Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.
Einführendes Gebet: Herr, mehre meinen Glauben. Möge mich mein Glaube mit dir vereinen. Möge er meine Neigungen, Begierden und meinen Willen zu dir hinlenken. Ändere mein Leben grundlegend hin zu einem besseren. Ein Glaube, der mich nicht ändert, ist kein echter Glaube. Ich glaube an dich. Ich hoffe auf dich. Ich liebe dich, Herr.
Bitte: Herr, gewähre mir die Gnade echter Demut. Lass meine Demut für alle spürbar sein, mit denen ich heute zu tun habe.
1. Links und rechts des Thrones. Diese beiden Apostel baten Jesus, geleitet von egoistischem Verlangen, im Himmelreich rechts und links neben ihm sitzen zu dürfen. Diese Einstellung resultiert aus unserer gefallenen Natur, die immer nur sich selbst als oberstes Ziel kennt. Der Hochmut macht uns blind, so dass wir durch unseren Egoismus die Lage nur noch verschlimmern. Erst durch die Rüge des Herrn, beginnen die Apostel zu begreifen. Letztendlich müssen sie ihren Meister erst gefesselt, verhaftet, erniedrigt und gefoltert sehen, damit sie anfangen, seine Lehre zu begreifen. Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es ein Weizenkorn. Wenn es aber stirbt, wird es sich zu ewigem Leben entfalten.
2. Den Kelch leeren. Stell dir vor, du schaust Jesus in die Augen. Du hast gerade für einige persönliche Anliegen, eine Anstellung oder materielle Geschenke gebetet. Mit großer Ruhe und Zuneigung antwortet er dir: „Kannst du den Kelch trinken, den ich trinken werde? Du antwortest mit einem großzügigen „Ja“. Stell dir nun seinen liebenden Blick vor. Als Jesus mit Dornen gekrönt worden war, blickte er mit den gleichen Augen. Schau in sie hinein. Sieh das Blut, die Verletzungen und die Schwellungen seines göttlichen Gesichts. Wenn du das tust, wird sich dein ursprüngliches Begehren ändern. Du würdest lieber anfangen, ihn zu trösten. Du vergisst deine eigenen Interessen. Überdenke die Ereignisse, bei denen es für dich besonders schwer war, Demut und Geduld zu auszuüben. Vertraue auf die Kraft, die du von ihm empfangen wirst, und versprich, den Kelch, den er dir anbietet, jederzeit zu trinken.
3. Das Wesen der Liebe. Deus Caritas Est. Papst Benedikt XVI. gibt uns einen Einblick in wahre Demut und Liebe. Er lehrt, dass uns beides von einer sklavischen Selbstbespiegelung losreißt und uns zur Liebe für andere (und unseren Nächsten) antreibt. Er sagt, Liebe sei ein „ständiger Weg aus dem in sich verschlossenen Ich zur Freigabe des Ich, zur Hingabe und gerade so zur Selbstfindung, ja zur Findung Gottes.“ Jesus lädt seine Apostel ein, den Kelch zu trinken, und so werden sie diese Befreiung des Ich erreichen; sie werden wirklich sich selbst und Gott finden. Er wird ihnen sogar selbst zeigen, wie man das macht, indem er sein eigenes Kreuz in Gehorsam und Liebe zum Vater annimmt. Jesus beschreibt „das Wesen der Liebe und der menschlichen Existenz überhaupt von der Mitte seines eigenen Opfers und seiner darin sich vollendenden Liebe her“, erläutert der Papst (Nr. 6).
Gespräch mit Christus: Herr, ich sehe, dass Demut und Liebe eng miteinander verbunden sind. Du erwartest von deinen Aposteln Demut, weil du möchtest, dass sie dich lieben und dich nachahmen. Es erfordert Demut, wenn ich in meinem Leben aus Liebe zu dir das Kreuz annehme. Geduld ohne Klage braucht Demut. Auf diese Weise kann ich dich lieben und meine Fähigkeit, andere zu lieben, stärken.
Vorsatz: Jesus, demütig und sanftmütig von Herzen, forme mein Herz nach deinem Herzen. Lehre mich lieben.