Tägliche Meditationen
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Montag,
26. Juni 2006

Das Maß der Liebe

Montag der zwölften Woche im Jahreskreis

P. Shawn Aaron LC

Mt 7,1-5
Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet wer-den, und nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! - und dabei steckt in deinem Auge ein Balken? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.

Einführendes Gebet:  Mein Gott, lass uns alles, was wir tun, mit deiner Inspiration beginnen, mit deiner Hilfe fortführen und unter deiner Führung zur Vollendung bringen. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn.

Bitte:  Jesus, hilf mir ein gütiges Herz zu formen, das mit kindlichen Augen sieht.

1. „Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden.“  Täglich geben wir Urteile über zahllose Dinge ab und beurteilen sie als gut oder schlecht, richtig oder falsch. So arbeitet eben der menschliche Verstand und genau so hat Gott ihn geschaffen. Was Jesus hier anspricht ist eine Verzerrung dieser intellektuellen Tätigkeit, ein weit verbreitete Tendenz des durch die Sünde ruinierten menschli-chen Herzens - eine hässliche Neigung, die Hand-lungen und Motive des Nächsten mit Argwohn zu betrachten. Wenn jemand diese Neigung zur Ge-wohnheit werden lässt, wird er seine Urteile nur selten für sich behalten sondern sie oftmals in die Gespräche mit der Familie, mit Freunden und Bekannten einfließen lassen. Was vorher nur Gedanken waren, wird in Worte gefasst und nimmt die Form von Klatsch und Kritik an. Im Extremfall endet dies in Verleumdung, übler Nachrede und Rufschädigung. Was einst ein harmloser Gedanke zu sein schien, kann in einer schweren Sünde enden und zu einem ernsthaften Hindernis in meiner Beziehung zu Gott und meinem Nächsten werden.

2. „Nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden.“  Wie großmütig bin ich, wenn ich die kleinen Mängel und Fehler der Menschen um mich herum übersehe? Manchmal können die persönlichen Eigenarten der Menschen um mich herum eines der besten Mittel der Läuterung sein, die Gott vorgesehen hat. Es mag nichts Böswilliges an dem sein, was sie tun; es ist gerade die Art und Weise, wie sie es tun. Oder es ist vielleicht einfach wegen der Person, die es tut. Etwas stört mich daran und ich weiß nicht genau, was es ist. Das Warum ist nicht wirklich von Bedeutung. Wesentlich ist hingegen, dass ich großzügig bin und diese kleinen Dinge übersehe, weil ich weiß, dass Jesus außerordentlich geduldig mit mir gewesen ist (und ich außerdem weiß, dass ich ebenso manchen verrückt mache mit dem, was ich tue). Wenn das Ertragen dieser kleinen Schwächen meines Nächsten ein kleines oder größeres Kreuz für mich wird, dann muss ich Gott ständig um die Gnade bitten, damit großzügig und liebevoll umzugehen.

3. „Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge“.  Mit diesem Beispiel zeigt uns Jesus, wie gut er das menschliche Herz kennt. Auch drängt er uns, niemals zuzulassen, dass Sünde und sündhafte Neigungen unser Leben beherrschen. Deshalb verlangt er: „Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge“. Angriff ist die beste Verteidigung. Gegenüber der Sünde ist das Christentum seiner Natur nach offensiv, nicht defensiv. „Es ist für einen Christen nicht genug, sich nicht zu verschwören und nicht zu verleumden. Er sollte weit davon entfernt sein und immer mehr wachsen in Hilfsbereitschaft und Sanftmütigkeit im Umgang mit Anderen. Sei immer hilfsbereit und aufmerksam“ (P. Marcial Maciel LC, Envoy I, 28). Sanftmut ist die moralische Stärke, die man braucht, um Zorn und strenges Urteil zu bekämpfen. Wir erwerben diese Tugend durch die Gebete, die Sakramente und eine gemeinsame Anstrengung, die Menschen mit den Augen eines Kindes zu sehen. „Ein guter Mensch sieht alles mit den Augen eines Kindes“ (P. Marcial Maciel LC, Envoy I, 20). Es ist genau der richtige Weg zur Beseitigung dieses Balkens aus unserem Leben, wenn wir uns in der Tugend der Sanftmut üben.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, hilf mir, meine Augen so auf dich zu richten, dass ich deine liebende Geduld nachahme. Es ist leicht, andere zu kritisieren, du aber lädst mich auf den Weg zu einer reifen, geduldigen Liebe ein. Gib mir den Mut, meine eigenen Fehler zu erkennen, und eine echte Liebe, die andere unterstützt und ermutigt, ihr wahres Potential zu erreichen. Mutter, du Reinste, lass mein Herz nur Jesus gehören.

Vorsatz:  Ich will mindestens fünfmal am Tag etwas Positives über eine Person (oder über Personen) sagen, die ich bisher nicht genug ermutigt oder gelobt habe.

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