Tägliche Meditationen
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Sonntag,
25. Juni 2006

Jesus im Boot

Zwölfter Sonntag im Jahreskreis

P. Shawn Aaron LC

Mk 4,35-41
Am Abend dieses Tages sagte er zu ihnen: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren. Sie schick-ten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; einige andere Boote begleiteten ihn. Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm, und die Wellen schlugen in das Boot, so dass es sich mit Wasser zu füllen begann. Er aber lag hin-ten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich, und es trat völli-ge Stille ein. Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben? Da ergriff sie große Furcht, und sie sagten zueinander: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?

Einführendes Gebet:  Allmächtiger und barmherziger Gott, dein Sohn hat schwaches menschliches Fleisch angenommen, um die Schwäche der Menschen zu überwinden. Durch das Mysterium seines Todes und seiner Auferstehung beschütze uns vor der Macht der Sünde und des Todes, gegen die wir uns nicht aus eigener Kraft behaupten können. Darum bitten wir dich durch Christus unseren Herrn.

Bitte: Jesus, ich vertraue dir. Stärke mein Vertrauen.

1. „Wellen schlugen in das Boot.“ Nur weil Jesus im Boot ist, bedeutet das nicht, dass die Wellen nicht gegen unser Schiff stoßen werden. Dementsprechend können wir uns nicht zufrieden geben, nur weil wir in der Gnade Gottes leben, ein gutes Gebetsleben haben und die heiligen Sakramente häufig empfangen. Nur weil wir das tun, wozu wir verpflichtet sind, dürfen wir nicht glauben, dass das Leben zwangsläufig glatt verläuft und sich alles so entwickelt, wie wir es uns wünschen. Für uns ist es das Wichtigste, dass sich Jesus „im Boot“ unseres Lebens befindet, ganz besonders dann, wenn sich Krisen und Schwierigkeiten einstellen. Seine Gegenwart in unserem Leben ist das Fundament, das uns Zuversicht und Kraft schenkt, gleichgültig, ob die Gewässer still oder aufgewühlt sind. „In schwierigen und schmerzhaften Lebenslagen sind Glaube und Gebet die beste Medizin und der si-cherste Schutz des Christen. Durch den Glauben lernen wir, in diesen Prüfungen Gottes Hand zu erkennen, und nehmen das Kreuz an, das er in un-serem Leben mit Liebe, Geduld und großer Hoff-nung zulässt. Für einen Christen haben körperliche und seelische Schmerzen eine tiefere Bedeutung und einen erlösenden Wert, wenn sie Gott durch Christus, den Gekreuzigten, aufgeopfert werden. Bei ihm finden wir unsere Kraft, unseren Trost und die Lösung all unserer Probleme“ (P. Marcial Ma-ciel, Envoy III, 48).

2. „Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“ Jeder, der schon mal die Wogen der Versuchung, der Schmerzen, der Ungerechtigkeit und der Verwirrung, die das Boot seiner Seele überfluten, erlebt hat, wird verstehen, wie selbstverständlich diese Frage aus dem Herzen der Jünger her-ausgesprudelt ist. Momente, in denen wir auf Kräfte stoßen, die wir nicht immer unter Kontrolle haben, führen uns unsere eigene Gebrechlichkeit und, gelegentlich, unsere eigene Sterblichkeit vor Augen. Was die Probleme zu vergrößern scheint, ist das Gefühl, dass sie Gott irgendwie gleichgültig zu sein scheinen. Dann wendet sich das Herz unwillkürlich an Gott und fragt: „Kümmert es dich nicht?“ Oder mit anderen Worten: „Liebst du mich nicht?“ Genau hier erkennen wir, wie wichtig es für uns ist, Gottes Liebe und Barmherzigkeit zu erfahren. „Denk daran, neben der Sünde ist die Entmutigung das größte Hindernis zur Heiligkeit. Nur die, die nicht auf Gott vertrauen, verlieren den Mut“ (Brief des P. Marcial Maciel vom 8. März 1952).

3. „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ Der heilige Paulus berichtet uns, dass er nur zu gut die Worte „die Wellen schlagen in das Boot“ nachempfand als er Gott bat, ihm einen Stachel aus dem Fleisch zu ziehen. Die Antwort, die er erhielt, ist eine wichtige Lektion für das Christentum: „Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit“ (2 Kor 12,9). Sobald wir unser Leben aus freiem Willen in Christi Hände gegeben haben (oder ihn in unser Boot eingeladen haben), wird er immer erwarten, dass wir ihm glauben, vertrauen und ihn lieben. Der Weg, den er uns vorgibt, soll unseren Glauben, unsere Hoffnung und Liebe stärken, damit diese wachsen und reifen. Im Gegenzug (zu dieser seiner Erwartung) gewährt er uns seine Gnade. Das ist eine seiner zahlreichen Botschaften, „Ich bin mit euch im Boot und das genügt stets.“

Gespräch mit Christus:  Gnädiger Gott, du kennst meine Schwächen und Unzulänglichkeiten. Trotz allem glaube ich aufrichtig, dass ich mit dir alles in meinem Leben tun kann, was du verlangst. In deiner Güte gewähre mir die Gnade, auf dich zu schauen, auch wenn der Wind und die Wellen des Lebens mein Wohlergehen bedrohen. Mutter, du Reinste, lass mein Herz nur Jesus gehören.

Vorsatz:  Ich will Jesus heute zehn Minuten im heiligen Sakrament besuchen.

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