Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
15. Juni 2017

Eine Liebe, die sich versteckt

Hochfest des Leibes und Blutes Christi
Fronleichnam

Br. Peter Hemm LC

Joh 6,51-58
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt. Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben? Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Denn mein Fleisch ist wirklich Speise, und mein Blut ist wirklich Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben. Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.

Einführendes Gebet: Gott, ich danke dir für diesen Tag, den du mir geschenkt hast. Ich danke dir, dass du jetzt auf mich zukommst und mir begegnen willst. Danke für deine Nähe, die sich nicht aufzwingt, sondern sanft Raum gewinnen möchte in meinem Herzen. Du sehnst dich danach, zu mir zu kommen, mich zu erfüllen und bei mir zu bleiben. Jetzt möchte ich dir mein Herz schenken und ganz deine Gegenwart aufnehmen. Doch ich weiß, dass ich das nicht alleine schaffe. Schenke mir also bitte die Gnade, ganz offen für dich zu sein.

Bitte: Jesus, schenke mir die Gnade, über das Geschenk der Eucharistie zu staunen.

1. So innig wie möglich. Während seines öffentlichen Wirkens war sich Jesus von Anfang an bewusst, dass er nicht ewig als Mensch hier auf Erden bleiben würde. Er wusste, dass er für uns leiden, sterben und am dritten Tag wieder auferstehen würde. Doch genauso bewusst war ihm auch, dass die von ihm gegründete Kirche, dass jeder von uns ihn hier und jetzt brauchen würde. Und Jesus wollte uns auf keinen Fall alleine lassen. Er wollte bei uns bleiben bis zum Ende der Welt (Mt 28,10). Und deshalb überlegte er sich, wie er uns am besten begleiten könnte und so schenkte er uns den Heiligen Geist. Doch das war ihm noch nicht genug. Er sehnte sich nach einer noch innigeren Vereinigung und setzte deswegen die Heilige Eucharistie ein. Auch heute noch wartet er in jedem Tabernakel dieser Welt auf einen Menschen, der ihn dort besucht, der zu ihm kommt in der heiligen Messe und der sich in der Kommunion von ihm besuchen lässt. Er kommt in unser Herz, er wird Teil unseres Körpers, indem wir ihn empfangen, er wird Teil von uns selbst und wir werden Teil seines Leibes. Wie könnte er sich noch inniger mit jedem von uns vereinigen? Wie könnte er uns noch näher kommen? Wie könnte er uns noch enger begleiten?

2. Unscheinbar und klein. Von der Krippe in Bethlehem über das verborgene Leben in Nazareth, das erste Wunder auf der Hochzeit zu Kana, sein öffentliches Leben bis hin zu seinem Tod am Kreuz wählt Jesus immer wieder das Unscheinbare, das Wirken im Hintergrund, ohne großes Aufsehen zu erregen. So zeigt er einen ganz neuen Aspekt der Liebe Gottes, der im Alten Testament nur sehr selten hervortrat, wie zum Beispiel in der Bibelstelle, in der der Prophet Elija Gott nicht im Sturm, Erdbeben oder Feuer, sondern im leisen Säuseln des Windes begegnet (1 Kön 19,8-13). Und wo zeigt sich diese verborgene Liebe mehr als in der Eucharistie? Wo tritt Jesus deutlicher in den Hintergrund als in diesem Sakrament der Liebe? Wo macht er sich verwundbarer als verborgen in einem Stücklein Brot? In der Eucharistie setzt sich Jesus ganz aus, um zu zeigen, wie weit er sich selbst zurücknimmt, um uns in den Vordergrund zu stellen. Die Liebe Gottes, verborgen in den Gestalten von Brot und Wein. Wie sehr sollten wir staunen, jedes Mal, wenn wir eine Kirche betreten: Hier ist Gott gegenwärtig, hier ist Jesus, gestorben und auferstanden für mich, unscheinbar und klein im Tabernakel!

3. Geheimnis des Glaubens. Wie schön wäre es, einen Zeitsprung machen zu können, Jesus zu sehen, ihn zu begleiten, ihm zuzuhören und ihm unsere Fragen und Sorgen darzulegen. Wer von uns würde nicht gerne an der Seite Jesu am See Genezareth entlang spazieren gehen, sich wie mit einem guten Freund mit ihm unterhalten, ihn beobachten, wie er mit der Menge umgeht und sie lehrt? Wer von uns würde nicht gerne dabei sein, wenn Jesus Lazarus von den Toten auferweckt, und ihn in den Stunden seines Leidens, Sterbens und seiner Auferstehung begleiten? Denken wir nicht manchmal bei uns: "Wenn mir Jesus erscheinen würde wie so vielen Heiligen, dann würde sich einiges in meinem Leben ändern"? Und inmitten dieser Gedanken vergessen wir, dass wir ihn tatsächlich bei uns haben. Ja, er ist genauso Mensch und Gott in jedem Tabernakel wie er Mensch und Gott war beim letzten Abendmahl. Jesus ist mitten unter uns, lebendig, gestorben und auferstanden; das bezeugen wir nach der Wandlung bei jeder heiligen Messe im Geheimnis des Glaubens. Die Eucharistie lässt uns tatsächlich in unmittelbaren Kontakt mit Jesus treten, lässt uns sogar sein Fleisch und sein Blut empfangen, lässt uns teilhaben an seinem Leben, seinem Tod und seiner Auferstehung.

Gespräch mit Christus: Jesus, verborgen in der Hostie, wie groß ist deine Liebe, dass sie sich so klein macht. Du schenkst mir in der Eucharistie dich selber, dein Fleisch und dein Blut, damit ich lebe. Du gibst dich mir zur Speise, damit ich dort das wahre Leben empfange. Du sprichst auch zu mir diese Worte: "Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben." Schenke mir dieses Leben, frei von Sünde und voll von deiner Liebe. Gewähre mir die Gnade, mich niemals an dieses Geschenk der Eucharistie zu gewöhnen, sondern stets neu darüber zu staunen: Jesus, du bist da!

Möglicher Vorsatz: Falls ich heute nicht an der Eucharistie teilnehmen kann, verspreche ich dir, Jesus, dich in einer Kirche oder Kapelle kurz zu besuchen oder dir wenigstens für das Geschenk der Eucharistie mit einer geistigen Kommunion zu danken.

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