Tägliche Meditationen
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Freitag,
16. Juni 2017

Eine selbstlose Liebe

Freitag der zehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Benno von Meißen, Bischof

Br. Peter Hemm LC

Mt 5,27-32
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt. Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben. Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.

Einführendes Gebet: Jesus, wieder wende ich mich im Gebet an dich. Auch wenn ich dich nicht sehen kann, weiß ich doch, dass du gegenwärtig bist. Du bist immer bereit, mir in deiner Liebe zu begegnen. Deine Gegenwart gibt mir Hoffnung, denn du bist der große Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde. Du bist die Quelle für all das Gute in meinem Leben. Nichts geschieht mit mir ohne dein Wissen und deine Zustimmung. Diese Hoffnung führt mich zu deiner Liebe. Ich möchte eins mit dir sein in meinem Herzen. Schenke mir die Gnade, dir jetzt zu begegnen.

Bitte: Jesus, lass mich deine bedingungslose Liebe zu mir erfahren und hilf mir, damit auch ich selbstlos lieben kann.

1. Der Mensch sehnt sich nach Ergänzung. Jeder Mensch wird mit einem "Loch" im Herzen geboren. Jeder von uns hat eine Sehnsucht nach mehr, ein Verlangen nach Fülle. Das erfahren wir täglich in unserem eigenen Leben und sehen es auch im Leben unserer Freunde, Verwandten und Bekannten. Der Mensch hat von Geburt an einen Bereich in seinem Herzen, den er selbst nicht füllen kann: er sehnt sich deshalb nach etwas oder jemandem, der genau in diese Leere seines Herzens passt und es ganz erfüllt. Schon bei Adam begegnen wir dieser inneren Einsamkeit, woraufhin Gott ihm die Frau zuführt und Mann und Frau aufeinander hin erschafft: "Dann sprach Gott, der Herr: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht." (Gen 2,18) Doch wird selbst in dieser Beziehung von Mann und Frau die innere Sehnsucht nicht ganz gestillt. Wir wissen durch die Worte Jesu und aus eigener Erfahrung, dass unser Herz nur von Gott ganz erfüllt werden kann. Doch Gott wählt gerade die Ehe, um als Dritter im Bunde in dieser Ehe die Herzen von Mann und Frau zu erfüllen. Deshalb ist die Ehe ein so großes Geschenk. Es ist die Antwort auf das tiefe Verlangen des Menschen nach mehr, nach etwas, das ihn selbst übersteigt. Es ist ein erfüllender Bund der Liebe zwischen den Ehepartnern und Gott.

2. Vom Ich zum Du. Im ersten Punkt haben wir betrachtet, wie die Ehe einer tiefen Sehnsucht nach Gemeinschaft in uns entspricht. Doch dient die Beziehung von Mann und Frau keineswegs bloß der Befriedigung eines inneren Verlangens. Liebe geht weit darüber hinaus. Liebe macht den Schritt vom Ich zum Du. Liebe vergisst sich selbst und stellt den Geliebten in den Mittelpunkt. Das ist die Botschaft, die Jesus uns im heutigen Evangelium mitteilen möchte: ein Verlangen, das etwas für sich selbst begehrt, ist oft alles andere als Liebe. Für sich selbst begehren, sich in den Mittelpunkt stellen, ist gerade das Gegenteil von Hingabe, von Opferbereitschaft, von Liebe, nämlich Egoismus. Und dieser Egoismus versteckt sich letzten Endes hinter jeder Sünde. In jeder Sünde möchten wir etwas für uns selbst, ohne an die anderen, an Gott, an das Wahre und Gute zu denken. Jesus lädt uns ein, heute diesen Schritt zu wagen, einen Schritt aus uns heraus zu tun, weg von uns und auf die anderen zu, auf Gott zu.

3. Der Wert des Mitmenschen. Das heutige Evangelium besitzt eine unglaubliche Aktualität: heutzutage besteht vielmals die Gefahr, den Menschen nur als Objekt anzusehen, insofern er mir nützlich ist, mich glücklich macht. Wie leicht scheint es, die Würde des Menschen und den Wert einer Person zu vergessen. Besonders extrem zeigt sich diese Gefahr im Bereich der Liebe und der Sexualität. Papst Benedikt schreibt in seiner Enzyklika "Deus Caritas est": "Der zum "Sex" degradierte Eros wird zur Ware, zur bloßen Sache; man kann ihn kaufen und verkaufen, ja, der Mensch selbst wird dabei zur Ware. (…) Ja, Eros will uns zum Göttlichen hinreißen, uns über uns selbst hinausführen, aber gerade darum verlangt er einen Weg des Aufstiegs, der Verzichte, der Reinigungen und Heilungen." (Deus caritas est, 5) Die radikale Sprache, die Jesus im heutigen Evangelium wählt, zeigt eben die Größe der nötigen Verzichte, Reinigungen und Heilungen, von denen Papst Benedikt redet. Gerade unsere Welt von heute braucht wieder die Sicht Jesu: mein Gegenüber als Person ansehen und sie/ihn mit all ihrer/seiner Würde lieben. Jesus lädt uns ein, aus Liebe zu leben, um die anderen glücklich zu machen und sie in den Mittelpunkt zu stellen.

Gespräch mit Christus: Mein Schöpfer und mein Vater, du hast mich geschaffen. Du hast mir das Leben geschenkt und du möchtest mich glücklich sehen. Doch nur du kannst mich wirklich erfüllen. Hilf mir, mich für dich zu öffnen und mein Glück nicht in den Geschöpfen zu suchen. Schenke mir diese Gnade, damit ich wie du meinen Mitmenschen helfen, ihnen dienen und mich ihnen selbstlos hingeben kann.

Möglicher Vorsatz: Ich verspreche dir, Jesus, heute den Menschen um mich herum zu danken – im Bewusstsein, dass ich von mir aus nichts verdient habe.

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