Tägliche Meditationen
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Sonntag,
2. September 2007

Christus, der fordernde Gast

Zweiundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis

P. Matthew Green LC

Lk 14,1,7-14
Als Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam, beobachtete man ihn genau.

Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, nahm er das zum Anlass, ihnen eine Lehre zu erteilen. Er sagte zu ihnen: Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist, such dir nicht den Ehrenplatz aus. Denn es könnte ein anderer eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. Wenn du also eingeladen bist, setz dich lieber, wenn du hinkommst, auf den untersten Platz; dann wird der Gastgeber zu dir kommen und sagen: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Dann sagte er zu dem Gastgeber: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, so lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich ein, und damit ist dir wieder alles vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.

Einführendes Gebet:   Jesus, unser Herr, öffne mein Herz und meinen Verstand für dein Wort, damit ich deinen Willen in meinem Leben erkenne und liebe. Ich glaube, dass du immer bei mir bist, und ich vertraue darauf, dass deine Liebe mich leitet und stärkt. Hilf mir, dich über alles zu lieben.

Bitte:  Gib, Herr, dass ich all meine Hoffnung auf dich setze und demütig mein Leben in deine Hände gebe, um mir einen Schatz im Himmel zu erwerben.

1. Gott die Tür öffnen. Das heutige Evangelium zeigt uns Jesus, als er zum Essen im Haus eines Pharisäers ist. Offensichtlich hatten sie ihn eingeladen, um ihn genau zu prüfen, da sie dazu neigten, an allen, die nicht ihre Religion teilten, etwas Schlechtes zu finden. Jesus dreht den Spieß um und erteilt ihnen eine Lektion. Jesus in unser Leben einzuladen bedeutet immer, uns für eine Herausforderung zu öffnen. Er wird unsere Großzügigkeit belohnen, indem er uns den Weg zu größerer Heiligkeit anbietet ‐ was bedeutet, dass er uns unsere Schwächen zeigt und uns herausfordert, besser zu sein. Christentum ist nicht bequem. Wir müssen bereit sein, zu erkennen, dass wir nicht so heilig und gut sind wie wir dachten. Demut ist eine grundlegende Tugend für jeden wahren Christen. Wir müssen uns fragen, ob wir Gott den ersten Platz am Tisch in unserem Leben geben, und ob wir wirklich auf seine Einladung hören, unsere Fehler zu bekämpfen und in der Heiligkeit zu wachsen.

2. Der schnellste Weg nach oben ist nach unten zu gehen. Die Demut zu leben mag manchmal schwierig sein, weil wir dazu neigen, ichbezogen zu sein und die „Nummer eins” sein wollen. Dennoch lehrt uns Jesus, dass sie das Tor zum Glück ist. Wenn wir nur uns suchen und nach den „höchsten Ehren” streben, werden wir in jedem Fall enttäuscht. Gott belohnt Eigenliebe nicht. Außerdem wissen wir wegen unserer Begrenztheit nicht, was gut für uns ist, noch können wir es ohne Gottes Gnade erreichen. Den Lohn, den wir von Menschen erwarten können ‐ Ehren, Macht, Vergnügen ‐ sind in Zeit und Menge begrenzt, und wir können den Durst unserer Seele nach Gott nicht stillen. Wie oft war unser Stolz die Ursache für Konflikte und Unglück? Gott wird uns nur zu wahrer Erfüllung erheben, wenn wir von unserem hohen Turm des Egoismus herunterkommen.

3. Lass Platz für das Dessert... Wenn wir demütig sind und Gottes Willen erfüllen wollen statt uns selbst zu erhöhen, überlassen wir Gott die Belohnung: Er wird uns den Platz in seinem Plan geben, der für uns der Beste ist. Gottes Belohnung ist immer besser als das, was uns die Welt bieten kann, weil er uns ewiges Leben und die Freude des Himmels verspricht. Obwohl wir nicht genau wissen, wie das sein wird, sagt Jesus uns deutlich, dass wir nicht nach einem „Lohn” in diesem Leben streben sollten. Das scheint gegen den gesunden Menschenverstand zu gehen ‐ „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach” ‐ aber wenn wir Gott und seinem Wort wirklich vertrauen, müssen wir es in die Tat umsetzen. Wenn das Leben so ist wie das Mahl im heutigen Evangelium, dann will Jesus uns deutlich machen, dass derjenige, der sich in diesem Leben erniedrigt, einst erhöht werden wird: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben” (1 Kor 2,9).

Gespräch mit Christus:  Herr, hilf mir, dir ganz zu vertrauen und nicht mich zu suchen, sondern danach zu streben, mein Bestes zu tun, um dir mit Demut zu dienen und dir das Übrige zu überlassen. Ich weiß, dass du ganz Güte und Liebe bist, und du wirst die, die dir dienen, nicht ohne Lohn gehen lassen.

Vorsatz:   Heute werde ich die Demut üben, indem ich andere voranstelle, wo immer ich kann: jemandem im Gespräch den Vorrang lassen, jemandem die erste Wahl überlassen, wenn möglich...

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