Tägliche Meditationen
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Montag,
3. September 2007

Gott in bekannten Gesichtern entdecken

Montag der zweiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Gregor der Große, Papst und Kirchenlehrer

P. Matthew Green LC

Lk 4,16-30
So kam Jesus auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen, reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. Dann schloss er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt. Seine Rede fand bei allen Beifall; sie staunten darüber, wie begnadet er redete, und sagten: Ist das nicht der Sohn Josefs? Da entgegnete er ihnen: Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: Arzt, heile dich selbst! Wenn du in Kafarnaum so große Dinge getan hast, wie wir gehört haben, dann tu sie auch hier in deiner Heimat! Und er setzte hinzu: Amen, das sage ich euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt. Wahrhaftig, das sage ich euch: In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elija, als der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und eine große Hungersnot über das ganze Land kam. Aber zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, nur zu einer Witwe in Sarepta bei Sidon. Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elischa. Aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman. Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut. Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen. Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg.

Einführendes Gebet:   Jesus, unser Herr, öffne mein Herz und meinen Verstand für dein Wort, damit ich deinen Willen in meinem Leben erkenne und liebe. Ich glaube, dass du immer bei mir bist, und ich vertraue darauf, dass deine Liebe mich leitet und stärkt. Hilf mir, dich über alles zu lieben.

Bitte:  Ich weiß, Herr, dass du in den Herzen und im Verstand aller Menschen wirkst. Hilf mir, dich zu erkennen, wo immer und durch wen auch immer du zu mir sprichst.

1. Bekanntheit bringt Geringschätzung hervor. Als Jesus in seine Heimatstadt zurückkehrt um zu predigen, zieht er ihre Aufmerksamkeit sofort durch den messianischen Text, den er liest, und durch die Qualität seiner Predigt auf sich. Gewiss hatte er sich in der Zeit vor seinem öffentlichen Auftreten bedeckt gehalten, doch Lukas berichtet, „Jesus aber wuchs heran, und seine Weisheit nahm zu, und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen” (Lk 2,52). Warum sind sie also so überrascht? Sie hatten sich an ihn gewöhnt und aufgehört, seine ungewöhnliche Weisheit und Heiligkeit zu schätzen. Sie dachten, er habe ihnen nichts zu lehren. Dasselbe passiert uns allzu oft. Hören wir den Lesungen in der Messe wirklich zu und realisieren, dass Gott auf stets neue Weise durch sein lebendiges Wort zu uns redet, oder verbringen wir die Zeit mit Tagträumen? Schätzen wir die Worte, Bilder und Symbole der Sakramente, oder lassen wir sie wie den Vorspann einer bekannten Fernsehserie an uns vorbeiziehen?

2. Ein Schritt im Glauben. Weil sie dachten, sie wüssten alles über Jesus, waren die Menschen in Nazaret nicht offen für die Botschaft, die er brachte. Sie sträubten sich, einen Schritt im Glauben zu tun, um mehr als den jungen Mann, der unter ihnen aufgewachsen war, zu sehen. Die Witwe und der Gelähmte, auf die Jesus sich bezieht, hatten eine andere Haltung eingenommen. Trotz vieler Gründe zu zweifeln, hatten sie auf das Wort von Elija, einem alten Mann aus einer fremden Nation, vertraut, und aufgrund ihres Glaubens, dass Gott durch ihn wirken könne, wurden sie mit Wundern belohnt. Gott kann durch jeden und zu jeder Zeit wirken, deshalb müssen wir die Augen unserer Seele offen halten in der Bereitschaft, ihn und sein Wirken auch dort zu erkennen, wo wir es nicht von ihm erwarten ‐ sei es in unseren Familienmitgliedern oder in Fremden, in jungen oder alten.

3. Stolz und Vorurteil. Als Jesus ihren Mangel an Glauben tadelt, reagieren sie ungewöhnlich zornig und versuchen sogar, ihn umzubringen. Warum? Ihr Stolz war größer als ihre Wahrheitsliebe und ihre Gottesliebe; sie konnten die Idee nicht ertragen, dass jemand es wagen würde, ihre eigene urteilende Haltung und ihre Selbstgefälligkeit herauszufordern. Wie viele Menschen hetzen und rasen heute gegen die Kirche, weil sie es wagt, auf die Sünde hinzuweisen und die Sache beim Namen zu nennen! Vielleicht haben auch wir wütend auf eine freundlich gemeinte Kritik reagiert, weil sie uns zu nahe ging oder weil sie von jemandem kam, dessen Fehler wir kennen. Es spielten auch Vorurteile eine Rolle: Als Mitglieder des auserwählten Volkes waren sie nicht gewillt, aus dem Glauben der Nichtjuden zu lernen. In den heutigen mehr und mehr multikulturellen Gemeinden müssen wir uns dafür öffnen, vom Glauben und Eifer der anderen zu lernen, ohne auf ihre Sprache oder Herkunft zu achten.

Gespräch mit Christus:  Jesus, unser Herr, hilf mir, in der Demut zu wachsen. Hilf mir, offen für dich zu sein und das Wirken deiner Gnade zu erkennen und die Lehren, die du mir durch deine Gegenwart in anderen erteilen willst, anzunehmen. Schwäche meinen Widerstand gegen deine Gnade, damit du mich nach deinem Bilde formen kannst!

Vorsatz:   Beim nächsten Mal, wenn mich jemand auf meine Fehler aufmerksam macht oder etwas sagt, das mich dazu auffordert, besser zu sein, werde ich es dankbar als von Gott kommend annehmen und danach streben, die Lektion in meinem Leben anzuwenden.

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