Tägliche Meditationen
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Samstag,
26. März 2016

Dunkelheit und Licht

Karsamstag
Der Karsamstag ist ein stiller Tag, ohne liturgische Feier. Nur die Tagzeiten werden gebetet

Ellen Petermann


Einführendes Gebet: Jesus, nachdem man dich ausgiebig bis ins Unerträgliche gequält, bespuckt und erniedrigt hat, bist du gestorben. Für meine Sünden. Du hingst am Kreuz und hast an mich gedacht, voller Liebe. Ich möchte jetzt bei dir sein, um darüber nachzudenken, was das eigentlich für mein Leben bedeutet.

Bitte: Jesus, lass mich in deinem verwundeten Herzen Schutz finden.

1. Die Welt in Dunkelheit. Am Karsamstag ruht die Liturgie. Das Messopfer wird nicht gefeiert und der Altar bleibt unbedeckt. Der Tabernakel ist leer. Diese Leere und Abwesenheit sollen uns im Alltag bewusst machen, dass der Tabernakel die Wohnstätte des Herrn ist. Dort gibt sich Christus im Geheimnis der Eucharistie seiner Kirche und jedem Einzelnen hin, damit wir ihn anbeten können. Wie viele Kirchen bleiben leer, und wie viele Male hat der Herr im Tabernakel schon vergeblich auf mich gewartet, auf einen kurzen Besuch, und ich bin nicht gekommen? Dieser Tag füllt den "Zwischenraum" zwischen Karfreitag und Ostern und steht für die schmerzliche Lücke, in der Verlust und Trauer Platz haben. Jesus ist gestorben, er ist nicht mehr da, das Licht ist aus, die Welt liegt in Dunkelheit. Ist mir das bewusst?

2. Maria am Karsamstag. Unter dem Kreuz hat Jesus uns seine Mutter geschenkt und machte sie so zur Mutter aller, zur Mutter der Kirche. In der Dunkelheit des Karsamstags ist Maria das einzige Licht, denn sie ist das Urbild der Hoffnung. Für Maria ist dieser Tag kein Trauertag, denn ihr Sohn hat aufgehört zu leiden. Sie wartet in gläubiger Gelassenheit auf den Augenblick der Auferstehung, und deshalb begleitet sie auch am nächsten Morgen die Frauen nicht, als diese sich mit wohlriechenden Salben auf den Weg zum Grab machen, um dem toten Jesus das allerletzte Zeichen ihrer Liebe zu erweisen. Immer dann, wenn wir verzweifelt und verwirrt sind, wenn unsere Welt in Dunkelheit zu liegen scheint und wir unseren Kreuzen ausweichen wollen, dann dürfen, ja sollen wir uns unbedingt Maria anvertrauen, bei ihr Zuflucht nehmen, sie unsere Hoffnung sein lassen.

3. Besuch im Grab. Jesus, so einsam wie du oft im Tabernakel warst, als ich dich nicht besucht habe, so einsam bist du jetzt auch in deinem Grab. Ich möchte dich besuchen, bei dir sein, dir nahe sein. Ich brauche mich nicht zu fürchten vor dem dunklen, feuchten und ungastlichen Ort, denn du bist da. Alles ist ganz still, dein schreckliches Leiden ist beendet und tiefer Friede strömt von dir aus, denn du hast mit göttlicher Treue und Gehorsam das Werk vollendet, das dir der Vater aufgetragen hatte. Mir wird bewusst, dass mein Leben nur möglich ist, weil du für mich gestorben bist. Ich nehme deine kalte Hand in meine und spüre unfassbare Dankbarkeit.

Gespräch mit Christus: Jesus, damit ich eins mit dir sein kann, in deine Fußstapfen treten kann, um dir nachzufolgen, muss der alte Mensch in mir sterben. Ich muss umkehren, Buße tun und das neue Gebot der Liebe leben. Ich möchte meinen Egoismus und alle meine Sünden bei dir im Grab zurücklassen, um in der Osternacht gemeinsam mit dir auferstehen zu können.

Möglicher Vorsatz: Ich nehme mir vor, heute oder in der Oktav eine gute Osterbeichte abzulegen.

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