Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
5. Juli 2007

Das Wunder der Vergebung

Donnerstag der dreizehnten Woche im Jahreskreis

P. Matthew Kaderabek LC

Mt 9,1-8
Jesus stieg in das Boot, fuhr über den See und kam in seine Stadt. Da brachte man auf einer Tragbahre einen Gelähmten zu ihm. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Hab Vertrauen, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Da dachten einige Schriftgelehrte: Er lästert Gott. Jesus wusste, was sie dachten, und sagte: Warum habt ihr so böse Gedanken im Herzen? Was ist leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Darauf sagte er zu dem Gelähmten: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Und der Mann stand auf und ging heim. Als die Leute das sahen, erschraken sie und priesen Gott, der den Menschen solche Vollmacht gegeben hat.

Einführendes Gebet:   Jesus, unser Herr, du allein bist mein Lehrer und Meister. Ich komme heute zu dir, um unterrichtet zu werden, um deinen Willen für mich zu erfahren und ihn in die Tat umzusetzen. Lehre mich den Weg der Demut und Selbstlosigkeit, lehre mich, das Gute nur für dich zu tun. Ich möchte nur dich zufrieden stellen, ohne Ruhm bei den Menschen zu suchen.

Bitte:  Herr, hilf mir, deine Gnade in meinem Leben zu erfahren und die Versöhnung mit dir zu suchen.

1. Deine Sünden sind dir vergeben. Wenn uns die Möglichkeit gegeben wäre, ein Kapitel unseres Lebens neu zu beginnen, eines der Kapitel, in denen wir so manche schrecklichen Fehler gemacht und schlechte Entscheidungen getroffen haben, würden sehr wenige von uns diese Chance vertun. Wir wissen aber, dass wir im Leben nie zurückgehen können, nur vorwärts. Für diejenigen, die dieses universale Gesetz des Lebens als Last empfinden, hat Jesus gute Nachrichten: Wenn wir vorangehen, brauchen wir nicht eine immer länger werdende Spur von schuldhaften Fehlern hinter uns herzuziehen. Es gibt Einen, der kam, um diese schwere Last von unseren Schultern zu nehmen. Dafür wurde Jesus geboren; dafür vergoss er aus freiem Willen sein Blut am Kreuz. „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben” sagt Jesus und blickt den Gelähmten, der im heutigen Evangelium vor ihm liegt, mit zärtlicher Liebe an. Seine Worte lassen nicht darauf schließen, dass Krankheit immer ein Resultat der Sünde ist. Seine Worte suggerieren vielmehr, dass Jesus in diesem besonderen Mann eine seelische Hürde vorhanden sah, die zunächst behoben werden musste, bevor der Mann körperlich geheilt werden konnte. „Wir haben so etwas noch nie gesehen” rufen die Zuschauer voll Verwunderung aus, als sie den vorher gelähmten Mann seine Trage aufnehmen und weggehen sehen (Mk 2,12). Für den Evangelisten Matthäus ist aber nicht die körperliche Heilung das wahre Wunder, sondern die spirituelle Heilung der Vergebung.

2. Ich gedenke deiner Sünden nicht mehr. Was ist so wunderbar an Vergebung? Vergeben die Menschen einander nicht jeden Tag? Gott sei dank, wir tun es. Aber es gibt einen großen Unterschied zwischen unserer Vergebung und der Vergebung Gottes. Wenn wir vergeben, gibt es immer eine Erinnerung an die zugefügte Verletzung. Das Unrecht muss nur wiederholt werden, oder etwas ähnliches, und die Erinnerung kommt wieder hoch. Gottes Vergebung aber ist vollständig. „Ich gedenke deiner Sünden nicht mehr” sagt Gott uns (Jes 43,25). Das ist das Wunder: dass es so vollständige Vergebung geben kann, dass nicht einmal die Erinnerung an die Sünde bleibt. Jesus bringt uns diese völlige Vergebung.

3. Das Sakrament der Freiheit. Dem, der uns gesagt hat, dass er „die Vollmacht hat, die Sünden auf der Erde zu vergeben”, hat es gefallen, diese Vollmacht der Kirche zu übertragen. Wir sprechen von „zur Beichte gehen”, und gelegentlich denken wir daran wie als wenn wir zum Zahnarzt gingen ‐ etwas, das wir nicht gerade mögen, das möglicherweise weh tut, aber von dem wir wissen, dass es gut für uns ist und dass wir uns hinterher besser fühlen. In Wahrheit ist das Sakrament der Buße so viel mehr. Es ist das Sakrament der Freiheit, eine persönliche Begegnung mit ihm, der uns mehr liebt, als wir es uns vorstellen können. Es ist eine nicht weniger folgenschwere Begegnung als die zwischen dem Gelähmten und Jesus in dem vollen Haus, wo das Geplapper plötzlich verstummte und alle Anwesenden ihren Atem anhielten, um zu hören, was Jesus sagen und tun würde. In diesem heiligen Sakrament bekennen wir dem Priester unsere Sünden, und der Priester gibt uns die Absolution. Aber in Wirklichkeit ist es Jesus selbst, dem wir die traurige Geschichte erzählen, wie wir ihn und andere im Stich gelassen haben; der Priester ist nur sein Repräsentant. Es ist Jesus, der die Last der Schult von unseren Schultern nimmt und uns freimacht. Es ist Jesus, der unsere geistliche Gelähmtheit heilt und uns hilft, wieder zu gehen.

Gespräch mit Christus:  Jesus, unser Herr, erlaube mir nicht, jemals das Geschenk deiner Vergebung als sebstverständlich anzunehmen. Ich weiß, dass, wenn ich dieses Wunder verstehen würde, ich mit den Leuten, die deine Wunder gesehen haben, sagen würde: „So etwas haben wir noch nie gesehen!” Ich bin mir völlig dessen bewusst, dass ich deine Vergebung nicht im geringsten verdient habe, noch könnte ich irgendetwas tun, um meine Sünden wiedergutzumachen. Du allein, o Herr, konntest den Preis für meine Sünden bezahlen, und du hast es auf Golgotha getan. Die Vergebung, die du mir anbietest, ist umsonst, aber sie ist definitiv nicht billig. Sie kostet deines Lebens Blut.

Vorsatz:   Ich werde diese Woche das Sakrament der Buße empfangen.

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