Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
18. September 2008

Die Sünderin, der die Sünden vergeben wurden

Donnerstag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Lambert

P. Matthew Kaderabek LC

Lk 7,36-50
Jesus ging in das Haus eines Pharisäers, der ihn zum Essen eingeladen hatte, und legte sich zu Tisch. Als nun eine Sünderin, die in der Stadt lebte, erfuhr, dass er im Haus des Pharisäers bei Tisch war, kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl und trat von hinten an ihn heran. Dabei weinte sie, und ihre Tränen fielen auf seine Füße. Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl. Als der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, dachte er: Wenn er wirklich ein Prophet wäre, müsste er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren lässt; er wüsste, dass sie eine Sünderin ist. Da wandte sich Jesus an ihn und sagte: Simon, ich möchte dir etwas sagen. Er erwiderte: Sprich, Meister! Jesus sagte: Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner; der eine war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig. Als sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten, erließ er sie beiden. Wer von ihnen wird ihn nun mehr lieben? Simon antwortete: Ich nehme an, der, dem er mehr erlassen hat. Jesus sagte zu ihm: Du hast recht. Dann wandte er sich der Frau zu und sagte zu Simon: Siehst du diese Frau? Als ich in dein Haus kam, hast du mir kein Wasser zum Waschen der Füße gegeben; sie aber hat ihre Tränen über meinen Füßen vergossen und sie mit ihrem Haar abgetrocknet. Du hast mir zur Begrüßung keinen Kuss gegeben; sie aber hat mir, seit ich hier bin, unaufhörlich die Füße geküsst. Du hast mir nicht das Haar mit Öl gesalbt; sie aber hat mir mit ihrem wohlriechenden Öl die Füße gesalbt. Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe. Dann sagte er zu ihr: Deine Sünden sind dir vergeben. Da dachten die anderen Gäste: Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt? Er aber sagte zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden!

Einführendes Gebet:   Herr, ich danke dir für diese Zeit, die ich mit dir verbringe. Hilf mir, sie gut zu nutzen. Vermehre meinen Glauben, so dass ich deine Hand erkenne, die mein Leben führt. Stärke meine Hoffnung, so dass ich dir in allem vertraue. Entzünde meine Liebe, so dass ich dir in den kleinsten Dingen meines Lebens treu bleibe. Lass mich niemals von dir getrennt sein.

Bitte:  Hilf mir, Herr Jesus, mit dir in der rechten Gesinnung zu Tisch zu sitzen und dir die gebührende Ehrfurcht zu erweisen.

1. Christus ist Gott. Wieder einmal erleben wir Jesus, der Dinge tut, die im Alten Testament Gott allein vorbehalten sind: Sünden zu vergeben. (Auch heute gilt natürlich, dass Gott allein Sünden vergeben kann. Gott hat aber seinen Priestern die Vollmacht gegeben, auf Erden Sünden zu vergeben.) Wie der Autor C. S. Lewis es in seinem Buch Mere Christianity schreibt, ist es unmöglich, das Evangelium zu lesen und daraus zu schließen, dass Christus ein großer Prophet ist, aber nicht Gott. Er war entweder Gott oder ein schlechter Mensch, ja sogar besessen. Jesus beanspruchte ausdrücklich, Gott zu sein. Er sagte: „Noch ehe Abraham wurde, bin ich” (Joh 8,58), und das „Ich bin” ist der Name, den Gott Moses als seinen Namen offenbarte. Außerdem nahm er auch jedesmal implizit in Anspruch, Gott zu sein, wenn er Sünden vergab, ein häufiges Ereignis in allen Berichten des Evangeliums. Wenn wir einmal entschieden haben, an Jesus zu glauben, was folgt dann daraus?

2. Wo viele Sünden sind, ist die Gnade noch viel größer. Gott trat in Zeit und Raum mit einem Auftrag ein. Dieser Auftrag war (und ist) es, so viele Seelen wie möglich von der Fessel und Unterdrückung der Sünde zu befreien. Das Geschenk der heiligmachenden Gnade, das der Menschheit verloren gegangen war, als unsere Stammeltern sündigten, steht uns durch Jesus Christus wieder zur Verfügung. Und die heiligmachende Gnade öffnet uns buchstäblich die Pforten des Himmels, wenn wir mit ihr arbeiten. Der Himmel freut sich über die Umkehr und Rettung eines einzelnen Sünders. Der Himmel freut sich mit Jesus über die Rettung dieser Frau, von der das heutige Evangelium berichtet. Sie war zu Tränen gerührt, dass ihr vergeben und sie von den Fesseln ihrer Sünde befreit worden war; Gnade überkam sie und die Liebe für Christus strömte weiter. Die Geschichte ist voll von großen Sündern, denen viel vergeben wurde und die viel geliebt und große Heilige wurden: Maria Magdalena, Paulus, Franz von Assisi und Augustinus, um ein paar Namen zu nennen. Können wir ihren Fußstapfen folgen? Gott liebt uns und möchte uns häufig im Sakrament der Versöhnung begegnen, um uns unsere Sündenschuld zu vergeben. Er möchte, dass wir vor Freude weinen ‐, dass wir wahrhaft frei sind, frei zu erkennen, frei zu lieben und frei, ihm in diesem Leben zu dienen, so dass wir für immer glücklich mit ihm im ewigen Leben sein können.

3. Wie empfangen wir Jesus? Jesus erklärt sich bereit, im Haus des Pharisäers Simon zu essen, doch Simon unterlässt es, Jesus gewisse grundsätzliche Aufmerksamkeiten entgegenzubringen, die zu dieser Zeit üblich waren. Simon begrüßt Jesus nicht mit einem Kuss, er bietet ihm kein Wasser für seine Füße an und er salbt sein Haupt nicht mit Öl. Diese Versäumnisse zeigen Simons Mangel an Glauben, insbesondere im Gegensatz zu der weinenden Frau, die alle drei Geringschätzungen wiedergutmacht. Wie stehen wir da im Vergleich mit Simon? Jesus erklärt sich bereit, in unser Haus zu kommen und bei uns Mahl zu halten, wenn wir an der heiligen Messe teilnehmen. Ja, er sehnt sich sogar danach: „Ich habe mich sehr danach gesehnt, vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen” (Lk 22,15). Wie bereiten wir uns vor, ihn zu begrüßen und ihn in der heiligen Kommunion zu empfangen? Vor allem sollten wir uns fragen, in welchem Zustand unsere Seele ist? Aber auch das ist wichtig: geben wir Zeugnis von unserem Glauben durch ein Mindestmaß an Höflichkeiten, wie zum Beispiel: pünktlich zu sein, passend gekleidet zu sein, machen wir eine Kniebeuge, wenn wir die Kirchenbank betreten und verlassen, zeigen wir die angemessene Liebe und Ehrfurcht? Haben wir die Voraussetzungen für den Empfang der heiligen Kommunion genau beachtet? Erklären wir unseren Kindern kindgerecht die verschiedenen Teile der heiligen Messe, und bekräftigen wir ihnen in Wort und Tat die wirkliche Gegenwart Christi in der Eucharistie?

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, deine Vergebung meiner Schuld hat mir neues Leben und neue Hoffnung gegeben. Durch deine Barmherzigkeit bin ich erneuert worden. Ich bin äußerst dankbar für dein Geschenk an mich, und du hast mein Herz mit Freude erfüllt. Ich danke dir so sehr für deine Einladung, mit dir am eucharistischen Tisch zu speisen. Kein Festessen war jemals reicher und sättigender. Herr, hilf mir, niemals dieses Geschenk für selbstverständlich zu halten. Lass mich dir meine Liebe und Wertschätzung durch meine andächtige Teilnahme an der heiligen Messe zeigen, indem ich dir jede mögliche Ehrfurcht erweise.

Vorsatz:   Ich will an diesem Sonntag mindestens fünf Minuten vor Beginn der heiligen Messe in der Kirche sein, damit meine Seele Ruhe findet und mein Herz sich richtig vorbereiten kann, meinen Herrn in der heiligen Kommunion zu empfangen.

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