Dienstag,
17. März 2009
Gott, der barmherzige König
Dienstag der dritten Woche in der Fastenzeit
P. Daniel Polzer LC
Mt 18,21-35
Da trat Petrus zu Jesus und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich
versündigt? Siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal.
Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Dienern Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel der Diener vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen. Der Herr hatte Mitleid mit dem Diener, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. Als nun der Diener hinausging, traf er einen anderen Diener seines Herrn, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und rief: Bezahl, was du mir schuldig bist! Da fiel der andere vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe. Als die übrigen Diener das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war. Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Diener! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich so angefleht hast. Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Folterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt.
Einführendes Gebet: Herr Jesus, in dieser Zeit der Vorbereitung auf Ostern wende ich mich im Gebet an dich. Du warst barmherzig mit mir. Oft hast du mir meine große Schuld vergeben. Ich vertraue auf deine barmherzige Liebe und möchte deine Liebe auch anderen treu weitergeben. Herr, ich bin bereit, von deinem barmherzigen Herzen zu lernen.
Bitte: Herr, hilf mir, deine Barmherzigkeit zu erkennen.
1. Wir sind alle Diener. Petrus frägt Jesus, wie oft er seinem Bruder vergeben solle. Jesus gibt eine kurze Antwort und erzählt ein Gleichnis zum besseren Verständnis. Im Gleichnis ist Gott der König, und wir alle sind die Diener, welche dem König eine Unmenge Geld schulden. Wir alle stehen bei Gott in großer Schuld. Er hat uns erschaffen, er erhält uns am Leben und gibt uns alle Gaben, Talente und Tugenden, die wir haben. Wir verdanken Gott alles. Er schuldet uns nichts. Spiegeln meine täglichen Gedanken und Handlungen diese Wahrheit wider?
2. Der König, der vergibt. Der Diener, der nicht zahlen kann, fällt auf seine Kniee und bittet um mehr Zeit, damit er die Schulden zurückzahlen kann. Der König bietet ihm mehr an als nur Zeit ‐ er erlässt ihm alle Schuld. Gott ist großzügig. Wenn wir uns ihm zuwenden und ihn um Vergebung bitten, schenkt er uns mehr, als wir jemals erhoffen könnten ‐ er vergibt uns alle Schuld. Wir könnten nun fragen, warum der König dann darauf besteht, dass dieser Diener die ganze Schuld bezahlen muss. Warum vergibt er die Schuld nicht sofort, und gibt stattdessen den Befehl, den Diener zusammen mit seiner Frau und den Kindern zu verkaufen? Er zieht den Diener zur Rechenschaft, damit dieser erkennt, wie viel er schuldet und so begreift, dass er Gott im Umgang mit seinen Kollegen nachahmen soll. Gott will nicht, dass wir für unsere Sünden bestraft werden. Er will uns die große Schuld, die wir ihm schulden, vergeben, aber er verlangt Rechenschaft für unsere Sünden, weil er hofft, dass wir dadurch begreifen, wieviel wir von ihm empfangen haben und wieviel wir ihm schulden, damit wir um seine Vergebung bitten können.
3. Die Mitmenschen. Nachdem ihm vergeben worden war, behandelt der Diener seinen Kollegen, der ihm Geld schuldet, nicht auf dieselbe barmherzige Weise. Er wirft ihn ins Gefängnis. Er hatte das Recht dazu. Dem Recht nach schuldete ihm sein Kollege Geld; weil er ihm aber nicht vergibt, missbraucht er die Freiheit, die ihm eben erst gegeben worden war. Er hält nicht inne und erinnert sich daran, dass er in diesem Augenblick dem Recht nach ein Sklave wäre, verkauft zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern, um für seine Schuld zu bezahlen. Es fällt ihm nicht ein, dass er seinem Kollegen nur deshalb begegnen kann, weil der König zuerst mit ihm Mitleid hatte und ihm die Freiheit gegeben hatte. Die Verstöße, die wir von unseren Mitmenschen erleiden, sind wirkliche Verstöße, aber bevor wir Gerechtigkeit fordern, sollten wir innehalten und daran denken, dass wir nur deshalb frei sind und Wiedergutmachung von unseren Mitmenschen verlangen können, weil Gott uns zuerst unsere Sünden vergeben hat. Diese Überlegung muss uns dazu führen, unseren Mitmenschen dasselbe Erbarmen zu schenken, das wir von Gott empfangen haben.
Gespräch mit Christus: Herr, ich danke dir für diese Zeit des Gebets. Ich habe erkannt, wie barmherzig du mit mir warst und dass du mir meine große Schuld vor dir vergeben hast. Ich danke dir, dass du mir schon so oft eine zweite Chance gegeben hast. Hilf mir in dieser Fastenzeit mit denen barmherzig zu sein, die mir gegenüber in irgendeiner Weise schuldig geworden sind.
Vorsatz: Ich will an jemanden denken, der mich verletzt hat und Gott bitten, dass er mir hilft, ihm zu vergeben.