Tägliche Meditationen
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Dienstag,
9. August 2022

Gebet geht immer und überall

Dienstag der neunzehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz (Edith Stein), Märtyrin, Ordensfrau
Fest

Felix Honekamp

Joh 4,19-24
Die Frau sagte zu Jesus: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berg Gott angebetet; ihr aber sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten muss. Jesus sprach zu ihr: Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt, wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt von den Juden. Aber die Stunde kommt, und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist, und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten.

Einführendes Gebet: Herr, der Frau aus Samarien hast du eine schnelle geistliche Leitung erteilt. Sie hat in wenigen Sätzen so viel von dir gelernt und dabei vielleicht nur unbewusst bemerkt, dass sie mit Gott selbst spricht. Ihr Gespräch, ihre Fragen, sind Gebet. So kann ich auch zu dir sprechen – wie mir der Schnabel gewachsen ist, mit Respekt aber ohne falsche Scham der Themenauswahl. Und wenn ich etwas nicht verstehe, dann darf ich dich damit immer wieder belästigen. Danke, dass du immer für mich da bist.

Bitte: Mein Herr und mein Gott, zeige mir meinen ganz eigenen Weg zum Gespräch mit dir. Ich möchte mein Leben an dir ausrichten, aber oft finde ich dich gar nicht, obwohl ich doch weiß, dass du immer da bist. Lehre mich, wahrhaft zu beten.

1. Müssen. Das Gespräch zwischen der Frau aus Samarien und Jesus ist vielschichtig. Sie hat in der kurzen Zeit mit ihm verstanden, wie notwendig uns die Beziehung zu Gott ist, der allein unseren Durst nach Leben und nach Unendlichkeit erfüllen kann. Doch noch hängt sie an Äußerlichkeiten: Wo muss ich denn beten – auf dem Berg oder in Jerusalem? Auch mich kann diese Frage überkommen: Wo bete ich richtig an? Wie bete ich richtig? Dahinter steht der Verdacht, dass ich auch falsch beten könnte, dass Gott mich, wenn ich formale Fehler begehe, nicht hören wird.

2. "Richtig herum" fragen. Mich erinnert das an die lustige Geschichte von einem Mönch, der seinen Abt fragt, ob er während des Gebets rauchen dürfe. Nachdem der das verneint hat, sieht er einen anderen Mönch – betend und rauchend. Und auf die Frage, ob denn der Abt zugestimmt habe, dass er betend rauchen dürfe, meint der: "Du musst "richtig herum" fragen: Nicht, ob du beim Beten rauchen darfst, sondern ob du beim Rauchen beten darfst." Es gibt viele äußerliche Dinge, die mich vom Gebet abhalten, oder die einem Gebet abträglich sind. Das kann individuell sehr unterschiedlich sein, bei mir ist es Lärm oder eine zu unruhige Umgebung – am Schreibtisch kann ich schlecht intensiv mit Gott reden, also ziehe ich mich dazu lieber in eine Gebetsecke zurück. Aber diese Einschränkung liegt in mir, nicht in Gott: Zu ihm kann ich immer sprechen.

3. Im Geist und in der Wahrheit. Gebet ist am Ende Gespräch mit Jesus und pflegt unsere Beziehung zu ihm. Wie bei einem Gespräch mit einem Freund, nehme ich mir Zeit, schaue nicht ständig aufs Handy oder bin mit meinen Gedanken schon wieder woanders. Mein Geist sollte in der Lage sein, geistlich zu sprechen und wirklich und wahrhaftig in ein Gespräch mit Gott eintreten. Dabei ist es eher Geschmackssache oder auch situationsbedingt, ob es ein Vaterunser oder ein Rosenkranz sein soll, oder ein freies Gebet oder ein Lobpreis. Wenn ich im Gespräch mit Jesus im Geist und in der Wahrheit bin (was auch bedeutet, ihm und mir gegenüber ehrlich zu sein, nicht doppelzüngig oder überfromm), dann sind Form und Ort ganz zweitrangig.

Gespräch mit Christus: Mein Jesus, immer und überall kann ich zu dir, zum Vater und zum Heiligen Geist beten. Aber selbst du hast dich zum Beten oft auf einen Berg und in die Einsamkeit zurückgezogen. Du bist immer und überall für mich da, nur ich selbst muss eine kluge Auswahl treffen, auf welche Weise ich am besten zu dir sprechen kann.

Vorsatz: Wenn ich Schwierigkeiten habe, mich auf ein Gebet einzulassen: Woran könnte das liegen – an der Tageszeit, am ablenkenden Umfeld, an der Tagesform? Wann ist mein Gebet besser, wann eher oberflächlich? Was kann ich daraus lernen?

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