Tägliche Meditationen
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Freitag,
12. Januar 2018

"Damit sie das Leben haben und es in Fülle haben"

Freitag der ersten Woche im Jahreskreis
Hl. Ernst, Märtyrer
Hl. Johann Kaspar Kratz, Märtyrer
Hl. Hilda, Äbtissin
Hl. Tatiana, Märtyrerin

P. Thomas Fox LC

Mk 2,1-12
Als er einige Tage später nach Kafarnaum zurückkam, wurde bekannt, dass er wieder zu Hause war. Und es versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort. Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen. Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen die Decke durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten im Stillen: Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott? Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr im Herzen? Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen.

Einführendes Gebet: Herr, ich möchte dir im Geist begegnen, in meiner Vorstellung, in meiner Wahrnehmung, meinen Sinnen. Ich möchte unbedingt bis zu dir gelangen, vor dir stehen … oder liegen. Und da höre ich deine Stimme, wie du sagst: "Dein Sünden sind dir vergeben."

Bitte: Jesus, hilf mir, mich zu meinem inneren Gelähmten zu bekennen und ihn in Demut und flehentlicher Bitte vor dir herabzulassen.

1. Leben. Was ist das Leben? Aristoteles, dieser griechische Denker aus der Antike, dessen Vater übrigens Biologe war (von "bios", das Leben), sagte einmal, es sei die Fähigkeit, sich selbst zu bewegen. Dem Gelähmten fehlte also eine wichtige Lebensfunktion. Deshalb wurde er von vier Menschen getragen. Das letzte Stück Weg war das schwierigste: Oft verhindern Neugierige, Mitläufer und solche, die bei der Predigt einschlafen, dass für wirklich Bedürftige eine Rettungsgasse zur Verfügung steht. Nur gut, dass sich diese Rettungshelfer nicht entmutigen ließen, denn sie verstanden das Leben wohl auch als einen Kampf ums Überleben, als einen Kampf, um in die Nähe Christi und bis vor seine Füße zu gelangen, damit er als Gott und Urquell des Lebens wahres Leben schenken kann. Denn Jesus sagt: "Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast" (Joh 17,3).

2. Nur Gott hat die Macht, Leben zu erschaffen. Hätten die Schriftgelehrten doch in Jesus den wahren Gott erkannt, der hier auf Erden wandelt und sogar Sünden vergeben kann! Er hätte ihr Herz sicher zu neuem Leben erweckt. Ein Zeichen für seine Gottheit war schon das spontane Erkennen ihrer Gedanken, denn vor Gott liegt alles nackt und bloß, auch das Innere unserer Herzen. Wie es an anderer Stelle heißt: "Jesus brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen, denn er wusste, was im Menschen ist" (Joh 2,25). Und dann das zweite Zeichen, noch offenkundiger: die Heilung "auf Befehl". Wie der Hauptmann einmal sagte: "Herr, sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund" (Mt 8,8). Es ist Gottes Vorrecht, auf sein bloßes Wort hin Leben zu schaffen. So steht es im Schöpfungsbericht: "Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht" (Gen 1,3). Und die Schriftgelehrten kannten ohne Zweifel diese Stelle. Als also der Lahme gehen konnte, hätte ihnen ein Licht aufgehen sollen: Hier handelt Gott.

3. Leben in Fülle. Der Lahme strebte nicht wie die Schriftgelehrten vom Licht weg. Er wollte nichts verbergen und liebte nicht die Finsternis mehr als das Licht. Im Gegenteil, er landete mit seiner ganzen Last, die er für sich selbst war und für andere bedeutete, unmittelbar vor Jesus. Wenigstens innerlich muss er sein Schicksal zum Herrn getragen und es vor ihm ausgebreitet haben. Mit offenem Ende. Er hatte noch keine Bitte geäußert, da kam Jesus ihm und seinen Helfern zuvor. Die Geste allein genügte ihm, denn er erkennt unsere Absichten von fern. Zunächst bindet und vertreibt Jesus den ärgsten Feind des Lebens in Gott und mit Gott: die Sünde. Dann heilt er all unsere Blockaden, alles, was uns daran hindert, am Leben in Fülle teilzunehmen. Der Lahme war zwar nicht fähig, sich physisch fortzubewegen, doch war er noch fähig, in Glaube und Vertrauen auf Gott zuzugehen. Daher konnte er auch von innen her geheilt werden. Die Wurzel war noch gesund.

Gespräch mit Christus: Herr, ich will dieses Leben in Fülle, das du deinen Jüngern versprichst. Gib mir zuerst die Fülle der Beziehung zu dir, denn lieben und leben ist geben und nehmen: Ich bitte dich um etwas und du gibst es mir. Du bittest mich um etwas und ich gebe es dir. Wahres Leben ist für den Menschen Austausch auf der Ebene des Herzens.

Möglicher Vorsatz: Ich werde versuchen, bedürftigen Menschen zu vermitteln, dass sie keine Last, sondern eine wahre Bereicherung sind.

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