Tägliche Meditationen
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Sonntag,
28. Januar 2007

Der Staatsstreich des Herrn

Vierter Sonntag im Jahreskreis

P. Patrick Murphy LC

Lk 4,21-30
Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt. Seine Rede fand bei allen Beifall; sie staunten darüber, wie begnadet er redete, und sagten: Ist das nicht der Sohn Josefs? Da entgegnete er ihnen: Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: Arzt, heile dich selbst! Wenn du in Kafarnaum so große Dinge getan hast, wie wir gehört haben, dann tu sie auch hier in deiner Heimat! Und er setzte hinzu: Amen, das sage ich euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt. Wahrhaftig, das sage ich euch: In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elija, als der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und eine große Hungersnot über das ganze Land kam. Aber zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, nur zu einer Witwe in Sarepta bei Sidon. Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elischa. Aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman. Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut. Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen. Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg.

Einführendes Gebet:   Herr, ich glaube an dich. Du hast unsere Menschennatur angenommen, um uns nahe zu sein, um uns ein Vorbild menschlicher Würde zu sein. Deine ausgeglichene Kontrolle über all deine Worte und Handlungen zeigt mir den Weg zur Heiligkeit in meinem Leben. Ich hoffe auf dich, Herr. Wenn ich auf dich hoffe, werde ich die notwendige Gnade bekommen, um dich nachzuahmen. Vermehre meine Liebe zu dir.

Bitte:  Herr Jesus, ich bitte dich um die Gnade, aus freiem Willen lieben zu dürfen, damit ich mich aus Liebe zu dir um Heiligkeit bemühe.

1. Harmonie und Frieden. Im Garten von Eden besaß der Mensch die volle Selbstbeherrschung. Er hatte die Macht über sich selbst, über seine Impulse, seine Wünsche, seinen Verstand und seinen Willen. Im Buch Genesis trägt Gott den Menschen auf, die Erde zu bevölkern, sie zu unterwerfen und über sie zu herrschen (Gen 1,28). Dieser Zustand der Selbstbeherrschung des Menschen vor Adams Sündenfall wird Zustand der ursprünglichen Heiligkeit oder der ursprünglichen Gerechtigkeit genannt. Der Mensch war mit sich in Frieden und in Eintracht mit Gott und den anderen. Versuchen Sie sich diesen ursprünglichen Zustand in Ihrer Betrachtung vorzustellen.

2. Verlust der Gnade. Dann kam der Fall. ‚Adam und Eva verlieren sogleich die Gnade der ursprünglichen Heiligkeit.’ (KKK 399). ‚Die Harmonie, die sie der ursprünglichen Gerechtigkeit verdankten, ist zerstört; die Herrschaft der geistigen Fähigkeiten der Seele über den Körper ist gebrochen’ (KKK 400). Im Herzen des Menschen beginnt die Willkür zu herrschen. Als Folge der ersten Sünde erlangt der Teufel ‚eine gewisse Herrschaft über den Menschen, obwohl der Mensch frei bleibt’ (KKK 407). Er ist frei, aber besitzt nicht mehr die ausgeglichene Kontrolle über seinen Körper und seine Seele. ‚Die Erbsünde führt zur ,Knechtschaft unter der Gewalt dessen, der danach die Herrschaft des Todes innehatte, das heißt des Teufels' (KKK 407). In unserem Inneren tobt ein Kampf.

3. Der Staatsstreich Christi. Jesus möchte die Herrschaft in unserer Seele übernehmen. Ein Staatsstreich ist der plötzliche Sturz einer Regierung durch Menschen, die schon jetzt oder früher einmal an der Macht waren. Wir waren früher an der Macht und besaßen die Selbstkontrolle aufgrund der ursprünglichen Heiligkeit, haben diese Kontrolle aber durch die Erbsünde verloren. Christus reinthronisiert uns sozusagen durch die Taufe auf seinen Tod und seine Auferstehung, indem er uns die Gnade wiedererlangt hat, die wir verloren hatten, was den Verlust der Kontrolle über unseren Verstand und unseren Willen zur Folge hatte. Dadurch haben wir nun die Macht, seine Kinder zu werden: „So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind” (Röm 8,16).

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, du weißt, wie ich mich bemühe, dir und deinem Ruf zu einem heiligen Leben treu zu sein. Fast jeden Tag erlebe ich einen Kampf in mir, egoistisch zu sein und der Eigenliebe nachzugeben. Hilf mir, großzügig und ausdauernd zu kämpfen. Lass mich nie müde werden, in meinen Entscheidungen und Handlungen deiner Gnade die Vorherrschaft zu überlassen. Hilf mir, auf dich zu vertrauen.

Vorsatz:   Herr, ich will in den Augenblicken der Versuchung an dein Leiden und deinen Tod denken ‐ als ein Motiv, bis zum Ende weiterzukämpfen.

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