Tägliche Meditationen
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Freitag,
11. November 2022

Deine Schwäche ist ein Geschenk!

Freitag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Martin von Tours, Bischof
Gedenktag

Maria Boeselager

Mt 25,31-40
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.

Einführendes Gebet: Mein Herr, so wie ich bin, komme ich zur dir. Mein Herr, so wie ich bin, liebst du mich. Mein Herr, so wie ich bin, möchte ich mich deinem Wort öffnen.

Bitte: Komm, Heiliger Geist, und schenke mir die Gnade, meine Schwäche und Armut durch deine Augen zu sehen. Stell mich unter das Kreuz, und hilf mir, mich in meinem Leid mit Christus zu vereinen.

1. Der geringste Bruder. Wenn wir dieses Evangelium lesen, identifizieren wir uns wohl meistens mit den Schafen oder den Böcken, also denen, die das Reich erben, oder auch denen, denen es verwehrt wird. Aber wie wäre es, sich ausnahmsweise einmal mit denen zu identifizieren, die Christus als seine geringsten Brüder bezeichnet? Frage dich: Wann und wonach bin ich im Leben hungrig? Wann und wonach bin ich im Leben durstig? Wann fühle ich mich fremd, so als hätte ich keine Heimat, als gehörte ich nirgendwo dazu? Wann fühle ich mich nackt, entblößt, gedemütigt? Welche körperliche, psychische, seelische Krankheit oder Wunde muss ich tragen? Wo fühle ich mich gefangen in der Unveränderbarkeit der Umstände, in meiner eigenen Schwäche, in der Lieblosigkeit der Welt?

2. Abbild des Königs. Genau in dieser Armut spricht Christus, der König, zu dir: "Dort bin ich eins mit dir! Dort bist du Abbild von mir. Dort bist du meine Gegenwart in der Welt." Nimm dir einen Moment Zeit und bitte den Herrn, dir seine Gegenwart in deinem Leid, in deiner Armut zu offenbaren. Vielleicht kann es dir helfen, dich in Gedanken unter sein Kreuz zu stellen und seinen Hunger, seinen Durst, seine Einsamkeit, seine Demütigung, seine Versehrtheit, seine Gefangenschaft zu betrachten.

3. Sei ein Geschenk! Das Gericht des Herrn wird als eines beschrieben, bei dem die Liebe betrachtet und beurteilt wird, die jeder Mensch Christus in der Schwäche seines Nächsten entgegengebracht hat. Mit diesem Gedanken im Kopf, stellt sich nun folgende Frage: Was ist die Aufgabe und der Wert des Schwachen, des "geringsten Bruders" in diesem Szenario? Er ist der Ort der Begegnung zwischen Gott und dem Menschen. Ob die Menschen das verstehen oder nicht, sie lieben Christus selbst, wenn sie den Schwachen und Armen lieben. Daraus folgt nun auch die Frage: Wie kommst du darauf, deine Schwäche und Armut zu verbergen? Warum schämst du dich deiner Schwäche, warum bittest du nicht um Hilfe? Vorenthältst du so nicht deinem Nächsten die Möglichkeit, Christus lieben und dienen zu können? Ist es nicht, als würdest du das an dir verstecken, was das Abbild des Gekreuzigten ist?

Gespräch mit Christus: Gekreuzigter König, ich bringe dir meinen Hunger, meinen Durst, meine Einsamkeit, meine Demütigungen, meine Wunden, meine Gefangenschaft. Offenbare mir darin diese geheimnisvolle Einheit mit dir und schenke mir Trost. Ich bitte dich, schenke mir die Kraft und den Mut, meine Schwäche und Armut vor meinen Mitmenschen nicht zu verstecken und ihnen genau darin ein Geschenk, als Abbild des Gekreuzigten zu sein.

Vorsatz: Wo es mir möglich ist, will ich heute bewusst Masken fallen lasse, die meine Schwäche und Armut verbergen sollen. Und so will ich auf dich schauen, gekreuzigter Jesus, mich mit dir vereinen und meinen Mitmenschen dienen.

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