Tägliche Meditationen
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Samstag,
30. November 2019

Christen als Fischer von Menschen, die im Dunkel des Weltenmeeres Gott nicht finden können.

Hl. Andreas, Apostel
Fest

Dr. Thomas Mayer

Mt 4,18-22
In jener Zeit als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen gerade ihr Netz in den See, denn sie waren Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und richteten ihre Netze her. Er rief sie, und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten Jesus.

Einführendes Gebet: Wir danken dir, du Heiland aller Sünder, dass du uns Christen zu Menschenfischern berufen hast.

Bitte: Lass uns dir, großer Menschenfischer, als missionarische Zeugen deiner Liebe und Barmherzigkeit mit Freude durch Kreuz und Leid nachfolgen, damit wir und alle Menschen in dein Reich gelangen.

1. Missionsgeist als Merkmal der Christen. In diesem Evangelium betont Jesus einen zentralen Aspekt der von ihm mit Vollmacht erbetenen Nachfolge, nämlich den Missionsgeist seiner Jünger: Wir würden es kaum wagen, vom Menschen fangen zu sprechen, wenn nicht Christus selbst es mehrfach getan hätte. Als Kardinal hat Benedikt XVI. emeritus dazu 1988 Folgendes geäußert: "Hieronymus sagt, Fische aus dem Wasser herauszuziehen bedeute, sie ihrem Lebenselement zu entreißen und sie dem Tod preiszugeben. Die Menschen aber aus dem Wasser der Welt herauszuziehen bedeutet, sie aus dem Todeselement und aus der Nacht ohne Lichter herauszuziehen, ihnen die Atemluft und das Licht des Himmels zu geben."

2. Der Mensch, im dunklen Wasser der Welt schwimmend, sieht Christus als Licht der Welt nicht. Ratzinger fährt in seinem Buch Diener eurer Freude scharfsichtig fort: "Licht ist Leben, denn das Element des Menschen, wovon er im tiefsten lebt, ist die Wahrheit, die zugleich Liebe ist. Der Mensch freilich, der im Wasser der Welt schwimmt, weiß dies nicht. Deshalb wehrt er sich dagegen, aus dem Wasser herausgezogen zu werden. Er glaubt sozusagen, ein gewöhnlicher Fisch zu sein, der sterben muss, wenn er dem Wasser der Tiefe entrissen wird. In der Tat ist das ein Todesgeschehen. Aber dieser Tod führt in das wahre Leben, in dem der Mensch erst wirklich zu sich selber kommt."

3. Jesus als Fisch, der ins Wasser der Welt, in die Wasser des Todes hinabgestiegen ist. Ganz in der patristischen Tradition stehend beendet Ratzinger seine tiefen Gedanken zum Menschenfischer: "Jünger sein heißt, sich von Jesus fangen lassen, von ihm, dem geheimnisvollen Fisch, der ins Wasser der Welt, in die Wasser des Todes hinabgestiegen ist; der selbst Fisch geworden ist, um sich zuerst von uns fangen zu lassen, uns Brot des Lebens zu werden. Er lässt sich fangen, damit wir gefangen werden von ihm und den Mut finden, uns mit ihm aus den Wassern unserer Gewohnheiten und Bequemlichkeiten herausziehen zu lassen. Jesus ist Menschenfischer geworden dadurch, dass er selbst die Nacht des Meeres auf sich genommen hat, selbst hinabgestiegen ist in die Passion der Tiefe. Menschenfischer sein kann man nur, wenn man wie er sich selbst daran gibt. Man kann es aber auch nur, wenn man sich auf das Boot des Petrus verlassen darf (J. Ratzinger: Diener eurer Freude, Freiburg 1988, S. 97)."

Gespräch mit Christus: Welche doch fast töricht große Liebe hast du, großer Menschenfischer, uns erwiesen, als du zu uns in die Todesschatten der Meerestiefen unserer sündigen Welt hinabgestiegen bist, um uns zu erlösen.

Vorsatz: Ich will ein fliegender Fisch werden, der Christi Leben, Licht, Wahrheit und Liebe auch den Menschen im Meeresdunkel verkündet.

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