Dienstag,
26. Oktober 2021
Inkulturation
Dienstag der dreißigsten Woche im Jahreskreis
Dr. Christoph Kunkel
Lk 13,18-21
In jener Zeit sprach Jesus: Wem ist das Reich Gottes ähnlich, womit soll ich es
vergleichen? Es ist wie ein Senfkorn, das ein Mann in seinem Garten in die Erde steckte; es wuchs und wurde
zu einem Baum, und die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen. Außerdem sagte er: Womit soll ich das
Reich Gottes vergleichen? Es ist wie der Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis
das Ganze durchsäuert war.
Einführendes Gebet: Herr, wie sehr wünsche ich, dass dein Evangelium in mir und in der Gesellschaft Fuß fasst, dass es dort eigene Pflanzen und Blüten hervorbringt, dass es das Vorhandene aufgehen lässt, allem neuen Geschmack und Frische verleiht. Du machst uns mit deinen Worten Mut, um etwas zu bewegen und beizutragen. Es ist nicht zu schwer: Wer Großes bewirken will, muss sich deshalb nicht überheben. Er muss einfach auf dich und deine Kraft vertrauen und selbst die Saat ausstreuen bzw. Hand anlegen.
Bitte: O Herr, lenke mein Sinnen und Trachten auf das Entstehen des Reiches Gottes in mir.
1. Politisches unpolitisch. Manch einer der Zeitgenossen wird bei dieser Rede Jesu gedacht haben: "Endlich wird dieser Wanderprediger aus Nazaret, dieser Jesus, konkret politisch und spricht über das Reich, das Gott schon unserem Stammvater Abraham als das Land, wo Milch und Honig fließt, versprochen hat (und was jetzt fatalerweise von den Römern besetzt ist). Allerdings: Senfkorn und Sauerteig, was sind das für territoriale Optionen? Sie sind gering und klein, politisch kaum umzumünzen. Also worum kann es diesem Jesus gehen?"
2. Aus klein wird groß. Sauerteig, ein wenig breiig und grau unscheinbar und jene harmlosen kleinen Kügelchen, die Samen des Senfs – und das wissen eigentlich alle – tragen in sich ein großes Potential. Ein großer blühender Busch entsteht, ein Brotteig wird zum Laib aufgetrieben von diesen beiden Geringen. Mit diesem Gedankenbild fordert Jesus Nachsinnen und spendet Erleuchtung. Jeder von uns denkt beim "Reich Gottes" oftmals an die letzte Erfüllung am Ende aller Zeiten. Also irgendwann einmal geht dieses ganze irdische "Kuddelmuddel" auf in göttlicher Harmonie, in dem ewigen Frieden. Gott wird es schon machen.
3. Fast unmerklich… ersteht das Reich in seiner Größe. Aber jetzt? Wo soll es herkommen, dieses verkündete prachtvolle Reich? Folgt man den Metaphern Jesu, ist es unmerklich unter uns. Es ist schon da. Und es ist an uns, diesen winzigen Beginn, dieses unmerkliche Aufbrechen in uns, in einer Situation, in einer Begegnung oder Betrachtung zu fördern, zu steigern, zu verkünden oder zu tun. Jesus weist uns darauf hin, dass wir es, wenn wir es so tun, mit seiner Hilfe tun. Eine äußerliche Handlung wird auf diese Weise durchdrungen vom Frieden Gottes. Er schwebt herein auf Wünschen und Gebeten, auf frommem Meinen. Und eine unscheinbare Verwandlung führt durch einen kleinen, unmerklich göttlichen Impuls in das Reich des Verstehens, wenn wir uns täglich neu aufmachen.
Gespräch mit Christus: Jesus, hilf mir, täglich neu aufzubrechen und von neuem anzufangen, frohgemut beginnen zu können, ohne alte Rechnungen begleichen zu müssen. Ich danke dir dafür, dass ich mich am Aufbau deines Reiches beteiligen darf. Lass uns Christen heute Millionen und Abermillionen neue Saatkörner stecken und lass du die Saat aufgehen.
Vorsatz: Ich will fördern, was fromm ist, korrigieren, was mich von diesem Weg abbringt und mich darin in Beständigkeit üben.