Montag,
28. März 2016
Quelle der Freude
Ostermontag
P. Bertalan Egervári LC
Lk 24,13-35
Am ersten Tag der Woche waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens
Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist. Sie sprachen miteinander über all das, was sich
ereignet hatte. Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen. Doch
sie waren wie mit Blindheit geschlagen, so dass sie ihn nicht erkannten. Er fragte sie: Was sind das für
Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen, und der eine von ihnen -
er hieß Kleopas - antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger nicht weißt, was in
diesen Tagen dort geschehen ist? Er fragte sie: Was denn? Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er
war ein Prophet, mächtig in Wort und Tat vor Gott und dem ganzen Volk. Doch unsere Hohenpriester und Führer
haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen. Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der
Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist. Aber nicht
nur das: Auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe
beim Grab, fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel
erschienen und hätten gesagt, er lebe. Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die
Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht. Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn nicht? Wie
schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Musste nicht der Messias all das
erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen? Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen
Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht. So erreichten sie das Dorf, zu dem sie
unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleib doch bei uns;
denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und
als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen. Da
gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr. Und sie sagten zueinander:
Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift
erschloss? Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück, und sie fanden die
Elf und die anderen Jünger versammelt. Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon
erschienen. Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot
brach.
Einführendes Gebet: Guter Gott, du bist auferstanden und hast uns versprochen, bei uns zu bleiben alle Tage bis zum Ende der Welt. Ich will mich in deine Gegenwart versetzen und mir bewusst machen, dass du in mir, deinem Tempel, wohnst und schon darauf wartest, dass ich mich dir zuwende. Herr, hilf mir beten.
Bitte: Herr, schenke uns deine Freude!
1. Die Freude der Jünger. Welch ein Gefühl muss das sein, wenn jemand gerade die größte Niederlage seines Lebens eingesteckt hat und niedergeschlagen und ohne jede Hoffnung zu seinem früheren Leben zurückkehrt, plötzlich aber völlig überrascht feststellt, dass aus der Niederlage ein umso größerer Sieg geworden ist! Wie uns die Schrift berichtet, kehrten die Emmaus-Jünger noch in derselben Stunde nach Jerusalem zurück. Ihnen war egal, dass sie gerade erst zu Hause angekommen waren oder dass es schon dunkel war. Das Einzige, was zählte, war Jesus. Jesus lebt! Die Ernüchterung war einer überströmenden Freude und Begeisterung gewichen. Wir haben das alles nicht miterlebt, aber ihr lebendiges Zeugnis hat uns erreicht und der Sieg Jesu gehört ebenso uns. Herr, lass uns die Freude der Emmaus-Jünger nachempfinden.
2. Die Schrift. "Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?" Die Heilige Schrift ist das Wort Gottes, sie ist lebendig und wirkt in allen, die sie mit suchendem Herzen hören. Und sie hat tatsächlich diese wunderbare Eigenschaft, dass sie unser Herz entzünden und uns Begeisterung für die frohe Botschaft Jesu schenken kann. Schon der heilige Hieronymus sagte, dass Unkenntnis der Heiligen Schrift Unkenntnis Christi ist. Es lohnt sich sehr, regelmäßig in der Schrift zu lesen und den Herrn dabei um Erkenntnis zu bitten. So wird sie zu einer Quelle der Freude in unserem Leben werden.
3. 2000 Jahre später. Ja, die Auferstehung ist schon lange her. Aber in jeder heiligen Messe wird sie auf sakramentale Weise vergegenwärtigt. So können wir wirklich teilnehmen an Leiden, Tod und Auferstehung Jesu und gewissermaßen dabei sein. Durch die Beschäftigung mit der Heiligen Schrift wird auch unser Herz wirklich brennen, wenn uns der Herr ihren Sinn erschließt. Es liegt in unserer Hand, diese Quellen einer tiefen inneren Freude in unserem Leben zu entdecken und nach und nach aus ihnen zu schöpfen. Dem steht vor allem unsere Oberflächlichkeit im Weg. "Keine Zeit", "ich hab´s vergessen" oder "ich habe einfach zu viel anderes zu tun" sind unsere typischen Ausreden. Schade, dass wir keine Zeit haben, glücklich zu sein; dass wir vergessen, zur Quelle der Freude zu gehen; dass uns so viele Verpflichtungen und Hobbys davon abhalten. Sind wir den Umständen wirklich hilflos ausgeliefert oder fehlen uns nicht oft genug einfach der Glaube und die Entschlossenheit?
Gespräch mit Christus: Jesus, ich weiß, dass es nichts Schöneres gibt, als ganz für dich zu leben. Ich weiß, dass es wichtig ist, sich mit der Schrift zu beschäftigen. Ich weiß, dass das eucharistische Opfer Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens ist. Und doch lebe ich immer wieder anders und schaffe es nicht, meine guten Vorsätze in die Tat umzusetzen. Hilf mir, meine Oberflächlichkeit zu überwinden und immer mehr so zu leben, wie es dir gefällt.
Möglicher Vorsatz: Ich will heute ein bis zwei Kapitel aus einem der Evangelien lesen und betend darüber nachdenken.