Tägliche Meditationen
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Sonntag,
2. Juli 2006

„Den Herrn berühren”

Dreizehnter Sonntag im Jahreskreis

P. Robert DeCesare LC

Mk 5,21-43
Jesus fuhr im Boot wieder ans andere Ufer hinüber, und eine große Menschenmenge versammelte sich um ihn. Während er noch am See war, kam ein Synagogen-Vorsteher namens Jaïrus zu ihm. Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt. Da ging Jesus mit ihm.

Viele Menschen folgten ihm und drängten sich um ihn. Darunter war eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt. Sie war von vielen Ärzten behandelt worden und hatte dabei sehr zu leiden; ihr ganzes Vermögen hatte sie ausgegeben, aber es hatte ihr nichts genutzt, sondern ihr Zustand war immer schlimmer geworden. Sie hatte von Jesus gehört. Nun drängte sie sich in der Menge von hinten an ihn heran und berührte sein Gewand. Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt. Sofort hörte die Blutung auf, und sie spürte deutlich, dass sie von ihrem Leiden geheilt war. Im selben Augenblick fühlte Jesus, dass eine Kraft von ihm ausströmte, und er wandte sich in dem Gedränge um und fragte: Wer hat mein Gewand berührt? Seine Jünger sagten zu ihm: Du siehst doch, wie sich die Leute um dich drängen, und da fragst du: Wer hat mich berührt? Er blickte umher, um zu sehen, wer es getan hatte. Da kam die Frau, zitternd vor Furcht, weil sie wusste, was mit ihr geschehen war; sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. Er aber sagte zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein.

Während Jesus noch redete, kamen Leute, die zum Haus des Synagogen-Vorstehers gehörten, und sagten (zu Jaïrus): Deine Tochter ist gestorben. Warum bemühst du den Meister noch länger? Jesus, der diese Worte gehört hatte, sagte zu dem Synagogen-Vorsteher: Sei ohne Furcht; glaube nur! Und er ließ keinen mitkommen außer Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. Sie gingen zum Haus des Synagogen-Vorstehers. Als Jesus den Lärm bemerkte und hörte, wie die Leute laut weinten und jammerten, trat er ein und sagte zu ihnen: Warum schreit und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur. Da lachten sie ihn aus. Er aber schickte alle hinaus und nahm außer seinen Begleitern nur die Eltern mit in den Raum, in dem das Kind lag. Er fasste das Kind an der Hand und sagte zu ihm: Talita kum!, das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! Sofort stand das Mädchen auf und ging umher. Es war zwölf Jahre alt. Die Leute gerieten außer sich vor Entsetzen. Doch er schärfte ihnen ein, niemand dürfe etwas davon erfahren; dann sagte er, man solle dem Mädchen etwas zu essen geben.

Einführendes Gebet:  Herr Jesus, du hast uns gelehrt: „Bittet und es wird euch gegeben werden, sucht und ihr werdet finden, klopft an und es wird euch aufgetan werden.” (Mt 7,7). Du lädst mich ein, dir meine Bitten vorzutragen. Ich glaube, Herr, dass du mein Gebet erhören wirst, wenn ich dich, wie jetzt, inständig und mit aufrichtigem Herzen bitte.

Bitte: Herr, lass mich dein Erbarmen und deine Liebe erfahren!

1. „Wenn ich auch nur sein Gewand berühre”  Herr, oft scheinst du unerreichbar und weit entfernt zu sein. Ich glaube, dass du der unumschränkte, allmächtige Gott bist, aber auch, dass du mich einlädst zu dir zu kommen. Obwohl du so groß und mächtig bist, lädst du mich ein, wie ein kleines Kind bei dir Zuflucht zu suchen. Warum wage ich es so selten, nach dir zu greifen, wie die Frau mit der Blutung! Wie groß ihr Glaube ist! Ihr einziger Wunsch ist, mit dir in Kontakt zu kommen. Sie verlangt nicht viel, nur einen kurzen Augenblick. Oft ist die Hektik in meinem Leben so groß, dass ich nicht einmal diesen suche. Ich kümmere mich um meine eigenen Angelegenheiten und klebe so an meinen Problemen, dass ich nicht einmal daran denke, sie dir darzubringen. Es wäre doch so einfach, aber wie oft habe ich schon die gleiche Einstellung wie diese Frau?

2. „Wer hat mich berührt?”  Herr, es freut dich sicher, wenn du erkennst, dass jemand seine Hand nach dir ausstreckt. So oft wunderst du dich über unseren Glauben, selbst wenn er nur für einen kurzen Augenblick aufleuchtet. Du warst erstaunt über den Glauben des Zenturio als er sagte: „Sprich nur ein Wort und mein Diener wird geheilt sein.” (Lk 7,7). Du hast dem rechten Schächer versprochen, mit dir im Paradies zu sein. Jemand hat geglaubt, dass du ihr Leben ändern könntest, und sie hat dich gesucht und gefunden. Wie oft berühren wir dich? Wie oft geben wir dir Anlass, uns aufzusuchen, weil wir dich finden wollen?

3. „Dein Glaube hat dir geholfen.”  Es ist der Glaube an dich, Herr, der sie angetrieben hat, dein Gewand zu berühren. Sie glaubte daran, dass du sie heilen könntest. Ihre Hand nach dir auszustrecken, das war ihr Gebet. Sie weiß, wer sie ist: ein Geschöpf des Vaters, eine arme, hilfsbedürftige Seele. Wahrscheinlich hat sie versucht, es alleine zu schaffen, und für ihre Genesung Medikamente eingenommen. Die aber verschlimmerten nur ihren Zustand. Jetzt bittet sie um deine Hilfe. Du, Herr, hilfst ihr nicht nur, sondern du rettest sie auch. Du möchtest das gleiche auch für mich tun, wenn ich zu dir komme und dir meine Bitte vorlege. Herr, ich glaube, dass ich als Mensch so bin, wie du mich erschaffen hast, wenn ich dir meine Bitten vortrage. Ich bin ein Mensch, der von dir völlig abhängig ist. Ich brauche dich für alles. Ohne dich kann ich nichts tun, aber in dir alles. (vgl. Gal 2,20).

Gespräch mit Christus:  Herr, ich erkenne, dass du von mir berührt werden willst, so wie es die Frau mit der Blutung getan hat. Ich glaube, Herr, dass du darauf wartest, dass ich, genauso wie sie, zu dir komme. Alles, was ich tun muss, ist meine Hand nach dir auszustrecken, und du wirst da sein, um mein Gebet zu beantworten.

Vorsatz:  Während des heutigen Tages will ich zwei bewusste Akte des Glaubens setzen, um meine Hand nach dem Herrn auszustrecken, der darauf wartet, dass ich ihn um Hilfe bitte.

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