Dienstag,
9. Februar 2021
Gottes Gebot und die Überlieferung von Menschen
Dienstag der fünften Woche im Jahreskreis
Sel. Anna Katharina Emmerick, Mystikerin
Dorit Wilke-Lopez
Mk 7,1-13
In jener Zeit hielten sich die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem
gekommen waren, bei Jesus auf. Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen, das heißt mit
ungewaschenen Händen aßen. Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Hand
voll Wasser die Hände gewaschen haben, wie es die Überlieferung der Alten vorschreibt. Auch wenn sie vom
Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen. Noch viele andere überlieferte Vorschriften
halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten
fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr
Brot mit unreinen Händen? Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesaja hatte Recht mit dem, was er über euch
Heuchler sagte: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Es ist sinnlos,
wie sie mich verehren; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen. Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet
euch an die Überlieferung der Menschen. Und weiter sagte Jesus: Sehr geschickt setzt ihr Gottes Gebot außer
Kraft und haltet euch an eure eigene Überlieferung. Mose hat zum Beispiel gesagt: Ehre deinen Vater und
deine Mutter!, und: Wer Vater oder Mutter verflucht, soll mit dem Tod bestraft werden. Ihr aber lehrt: Es
ist erlaubt, dass einer zu seinem Vater oder seiner Mutter sagt: Was ich dir schulde, ist Korbán, das heißt:
eine Opfergabe. Damit hindert ihr ihn daran, noch etwas für Vater oder Mutter zu tun. So setzt ihr durch
eure eigene Überlieferung Gottes Wort außer Kraft. Und ähnlich handelt ihr in vielen Fällen.
Einführendes Gebet: Jesus, danke für diese Gardinenpredigt! Du kannst einem ganz schön Bescheid sagen! Ich will mir das zu Herzen nehmen! Ich bitte dich um den heiligen Geist der Erkenntnis, damit ich verstehe, was diese Worte an die Pharisäer heute für mich bedeuten.
Bitte: Öffne mir Geist und Herz. Danke!
1. "Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung von Menschen." Die Kirche in Deutschland befindet sich in einem schmerzhaften Schrumpfungsprozess, der viele Änderungen mit sich bringt. Pfarreien werden zusammengelegt, seelsorgerliche Aufgaben neu verteilt, Dienste neu geordnet. Überlieferte Strukturen lösen sich auf. Das erzeugt immer wieder Bitterkeit und Resignation. Aber viele äußere Strukturen sind doch nur Überlieferung von Menschen!
2. "Ihr gebt Gottes Gebot preis." Viele fühlen sich zurückgesetzt, wenn der Pastor keine Zeit mehr hat, ihr Ehrenamt zu würdigen, oder wenn "nur noch" der Diakon der Beerdigung vorsteht, oder wenn eine Messfeier zu der gewohnten Zeit verlegt oder gar gestrichen wird. Dann müssen wir aufpassen, dass wir nicht Gottes Gebot preisgeben: Gott zu lieben - und das eigene Ego zurückzustellen – und den Nächsten zu lieben und ihm mit Verständnis zu begegnen – auch den Vertretern der "Amtskirche".
3. "Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir." Gott zu ehren, ist gut, aber das Herz muss auch dabei sein. Wie viel Liebe habe ich noch im Herzen, wenn andere Gott auf eine Weise ehren, die von meinen Vorstellungen abweicht? Wenn Messtexte geändert oder eben nicht geändert werden? Die einen kritisieren Abweichungen, andere mangelnde Spontaneität in der Liturgie. Unabhängig von der objektiven Richtigkeit der unterschiedlichen Auffassungen: Kann ich in der Liebe bleiben?
Gespräch mit Christus: Ich halte mich ganz gern an den äußeren Stabilitäten im Leben fest. Aber das ist trügerisch, Jesus. Sei du mein Fixpunkt. Öffne mich für dein Gebot der Liebe. Lass mich wachsen in der Liebe. Lass die Liebe meine Stabilität sein.
Möglicher Vorsatz: Ich will Toleranz und Liebe üben. Und Gelegenheiten dazu dankbar begrüßen, statt mich zu ärgern!