Tägliche Meditationen
X

Montag,
6. Oktober 2008

Liebe ist grenzenloses Erbarmen

Montag der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

P. Patrick Butler LC

Lk 10,25-37
Da stand ein Gesetzeslehrer auf, und um Jesus auf die Probe zu stellen, fragte er ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was liest du dort? Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben. Der Gesetzeslehrer wollte seine Frage rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster? Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halb tot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter. Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter. Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme. Was meinst du: Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde? Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso!

Einführendes Gebet:   Herr, heute forderst du mich auf, mehr Platz in meinem Herzen zu schaffen. Ich glaube, dass du das für mich tun kannst. Wenn sich mein Herz mit dem deinen vereint, wird es größer werden. Ich vertraue auf deine Treue. Du liebst mich, obwohl ich ein Sünder bin. Es gibt nichts, was du nicht für mich tun würdest. Heute wünsche ich mir mehr zu lieben, indem ich mehr Mitgefühl zeige, indem ich mit dem fühle, der mich braucht, und ihm helfe. Ich möchte den Kreis meiner „Nächsten” erweitern.

Bitte:  Herr, hilf meinem Herzen zu lieben und alles zu überwinden, was es daran hindert.

1. In einer Nussschale. Nicht alle Gesetzeslehrer sind in der Lage, alles, was für die Rettung notwendig ist, in einem einzigen Satz zusammenzufassen, wie es der Mann im Evangelium konnte: Gott lieben, und den Nächsten ‐ das ist alles. Und doch ist noch etwas hinzuzufügen. Diese Liebe darf sich nicht auf ein paar Menschen beschränken, sie muss allen Menschen gelten: Ich muss Gott lieben mit ganzem Herzen, allen Sinnen und ganzer Kraft und den Nächsten lieben wie mich selbst. Ich muss mehr lieben, indem ich danach trachte, besser zu lieben und Gott bitte, meine Liebesfähigkeit zu steigern.

2. Nach einem Ausweg suchen. Dem Gesetzeslehrer machen die Forderungen, die er gerade formuliert hat, plötzlich Angst. Er sucht nach einem Ausweg, einer Auslegung, die diese Forderungen etwas abmildern könnte. Er möchte von Jesus hören, sein „Nächster” sei einfach einer seiner Freunde, Verwandten oder Landsleute. Jesus aber erzählt die Geschichte eines Mannes, eines Fremden, der einem verfeindeten Volk (Samariter) angehört, der an einem verwundeten Juden handelt wie an seinem Nächsten. Ganz anders verhalten sich der Priester und der Levit (ein frommer Mann), obwohl sie wie der Verwundete Juden sind. Wenn ich den Begriff „mein Nächster” zu eng fasse, werde ich diejenigen, die ich als meine Nächsten annehmen sollte, nicht gut behandeln.

3. Grenzenloses Mitleid. Mitleid bedeutet, mit jemandem „zu leiden”. Der Samariter sieht den halbtoten Mann und fühlt seinen Schmerz ‐ nicht so wie es der abgedroschene Spruch „Ich fühle mit dir” nahelegt, sondern von ganzem Herzen, und er hilft dem Mann so, wie er selbst es in der gleichen Lage von seinen Mitmenschen erwarten würde. Das erkennt man an einigen Details in dem Bericht: Er nimmt sich Zeit für den Verwundeten, versorgt seine Wunden, lässt ihn auf seinem Esel reiten, bringt ihn an einen sicheren Ort, wo man für ihn sorgt und übernimmt die Kosten dafür. Ich muss mir Zeit nehmen, die Nöte meiner Mitmenschen zu erkennen, auch derer, die nicht zu meinen Freunden und Verwandten zählen. Ich muss mich bewegen lassen zu handeln und anderen nach besten Kräften in ihrer Not beistehen, anstatt sie geflissentlich zu übersehen.

Gespräch mit Christus:  Jesus, ich bin so oft wie der Priester und der Levit. Ich sehe Menschen in Not, aber ich habe es eilig oder denke, ein anderer wird schon helfen. Ich weiß, dass ich alle als meine „Nächsten” ansehen soll, auch diejenigen, die auf der anderen Seite der Erde unter Krieg, Hunger und Armut leiden. Wenn nicht ich sie als meine „Nächsten” annehme und ihnen mit meinem Gebet und meinem Handeln helfe, wer dann? Ich möchte so offen wie möglich für die Notlagen anderer sein und sie behandeln wie ich behandelt werden möchte.

Vorsatz:   Bei der Arbeit, in der Schule oder zu Hause werde ich mich bemühen, nicht nur den Angelegenheiten, die ich zu erledigen habe, sondern vor allem den Menschen meine Aufmerksamkeit zu schenken. Ich werde heute ganz konkret das Problem eines anderen ansprechen.

Archiv

Tägliche Meditationen