Tägliche Meditationen
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Freitag,
16. August 2019

Steht Gott heute allein?

Freitag der neunzehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Stephan von Ungarn

P. Thomas Fox LC

Mt 19,3-12
In jener Zeit kamen Pharisäer zu ihm, die ihm eine Falle stellen wollten, und fragten: Darf man seine Frau aus jedem beliebigen Grund aus der Ehe entlassen? Er antwortete: Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer die Menschen am Anfang als Mann und Frau geschaffen hat und dass er gesagt hat: Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein? Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Da sagten sie zu ihm: Wozu hat dann Mose vorgeschrieben, dass man der Frau eine Scheidungsurkunde geben muss, wenn man sich trennen will? Er antwortete: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat Mose euch erlaubt, eure Frauen aus der Ehe zu entlassen. Am Anfang war das nicht so. Ich sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch. Da sagten die Jünger zu ihm: Wenn das die Stellung des Mannes in der Ehe ist, dann ist es nicht gut zu heiraten. Jesus sagte zu ihnen: Nicht alle können dieses Wort erfassen, sondern nur die, denen es gegeben ist. Denn es ist so: Manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, manche sind von den Menschen dazu gemacht, und manche haben sich selbst dazu gemacht - um des Himmelreiches willen. Wer das erfassen kann, der erfasse es.

Einführendes Gebet: Herr, ich danke dir für deine bedingungslose Liebe zu mir. Du hast mir immer gezeigt, dass deine Liebe zu mir keine Grenzen hat. An jedem Ort, zu jeder Zeit, unter allen Umständen bestätigt sich das. Vor allem an jenen Tagen, an denen ich leide, weil meine Liebe versagt. Ich danke dir, dass du mich nicht hast fallen lassen. Fange mich auch bitte heute auf! Nur in deiner Liebe bin ich geborgen. Danke!

Bitte: Herr, lass mich zu dir stehen!

1. Unsere Zerbrechlichkeit. Selbst den Schritt zur standesamtlichen (nicht einmal kirchlichen!) Trauung nimmt ein Paar (Mann und Frau) heute schon als ziemlich großes Risiko wahr. Stellen wir einen Vergleich an: Man weiß intuitiv, dass das Scheitern einer Ehe viel Schmerz und Leid verursacht und dass bei beiden Ehepartnern, vor allem bei den Kindern, verdeckte und offene, oft irreparable Schäden entstehen. – Warum also sich so etwas zumuten? Würde man denn etwa den Flieger einer Fluggesellschaft besteigen, von der man weiß, dass es in 30-50 % aller Fälle einen Absturz geben wird? Statistisch gesehen sieht es aber genauso bei den standesamtlich geschlossenen Ehen aus. Eine standesamtliche Ehe dauert heute im Schnitt 15 Jahre.

2. Ein "halsbrecherisches" Wagnis. Als die Pharisäer ihm diese Frage stellten, war sich der Herr sicherlich der Geschichte aller Menschen und ihrer vielerlei versagenden Liebe bewusst. Dennoch hielt er an der Unauflöslichkeit des Ehesakraments fest. Mag es daran gelegen haben, dass er uns den Zugang zur größeren Liebe nicht verwehren wollte? Damit jene, die das Wagnis mit seiner Gnade eingehen, daran täglich wachsen und mit seiner Hilfe Zeugnis von einer neuen Menschheit geben können? Nach dem Motto: "Wer es erfassen kann, der erfasse es."Hans Urs von Balthasar spricht in einem Vortrag "Wagnis des Glaubens" im Schweizer Radio, gehalten 1962, davon, dass das Christentum das Wagnis ist, "das halsbrecherische Wagnis, an die Liebe als das Ganze, das Erste und Letzte und die ganze Mitte dazwischen zu glauben. Ja, zu glauben!"

3. Bedingungslos. Geben wir Gott eigentlich noch die Möglichkeit, sich uns in der Ehe zu offenbaren? Verwehren wir ihm nicht gerade durch unsere berechnende Art, unser Kalkül, unseren Glauben an die Technik und unseren Willen zur absoluten Kontrolle jede Möglichkeit, sich uns dort zu manifestieren? Hans Urs von Balthasar in einem weiteren Vortrag im Schweizer Radio über die Weihnacht (1963): "Die Welt ist nüchtern und kalt geworden und die Entscheidungsfrage lautet jetzt wirklich: Entweder wir Menschen allein, mit unseren verwehenden Flämmchen im Winter der Materie oder unsere versagende Liebe geborgen in einem Abgrund göttlicher Liebe, die sich durch alle diese leeren Räume und Zeiten der Welt hin ausgießt."

Gespräch mit Christus: Herr, danke für deine kantigen Wahrheiten! Verzeih, dass wir Menschen dich oft nicht viel besser als Pontius Pilatus behandeln, denn voller Skepsis stellen wir dir die Frage: Was ist Wahrheit? Gib uns den tollkühnen Mut, dieses halsbrecherische Wagnis des Glaubens heute noch einmal mit dir und mit uns einzugehen.

Vorsatz: Ich für meinen Teil werde mich heute für Christus einsetzen und sein Wort "sine glossa" (ohne Randbemerkung) annehmen.

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