Tägliche Meditationen
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Freitag,
1. November 2019

Abenteuer Heiligkeit

Allerheiligen
Hochfest

P. Thomas Fox LC

Mt 5,1-12a
In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf den Berg. Er setzte sich und seine Jünger traten zu ihm. Und er öffnete seinen Mund, er lehrte sie und sprach: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden. Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Böse über euch redet um meinetwillen. Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel.

Einführendes Gebet: Herr, wenn die Welt uns nicht für "verrückt" hält, haben wir den Sinn dafür verloren, wie man dir richtig nachfolgt. Lass deshalb heute dein Wort in mich eindringen, denn es ist lebendig, kraftvoll und scharf. Wenn ich es zulasse, dringt es ein bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenk und Mark. Es richtet über meine Regungen und die Gedanken meines Herzens. Lass mich bei dieser Herz-OP kein Betäubungsmittel nehmen, damit mein Inneres immer nackt und bloß vor deinen Augen liegt und du mich heilst (frei nach Hebr 4,12-13).

Bitte: Herr, mach mich sehend!

1. Als Jesus die vielen Menschen sah… Jesu Blick drückte immer etwas von dem Geheimnis aus, das in ihm wohnte. Man könnte meinen, er sah in dieser wogenden Menge, die ihn am Fuß des Berges umspülte, die Menschen aller Jahrhunderte und Jahrtausende, alle Menschen, die je gelebt haben, die jetzt leben und leben werden, mich eingeschlossen. Sein Blick war "allumfassend", in Zeit und Raum, "katholisch". Denn als Schöpfer umfasst er das ganze Universum, jedes Staubkorn; und als Erlöser jeden – aber auch wirklich jeden –, der sich von ihm erfassen lässt. Und jeden… – aber auch wirklich jeden –, der es sich anders überlegt, denn alle Geschöpfe im Himmel, auf der Erde und unter der Erde werden ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu (Phil 2,10).

2. Trost und Vertrauen. Noch einmal: Fragen wir uns, was Jesus sieht, wenn er uns Menschen betrachtet, wenn er sieht, wie wir leben, leiden und lieben. Denn sicher hatte er sich im Vorfeld überlegt, wovon er an diesem Tag sprechen würde, und sich mit Liebe gefragt: Welche Botschaft brauchen sie am meisten? Und sein Blick wird sich aufgehellt haben, als der Gedanke ihn wie ein Blitz durchfuhr: Ja, ich werde ihnen Hoffnung schenken! Mit Ansprüchen, die Vertrauen erwecken, mit eindrücklichen Bildern. Denn mit den Armen kann sich der ärmste Mensch dieser Welt solidarisch fühlen, mit den Trauernden der Trostloseste, mit den Sanftmütigen der Schwächste und Erfolgloseste… Vielleicht hörte er in seinem Herzen ein Wort, wie es der Prophet Jesaja hörte: "Tröstet, tröstet mein Volk!" (Jes 40,1).

3. Trost… und auch Weisung. Kurz nach der Verhaftung Johannes des Täufers hatte sich Jesus nach Galiläa zurückgezogen und diese Predigt gehalten. In den Ohren der Zuhörer hallte sicher noch die Botschaft des Vorläufers wider: "Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste! Baut in der Steppe eine ebene Straße für unseren Gott! Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben" (Jes 40,3-4). Wir können also auch tatsächlich etwas tun: Wer sich am Aufbau des Reiches Christi beteiligen möchte, der findet in den Seligpreisungen konkrete Wege, wie er seinem Leben Merkmale verleihen kann, die an die Gesichtszüge Jesu erinnern. Denn jede Seligpreisung zeichnet das Antlitz Jesu, Mariens und der Heiligen, des ganzen mystischen Leibes Christi, nach. Dabei heißt "Gott im eigenen Leben verherrlichen" nicht abstrakte Gesetze einhalten, sondern sich intensiv der einzigen, wirklich schönen und lohnenden Arbeit zu widmen: frei, lebendig und kreativ um die konkrete Gestaltung meines Lebens nach Christi Abbild zu ringen. Ein einmalig schönes Abenteuer.

Gespräch mit Christus: Herr, wie deine Jünger, lädst du mich zum Abenteuer Heiligkeit ein. Du nennst mich beim Namen, beanspruchst mich und sendest mich aus. Keiner hat mir je ein solches Angebot gemacht. Ich möchte es ernst nehmen. Ich bin mir bewusst: Dadurch werde ich höchst verletzlich. Nur wahrer Glaube, wahre Hoffnung und echte Hingabe können mir helfen zu bestehen. Aber nachdem du mich erwählt und mit Liebe angeschaut hast, ist dein Angebot für mich alternativlos.

Möglicher Vorsatz: Ich nehme mir ernsthaft vor, heilig zu werden, und trage diesen Vorsatz im Herzen vor Gott, vor Maria und meinen Schutzheiligen.

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