Tägliche Meditationen
X

Mittwoch,
8. April 2020

Falsche Vorstellungen

Mittwoch der Karwoche
Dr. Christoph Kunkel

Mt 26,14-25
In jener Zeit ging einer der Zwölf namens Judas Iskariot zu den Hohenpriestern und sagte: Was wollt ihr mir geben, wenn ich euch Jesus ausliefere? Und sie zahlten ihm dreißig Silberstücke. Von da an suchte er nach einer Gelegenheit, ihn auszuliefern. Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote gingen die Jünger zu Jesus und fragten: Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten? Er antwortete: Geht in die Stadt zu dem und dem und sagt zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist da; bei dir will ich mit meinen Jüngern das Paschamahl feiern. Die Jünger taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte, und bereiteten das Paschamahl vor. Als es Abend wurde, begab er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch. Und während sie aßen, sprach er: Amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten und ausliefern. Da waren sie sehr betroffen, und einer nach dem andern fragte ihn: Bin ich es etwa, Herr? Er antwortete: Der, der die Hand mit mir in die Schüssel getaucht hat, wird mich verraten. Der Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen, wie die Schrift über ihn sagt. Doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre. Da fragte Judas, der ihn verriet: Bin ich es etwa, Rabbi? Jesus sagte zu ihm: Du sagst es.

Einführendes Gebet: Herr, manchmal leben wir in deiner Gemeinschaft, um unsere Sehnsüchte und falschen Vorstellungen erfüllt zu sehen. Gib uns die Bereitschaft, mit dir andere Wege zu gehen, solange sie nur deinen Vorstellungen und deinem Willen entsprechen.

Bitte: Lass mich dir folgen.

1. Ein geldgieriger Feigling? Wenn Judas fragt: "Bin ich es etwa, Rabbi?" empfindet mancher das als pure Heuchelei. Was können die Motive für dieses erzürnte Handeln, diesen verächtlichen Verrat sein…?

2. Falsche, rein menschliche Vorstellungen. Ich vermute, dass Judas Iskariot unter dem "Reich Gottes" die Errichtung eines sich aus der Knechtschaft erhebenden Gottesstaates Israel versteht. Zunächst mit werbenden Aktionen, Agitation, Wohltaten eines erlauchten Anführers. Später würde mit Volkserhebung und Waffengewalt dieses "Reich" gegen die römischen "Besatzer" zu errichten sein: ein "Israelischer Frühling" (wie er dann später auch ins Desaster führte). Der gegen Jesus ausgelöste "Räuber" Barnabas gehörte vielleicht zu den Sympathisanten dieser Bewegung.

3. Das Reich Gottes verbreitet sich nach Gottes Art. Nach der Auferstehung des HERRN verbreitet sich das Christentum ohne Gewalt im Mittelmeerraum. Bei jenen gottgläubigen Völkern ringsumher fällt Jesu Wort auf fruchtbaren Boden, ohne Dschihad. Die christliche Bekehrung und ihre Mission ist innerlich und keine kollektive oder kriegerische Erhebung. Ab dem 8. Jh. muss sie sich zurückziehen und formt damit unser Europa.

Gespräch mit Christus: Herr, deine Wahrheit verschafft sich den Sieg, indem sie die Herzen von innen her für sich gewinnt. Weder durch Waffengewalt noch durch den Wortschwall der "Über"-redung. Es sind die Heiligen, diejenigen, die von dir ein echtes Zeugnis ablegen, die "über"-zeugen.

Vorsatz: Ich werde mich in einer Frage des Glaubens oder des menschlichen Wissens fortbilden, um falsche Vorstellungen auszuräumen.

Archiv

Tägliche Meditationen