Tägliche Meditationen
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Freitag,
18. August 2023

Im Anfang war es nicht so

Freitag der neunzehnten Woche im Jahreskreis

P. Thomas Fox LC

Mt 19,3-12
In jener Zeit kamen Pharisäer zu ihm, die ihm eine Falle stellen wollten, und fragten: Darf man seine Frau aus jedem beliebigen Grund aus der Ehe entlassen? Er antwortete: Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer die Menschen am Anfang als Mann und Frau geschaffen hat und dass er gesagt hat: Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein? Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Da sagten sie zu ihm: Wozu hat dann Mose vorgeschrieben, dass man der Frau eine Scheidungsurkunde geben muss, wenn man sich trennen will? Er antwortete: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat Mose euch erlaubt, eure Frauen aus der Ehe zu entlassen. Am Anfang war das nicht so. Ich sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch. Da sagten die Jünger zu ihm: Wenn das die Stellung des Mannes in der Ehe ist, dann ist es nicht gut zu heiraten. Jesus sagte zu ihnen: Nicht alle können dieses Wort erfassen, sondern nur die, denen es gegeben ist. Denn es ist so: Manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, manche sind von den Menschen dazu gemacht, und manche haben sich selbst dazu gemacht - um des Himmelreiches willen. Wer das erfassen kann, der erfasse es.

Einführendes Gebet: Herr, oftmals sehe und erkenne ich dich mit meinem geistigen Auge nicht gut. Lass mich dich wahrhaft erkennen. Ich komme heute auch zu dir wie ein Lahmer, das Gehen und Stehen in deiner Wahrheit macht mir Mühe. Richte mich auf, stärke mich und lass mich aufrecht vor dir gehen. Herr, noch etwas: Ich komme heute zu dir wie ein Habenichts. Beschenke mich mit dem, was du gibst: dich selbst. Dann habe ich in Hülle und Fülle und will es auch verteilen.

Bitte: Herr, hilf mir zu bedenken, wer du bist, damit ich deine Lehre ohne Abstriche und von Herzen annehme.

1. Macht bitte halt! Die Frage, mit der die Pharisäer Jesus eine Falle stellen wollen, lautet, ob ein Mann aus jedem beliebigen Grund seine Frau aus der Ehe entlassen dürfe. Mit anderen Worten: Ist der Ehebund zwischen Mann und Frau so locker, dass man jede Begründung gelten lassen kann, um ihn zu lösen? Anstatt auf ihre Frage direkt einzugehen, lenkt Jesus den Blick seiner Zuhörer auf die Grundlagen des Ehesakraments. Damit zwingt er ihren Geist und Verstand, der anscheinend noch auf rein menschlicher Ebene unterwegs ist, zu einer "Vollbremsung": Denkt bitte nicht zuerst rein menschlich über die Ehe! Denn ihre Grundlage besteht darin, dass Gott selbst einen Mann (diesen) und eine Frau (diese) füreinander bestimmt hat. Wer eine solche Bestimmung erkannt hat und sich frei füreinander entscheidet, bindet sich in der Kirche für immer – wie es dem Wesen der Liebe entspricht.

2. Wozu hat dann Mose vorgeschrieben…? Jesus stellt sich mit seiner Aussage über Mose. Tatsächlich hat er (z.B. in der Bergpredigt – Mt 5) oft die Worte benutzt: "Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist… Ich aber sage euch…" Er fordert damit von seinen Hörern den Glauben heraus, dass er über Mose steht, dass er der Messias und der Sohn Gottes ist. Damit richtet er das Gesetz neu auf und tut das als oberster Gesetzgeber. Auch hier, in Bezug auf die Ehe, kam er nicht, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es in seiner Fülle aufzurichten. Was wirft das für ein Licht auf unseren oftmals allzu berechnenden Geist? Jesus nennt uns unverblümt "hartherzig". Lassen wir uns von seinem Wort berühren: "Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein. Alles andere stammt vom Bösen." (Mt 5,37)

3. Der höhere Weg. Weltliches Denken kennt keine Verträge ohne Rücktrittsklauseln. Wer aber die Gegenwart Gottes wünscht und sich seiner Fügung unterstellt, sucht mehr als das: bedingungslos lieben. Die sakramentale Ehe unterscheidet sich daher von der standesamtlichen wie Gold, das vom übernatürlichen Glanz der Gnade durchdrungen ist, von Gold mit seinem natürlichen Glanz (einer allerdings mehr oder weniger versehrten Natur). Selbstverständlich haben auch katholisch getraute Ehepaare ernsthafte Probleme, aber sie sind gestärkt und eingebettet in die immerfort wirksame Gnade des Sakraments. Letztlich entscheidet über ihre Treue immer die Frage, in welchem Geist sie die Ehe gemeinsam vollzogen haben, vollziehen und vollziehen werden. Jesus Christus lädt uns ein, das Höhere zu erfassen, den Weg, der alles überragt: die bedingungslose Liebe.

Gespräch mit Christus: Herr, um dich verstehen zu können, müssen wir uns im Geist von dir zu deiner Höhe erheben lassen. Ja, ich möchte dein Wort erfassen und bitte dich für mich und für andere um diese Gabe. Erfasse uns, damit wir dich zu erfassen vermögen!

Vorsatz: Wenn ich bereit bin, mit Jesus den höheren Weg zu gehen, weihe ich mich in einem Augenblick der Stille diesem Weg oder erneuere meinen Vorsatz, ihn aus Liebe zu Gott zu gehen. In jedem Fall bitte ich den Herrn für mich und alle Menschen um seine bedingungslose Liebe und seine Gnade.

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