Montag,
6. November 2006
Sei mein Gast!
Montag der einunddreißigsten Woche im Jahreskreis
P. Michael Goodyear LC
Lk 14,12-14
Dann sagte er zu dem Gastgeber: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, so lade nicht deine Freunde
oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich ein, und damit ist
dir wieder alles vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du
wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung
der Gerechten.
Einführendes Gebet: Herr Jesus Christus, du hast dich deiner Herrlichkeit beraubt, um zu uns als Mensch zu kommen. Als Mensch hast du dich verbraucht und dein Leben für uns geopfert. Ich möchte, dass mich diese Zeit des Gebetes lehrt, deine Großzügigkeit und Liebe nachzuahmen, damit ich so geben und lieben kann, wie du es getan hast.
Bitte: Herr, lehre mich die selbstlose Liebe.
1. Gast und nicht Kontakt. Wir haben vielleicht schon alle die Redewendung gehört: „Es ist nicht bedeutsam was wir wissen, sondern wen wir kennen!” In unserem Leben sind wir oft in diesem Prinzip gefangen und wir bemessen vielleicht manchmal die Wichtigkeit der Menschen daran, mit wem sie uns in Kontakt bringen könnten, wie sie uns weiterbringen können. Vielleicht waren wir schon unter diesem Motto bei einer Veranstaltung? „Hallo Robert...” Während dieser Begrüßung überlegen wir uns: „Robert, Robert... nein, er hat keine Bedeutung.” Und dann sagen wir so etwas wie „Nett sie zu sehen”, und gehen zum nächsten weiter. Christus sah jeden Menschen als eine einzigartige Person und dachte nicht bloß daran, was ihm diese Person bringen könnte, sondern was er ihr geben könnte. Er kam nicht um bedient zu werden, sondern um zu dienen. (Mt 20,28). Behandeln wir jeden Menschen wie Christus ihn behandeln würde, als Gast in unserer Gegenwart und nicht als einen „Kontakt”?
2. Gast und nicht Kunde. Ein anderer Schauplatz, der dieses christliche Prinzip selbstloser Liebe prüfen kann, ist die beständige Suche nach Kunden, die heute so weit verbreitet ist. So schnell können wir uns dabei ertappen, dass wir jemanden nicht als Freund oder Gast sehen, sondern als einen potentiellen Kunden. Immer wenn wir uns bei anderen nur auf unsere Interessen und Geschäften konzentrieren, sind sie nicht wirklich mehr unsere Gäste, sondern wir erwarten eine Gegenleistung. Das ist nicht die Handlungsweise, die uns Christus in dem heutigen Evangelium zeigt. Ist sie unsere?
3. Gast und nicht Investition. Wenn wir jemals eine Einladungsliste aufgestellt haben ‐ sei es eine tatsächliche oder nur in Gedanken ‐ was waren die Kriterien für diese Aufstellung? Vielleicht sehen wir Zeit mit unseren Gästen als Investition. Wenn wir diesen und jenen einladen, werden sie.... Und wir rechnen uns vielzählige Ergebnisse, Vorteile oder Dividenden aus, die wir erhalten werden. Folgen wir dem Angebot Christi: unterhalten wir Gäste, nicht Kunden, Kontakte oder Investitionen!
Gespräch mit Christus: Herr, ich möchte, dass du mehr Einfluss hast in meinem Herzen und in meiner Umgebung. Erlaube mir, in selbstloser Liebe zu wachsen und alle um mich herum mit der Liebe zu behandeln, die du mich durch dein Leben und deine Liebe lehrst.
Vorsatz: Ich will bewusst die Art und Weise analysieren, wie ich andere heute behandle, damit jeder Mensch ein Gast in meiner Gegenwart ist.