Tägliche Meditationen
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Mittwoch,
23. Mai 2018

Von Grenzen und Geist

Mittwoch der siebten Woche im Jahreskreis
Hl. Desiderius, Bischof
Hl. Wigbert, Abt
Bartholomäus Bauer OFM

Dorit Wilke-Lopez

Mk 9,38-40
In jener Zeit sagte Johannes, einer der Zwölf, zu Jesus: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.

Einführendes Gebet: Heiliger Geist, komm jetzt und erfülle mich ganz. Öffne jeden Winkel in meiner Seele und in meinem Leib für das Wort Gottes. Schaff in mir Raum für die frohe Botschaft. Tritt du, wo mir die Worte fehlen, vor Gott mit Seufzen und Flehen ein.

Bitte: Jesus, bitte mach mein Herz so weit und tolerant wie deines.

1. Der Wert der Anderen. Die Apostel sind der engste Kreis der Vertrauten um Jesus. Sie folgen ihm nach. Ein Kreis ist aber erst dadurch ein Kreis, dass er eine Grenzlinie hat. Die Apostel möchten sich deswegen abgrenzen. Andere sollen sich nicht auf Jesus beziehen, wenn sie nicht zu ihrem Grüppchen gehören. Johannes spricht es aus: Er will diejenigen ausgrenzen, die in Jesu Namen Dämonen austreiben, ohne Jesus explizit nachzufolgen. Dieses Verhalten ist ein typisches Verhalten von Menschen, die sich Gruppen zugehörig fühlen: andere Gruppen werden mit Misstrauen betrachtet - in der Schule die aus der Parallelklasse, in der Firma die von der anderen Abteilung.... wie stehe ich zu anderen Gruppierungen? Interessiert? Neugierig? Oder eher ablehnend, misstrauisch? Im ersten Fall kann ich Neues kennenlernen und dazulernen, im zweiten Fall verfestige ich meine Meinung und erfahre nichts Neues.

2. Toleranz und Großzügigkeit. Diese Begebenheit mit Jesus und den Aposteln scheint mir von der Ökumene der Christen zu sprechen. Wie tolerant und großzügig Jesus hier ist! "Wer nicht gegen uns ist, ist für uns." Wie ist meine eigene Haltung gegenüber den anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften? Bin ich eher ablehnend oder eher interessiert?

3. Der Geist weht überall. Offenbar bekommen auch Menschen, die Jesus nicht explizit nachfolgen, Gaben von Jesus, vorausgesetzt, sie rufen seinen mächtigen Namen an. Wenn auch die katholische Kirche diejenige ist, die das Geschenk der ununterbrochenen apostolischen Sukzession, des Glaubensguts und der sieben Sakramente – die ganze Fülle der Heilsmittel – bewahrt hat, so ist der Geist doch auch in den anderen christlichen Gemeinschaften tätig. Ich denke an die Freikirchen, die in Lateinamerika so viel Zulauf haben, in denen viele Heilungen geschehen. Es kommt vor allem auf eine wahre Religiosität und den Glauben an Gottes Macht an, auch heute noch Wunder zu tun. Wie schön, dass Gottes Geist überall weht und dass Jesus ihn ohne Maß gibt.

Gespräch mit Christus: Jesus, deine Liebe kennt keine Grenzen. Bitte erinnere mich daran immer wieder. Schenke mir Respekt und Toleranz gegenüber Menschen, die anders sind als ich. Ich möchte dir danken für die Vielfalt, die du in dieser Welt erschaffen hast.

Möglicher Vorsatz: Vielleicht kann ich bei nächster Gelegenheit einen Besuch in einer benachbarten Gemeinde machen, vielleicht sogar auch in einer, die eine andere Konfession hat als ich.

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