Tägliche Meditationen
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Freitag,
20. Juli 2007

Barmherzigkeit und Opfer

Freitag der fünfzehnten Woche im Jahreskreis

P. Shawn Aaron LC

Mt 12,1-8
In jener Zeit ging Jesus an einem Sabbat durch die Kornfelder. Seine Jünger hatten Hunger; sie rissen deshalb Ähren ab und aßen davon. Die Pharisäer sahen es und sagten zu ihm: Sieh her, deine Jünger tun etwas, das am Sabbat verboten ist. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren - wie er in das Haus Gottes ging und wie sie die heiligen Brote aßen, die weder er noch seine Begleiter, sondern nur die Priester essen durften? Oder habt ihr nicht im Gesetz gelesen, dass am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entweihen, ohne sich schuldig zu machen? Ich sage euch: Hier ist einer, der größer ist als der Tempel. Wenn ihr begriffen hättet, was das heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer, dann hättet ihr nicht Unschuldige verurteilt; denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.

Einführendes Gebet:   Vater, deine Liebe zu uns übertrifft all unsere Hoffnungen und Wünsche. Ich komme wieder als Sünder zu dir und bitte dich um Vergebung meines Versagens. Bewahre mich in deinem Frieden, und führe mich auf den Weg der Erlösung. Ich bitte dich darum durch Christus unseren Herrn.

Bitte:  Jesus, sanftmütig und demütig von Herzen, bilde mein Herz nach deinem Herzen.

1. Als die Pharisäer das sahen In dieser Situation repräsentieren die Pharisäer diejenigen, die große und kleine Schwächen anderer aufspüren wollen, um so ein Gefühl der Überlegenheit über andere erleben zu können, die sie für schwach, töricht oder geringer in Würde und Stand halten. Manchmal fühlen sie sich von der Person bedroht oder sie sind insgeheim neidisch und dieses Neidgefühl erzeugt Hass gegen diese Person. Solche Menschen erhoffen tatsächlich den Sturz eines Menschen, sie suchen danach, ihn bei einer Sünde zu ertappen, oder Informationen über skandalöse Ereignisse zu bekommen, was ihnen ein Gefühl selbstgefälligen Sieges und Sicherheit verleiht. Diese Neigung kommt alltäglich in der Form vor, dass wir uns auf die Schwächen und Eigenheiten anderer konzentrieren, auch wenn wir insgeheim wissen, dass wir selbst die gleichen Sünden und Fehler haben oder haben können. In all diesen Fällen beruft man sich auf eine objektive Norm als Rechtfertigung der eigenen Haltung wie bei einer „Hexenjagd”. Das Gesetz wird als Gummiknüppel benutzt, weil es am Ende nur um Macht und Sicherheit geht.

2. Habt ihr nicht gelesen ? Jesus verweist auf die Schrift, um an zwei Ereignisse zu erinnern, bei denen unter bestimmten Umständen das Recht dem Wohl des Menschen untergeordnet war. Auf diese Weise möchte er sie darüber belehren, dass das Recht kein Selbstzweck ist. Es war niemals als Zwangsjacke oder Gummiknüppel gedacht, das Recht sollte immer Diener zum Wohle des Menschen sein. Hat Jesus das Recht nun relativiert? Keinesfalls. Zum Beispiel ist es niemals und unter keinen Umständen erlaubt, vorsätzlich unschuldiges Leben zu töten. Jesus spricht hier nicht absolute Normen der Moral an, wohl aber Gesetze, die irrtümlich wie absolute moralische Normen behandelt werden, und die Gesinnung, mit der diese Normen angewendet und beschworen werden. Gelegentliches Abreißen vereinzelter Ähren auf dem Weg durch ein Kornfeld kann kaum als Arbeit an einem Sabbat bezeichnet werden.

3. Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Wenn wir jemanden lieben, ‐ sei es die Ehefrau oder den Ehemann, ein Kind, ein Geschwisterteil oder einen(e) Freund(in) ‐ der uns täglich seine (ihre) Liebe beteuert, jedoch systematisch Handlungen begeht, die schwerwiegend gegen diese Worte verstoßen, würde uns das stören? Würden wir das übersehen? Können wir wirklich glauben, dass Gott noch daran interessiert sein könnte, dass wir gewisse Gesetze und Rituale beachten, wenn wir Hass, Selbstsucht und sinnlicher Begierde in unseren Herzen Unterschlupf gewähren? Würde er konkret das Gesetz so geben, dass solche Laster in unseren Herzen heranwachsen und wir ihn durch unser Verhalten nach außen „zum Narren halten” könnten? Kann der Umstand, dass ich zur Heiligen Messe gehe, täglich den Rosenkranz bete, tc. Gott wirklich blind machen gegenüber solchen Sünden, die gegen die Nächstenliebe verstoßen, wie zum Beispiel Menschen nicht verzeihen oder Klatsch, Verleumdung und so weiter. Wenn ich Gutes tue, weil ich unsern Herrn liebe und weil ich seine Liebe in ehrlichem Bemühen, die Menschen um mich herum zu lieben, nachahmen möchte, dann habe ich den Zweck des Gesetzes verstanden. Wenn ich dort noch nicht angekommen bin, dann sind die Worte Jesu eine Einladung, mein Denken und meine Haltung neu auszurichten.

Gespräch mit Christus:  Jesus, lass mich erkennen, wo ich überall stolz und selbstsüchtig handle, denn das trennt mich von dir und lässt mich die Not der anderen nicht mehr sehen. Hilf mir, dass ich dich in meinem Nachbarn sehe und mich bemühe, dich bei jeder Handlung während des Tages zu lieben. Lehre mich, nach deinen Geboten in Liebe zu leben und nicht nur das Gesetz zu befolgen. Mutter, du Reinste, lass mein Herz nur für Jesus schlagen.

Vorsatz:   Heute will ich Christus in der heiligen Eucharistie besuchen und für alle beten, die mit Aufgaben in kirchlicher oder staatlicher Verantwortung betraut sind.

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