Tägliche Meditationen
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Sonntag,
26. November 2006

Eine Frage des Königtums

Vierunddreißigster Sonntag im Jahreskreis
Christkönig

P. Edward Hopkins LC

Joh 18,33-37
Pilatus ging wieder in das Prätorium hinein, ließ Jesus rufen und fragte ihn: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben es dir andere über mich gesagt? Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein eigenes Volk und die Hohenpriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan? Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier. Pilatus sagte zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.

Einführendes Gebet:   Lieber Jesus, ich glaube, dass du die Wahrheit selbst bist; dass du die Grundlage für jedes moralische Urteil bist. Ich vertraue darauf, dass du dich wirklich um mich kümmerst und mir die Fähigkeit gibst, die Bedürfnisse anderer zu erkennen. Ich liebe dich, Herr, und ich will dir das jetzt mit meinem Wunsch zu beten zeigen. Segne mein Verlangen und verwandele es in ein lebendiges Geschenk meiner selbst. Ich möchte die „Wahrheit in Liebe tun.”

Bitte:  Mache deine Wahrheit zu meinem Leben, Herr!

1.  Meine eigenen Fragen stellen.   Wir bilden uns jeden Tag unzählige Urteile. Oft basieren sie mehr darauf, was andere gesagt haben, als darauf, was wir wissen. Es wird uns oft gesagt, was wir denken sollen: von den Massenmedien, der Regierung und sogar von Kollegen. Das Urteil von Pilatus basierte darauf, was andere gesagt hatten. Seine Frage an Jesus war die eines Funktionärs; nicht eines Menschen der ehrlich nach der Wahrheit sucht. Jesus spürte diese Schwäche und konfrontierte ihn damit. Pilatus’ Entschuldigung war, dass er keine Jude war, wie könnte er auch nur eine Hoffnung haben, zu verstehen? Ich selbst werde eines Tages danach gerichtet werden wie ich gerichtet habe. Wie fair, wie ehrlich und, wie wirklich interessiert bin ich an anderen? Behandle ich sie so, als ob sie mir wirklich etwas bedeuteten?

2.  Jesus steht über dieser Welt.   Die von Pilatus in Worten ausgedrückten Gedanken und die Anschuldigungen der Sanhedrin gegen Jesus stammen von dieser Welt. Es ist eine Welt, in der einmal angeklagte Menschen bereits gerichtet sind; in der die meisten Urteile verborgen bleiben und doch durch Handlungen und Unterlassungen Rufmord für den betroffenen Menschen bedeuten; eine Welt in der „was andere von mir denken” am wichtigsten ist. Das ist nicht der Weg Jesu, und diese Denkweise kann ihn auch nicht im entferntesten beurteilen Er rechtfertigt sich vor Gott allein, so wie er nur lebt, um seinem Vater zu gefallen. Gehöre ich zu dieser Welt? Wie sehr hält mich diese Welt gefangen? Wie weit ist mein Verhalten von ihren Urteilen beeinflusst?

3.  Zum Königtum der Wahrheit gehören.   Was relativ ist kann niemals das Absolute beurteilen, genausowenig wie die sich ändernden Jahreszeiten die menschliche Natur definieren. Nur ein Richtspruch vom Absoluten kann wirkliche Werte für alle feststellen. Schon vor seiner Wahl zum Papst nannte Kardinal Joseph Ratzinger die Überbewertung subjektiver, persönlicher Werten eine „Diktatur des Relativismus, die nichts als definitiv anerkennt und deren endgültiges Ziel einzig in dem eigenen Ich und seinem Begehren besteht. (Kardinal Ratzinger, Predigt vom 18. April 2005). In der gleichen Predigt stellte er dieser relativistischen „Wahrheit” die Freundschaft mit Christus gegenüber. Wirkliche Freundschaft mit Christus ist das einzige Licht, das uns führen kann. Das setzt voraus, dass wir ihr alles andere, von dem wir glauben, dass es uns führen könnte, unterordnen: unser Ego, unsere eigenen Gefühle und unsere selbstsüchtigen Wünsche. Seine Wege, Liebe und Wahrheit, stehen an der Stelle der Selbstsucht. Ohne diesen Anker, diesen König, schlittert unsere schwache, gefallene Natur in jede Ideologie oder neue Gedankenschule, die gerade modern ist. Pontius Pilatus war hin- und hergetrieben von den Wellen des Zeitgeistes seiner Zeit. Weder Pilatus noch die Welt können Jesus richten. Und nur er kann uns richten. Gott kann und will uns danach richten, ob wir in dem Reich der Ewigen Wahrheit gelebt haben oder nicht. In welchem Königtum lebe ich?

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, du bist mein König und dein Königtum ist die Wahrheit. Forme meinen Verstand, dass ich alles im Verhältnis zu dir erkenne. Forme mein Herz, dass ich alle Menschen im Verhältnis zu deiner Liebe beurteile. Befreie mich von den Täuschungen durch Stolz, Menschenfurcht und Eigenliebe. Ich möchte, dass nur deine Liebe in meinem Herzen regiert!

Vorsatz:   Diese Woche will ich jede Beurteilung unterlassen, die sich auf Hörensagen gründen. Ich will sie mit einem Gebet für diese Menschen ersetzen und sie im Zweifelsfalle als unschuldig betrachten und sie der Obhut unseres Herrn anvertrauen.

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