Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
14. Dezember 2006

Ein Himmelreich für die Gewalttätigen?

Donnerstag der zweiten Woche im Advent
Heiliger Johannes vom Kreuz

P. Walter Schu LC

Mt 11,11-15
Amen, das sage ich euch: Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er. Seit den Tagen Johannes' des Täufers bis heute wird dem Himmelreich Gewalt angetan; die Gewalttätigen reißen es an sich. Denn bis hin zu Johannes haben alle Propheten und das Gesetz (über diese Dinge) geweissagt. Und wenn ihr es gelten lassen wollt: Ja, er ist Elija, der wiederkommen soll. Wer Ohren hat, der höre!

Einführendes Gebet:   Herr, ich glaube, dass du hier bei mir bist, so wie ich demütig vor dir knie und dich ehre und preise. Ich sehne mich nach der Belohnung, die du jenen versprochen hast, die dich mit ungeteiltem Herzen lieben. Mein Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet in dir.

Bitte:  Herr, hilf mir, tiefer zu erfahren, wie es im Himmel sein wird ‐ die unbeschreibbare Freude ‐ und führe mich, damit ich im Gebet und in der Gnade verbleibe, so das ich eines Tages in deiner Herrlichkeit im Himmel verweilen kann.

1.  ”Niemand ist größer als Johannes.”   Mit einer Spur von Bewunderung macht Christus an dieser Stelle Johannes dem Täufer die höchsten Komplimente: „Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer.” Und Christus offenbart warum: Johannes ist der letzte Prophet; er ist derjenige, der die Zeit des Gesetzes und der Propheten beendet. Aber er ist sogar mehr. Er ist Elias, derjenige, der vor dem verheißenen Messias gesandt ist, um diesem den Weg zu bereiten. Dann kommt die unerwartete Wende: „Doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er.” Wecken Christi Worte nicht in unseren Herzen ein glühendes Verlangen nach dem Himmel? Was sonst könnte in unserem Leben bedeutend sein, wenn nicht dort anzukommen, wo der letzte von uns größer sein wird als der größte auf dieser Erde?

2.  Verlangen nach dem Himmel   Wie sehr verlangen wir wirklich danach, unser letztes Ziel zu erreichen? Spiegelt unsere Haltung nicht manchmal die des heiligen Augustinus während seines Bekehrungsprozesses wider, bevor er die letzte, entscheidende Gnade, sein Leben völlig Gott anzuvertrauen, empfing? Müssen wir nicht zugeben, dass wir häufig zu Gott sagen „Herr, bring mich bitte in den Himmel ‐ aber noch nicht jetzt!?” Der heilige Cyprian betrachtet dieses Phänomen in einer seiner Predigten: „Wie unvernünftig ist es zu beten, dass Gottes Wille geschehe, ihm aber dann nicht sofort zu gehorchen, wenn er uns aus der Welt abberuft! Stattdessen kämpfen wir und widersetzen uns wie starrköpfige Sklaven und werden mit Kummer und Klage in die Gegenwart des Herrn gebracht; wir stimmen unserem Abschied nicht freiwillig zu, sondern nur gezwungenermaßen. Dennoch erwarten wir, mit himmlischen Ehren belohnt zu werden von ihm, zu dem wir gegen unseren Willen gekommen sind!”

3.  „Dem Himmelreich wird Gewalt angetan”   Ein wahres Verlangen nach dem Himmel ist notwendig, weil es nicht einfach ist, dorthin zu kommen. Christus versichert uns, „dem Himmelreich wird Gewalt angetan”. Was meint unser Herr mir dieser rätselhaften Zusicherung? Sicherlich beabsichtigt er nicht, seinem eigenen neuen Gebot der Liebe zu widersprechen? Diese „Gewalt”, von der Christus spricht, muss allein von uns selbst ausgehen. Wir müssen den Fußspuren des heiligen Johannes vom Kreuz, dessen Fest wir heute feiern, folgen und unsere irdischen Neigungen abtöten, um zu den Höhen der Heiligkeit zu gelangen. Bin ich bereit, aufzugeben, was häufig der innerste Teil von uns zu sein scheint? Kann ich den Herrn um Demut bitten? „Dass andere mehr geliebt werden als ich. Dass andere gerufen werden, Positionen einzunehmen, ich aber vergessen werde. Dass andere in allem mir vorgezogen werden. Herr Jesus, mache dies zu meinem Gebet” (aus der „Litanei der Demut”, traditionelles Gebet).

Gespräch mit Christus:  Herr, du zeigst mir, dass der Himmel nicht für die Schwachen und Weichen ist, sondern für solche, die im Abtöten ihrer selbst stark sind und die für dich und die Rettung der Seelen leben. Hilf mir, an Kraft zu wachsen, um den Himmel zu gewinnen.

Vorsatz:   Heute werde ich eine besondere Geste der Demut üben, in dem ich jener Person in der Familie diene, die ich am wenigsten mag.

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