Tägliche Meditationen
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Freitag,
15. Dezember 2006

Einfachheit des Herzens

Freitag der zweiten Woche im Advent

P. Walter Schu LC

Mt 11,16-19
Jesus sagte zu der Menge: Mit wem soll ich diese Generation vergleichen? Sie gleicht Kindern, die auf dem Marktplatz sitzen und anderen Kindern zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte (Hochzeitslieder) gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt euch nicht an die Brust geschlagen. Johannes ist gekommen, er isst nicht und trinkt nicht, und sie sagen: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagen sie: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat die Weisheit durch die Taten, die sie bewirkt hat, recht bekommen.

Einführendes Gebet:   Herr, es ist schwierig, in der Welt zu sein, ohne von der Welt zu sein. Wegen der täglichen Nöte vergesse ich häufig all die Gnaden, die ich von dir empfangen habe. Hilf mir, alle Dinge mit den Augen des Glaubens zu sehen und deine Güte und Liebe in jeder Situation meines Tages zu entdecken.

Bitte:  Herr, hilf mir, in der Tugend der Einfachheit des Herzens zu wachsen.

1.  „Böses finden, wo es nur Gutes gibt”   Es kommt nicht häufig vor, dass Christus sich selbst eine Frage laut stellt. Er macht dies nur, wenn etwas sein Herz tief anrührt. „Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben?” (Mk 4,30). Im heutigen Evangelium ist Christi Herz durch die perverse menschliche Natur verletzt, weil beide, Johannes, sein Vorgänger, und Christus selbst von vielen, zu deren Rettung er gekommen ist, abgelehnt werden. Beide werden abgelehnt aus genau gegenteiligen Gründen. Wir sehen klar die allzu menschliche Neigung, unser eigenes Verhalten zu rechtfertigen, in dem wir Sünde sehen, wo nur Tugend ist. Der heilige Papst Gregor der Große beschreibt dies folgendermaßen: „Wenn sie etwas finden, das offensichtlich gut ist, so suchen sie darin, um herauszufinden, ob nicht doch noch etwas Schlechtes darin verborgen ist” (Moralia 6,22).

2.  Einfachheit des Herzens   Das heutige Evangelium offenbart die dramatischste Realität: Wir sind frei, Gott abzulehnen. Dazu müssen wir nur unserer gefallenen Natur nachgeben. Was ist das Heilmittel? Wie können wir vermeiden, Christus zu verurteilen, wie die Menge im Evangelium, und stattdessen zulassen, dass seine Wege der Maßstab und Standard unseres Lebens sind? Eine Schlüsseltugend dazu ist die Einfachheit des Herzens.

3.  Nichts kann eine Hoffnung zunichte machen   Wer ist nicht berührt bei der Betrachtung der zweiten Person der Dreifaltigkeit, die als hilfloses Kind geboren wird und im Stroh einer Krippe liegt, um uns zu erlösen? Einige werden das Kind mit Verachtung betrachten und versuchen, es zu töten; andere werden gleichgültig an ihm vorübergehen, sich seiner wahren Identität nicht bewusst sein; andere jedoch werden in seine Gegenwart gelangen und ihn ehren und ihm Geschenke machen. Ungeachtet meines Verhaltens schlägt das Herz Christi für mich, für jeden meiner Brüder und Schwestern ‐ in dieser heiligen Nacht. Wer kann begreifen, was dies für das Leben des Menschen, für die Geschichte der Menschheit und für die kleine Geschichte jeder einzelnen Seele bedeutet!? Nichts kann eine Hoffnungsblüte zunichte machen, weil sie Wurzeln schlägt im Herzen Gottes selbst.

Gespräch mit Christus:  Ich danke dir, Herr, dass du an mich gedacht hast, als du in der kalten Winternacht zu Bethlehem in diese Welt gekommen bist. Danke für die neue Hoffnung und den Sinn, den du meinem Leben ‐ und jedem Leben ‐ gegeben hast durch deine Liebe, die keine Grenzen kennt.

Vorsatz:   Ich werde alle Ereignisse meines heutigen Tages mit Einfachheit sehen und andere mit der Güte des Herzens betrachten.

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